FELDTAUBEN
Die gewohnliche Feldtaube kann man als die erste
Haustaubenrasse bezeichnen. Feldtauben sind die direkten Nachkommen der
gezahmten Felsentauben und unterscheiden sich in ihrem UuUeren kaum von den
Stadttauben. Im Altertum wurden sie zu Abertausenden in Taubenturmen in Italien,
Frankreich, Spanien und auch in Nordafrika gehalten. AI] diese Tauben trugen den
Namen Feldtaube zu Recht, denn sie mubten sich auf dem Felde ihre Nahrung
suchen. Es waren scheue und fluchtige Tiere, aber sie kehrten stets in ihre
Taubenturme zuruck. Ein Taubenturm beherbergte bis zu 4000 Tiere. Sie wurden
nicht immer nur zur Fleischerzeugung gehalten. sondern vielfach zur Gewinnung
ihres Dunges, den man auf den Feldern und auch zum Gerben von Leder verwandte.
All diese Tauben - ganz gleich, ob sie in Nordafrika oder Europa lebten -
unterschieden sich, nach alten Bildern zu urteilen, nicht voneinander und auch
nicht von unseren heutigen Stadttauben, wohl aber von dem deutschen
FELDFLUCHTER. der direkt aus den ersten gezahmten Tauben entstand. Der Name
bedeutet eigentlich "Feldflieger," nicht etwa Fluchter in unserem heutigen
Sinne. Auch diese Tauben flogen auf die Felder der Umgebung und versorgten sich
quasi selbst. Der Kopf dieser Tiere war recht charakteristisch und erinnerte
noch an Wildtauben. Hauptsachlich wurden diese Tauben auf den Gutern zwischen
Oder und Elbe gehalten, wo sie in Schwarmen von einigen hundert Stuck
anzutreffen waren.
Nach Ortlepp fand man echte Feldfluchter in Sachsen noch
bis 1886/90, dann wurden sie immer seltener, und heute wird es kaum noch ein
echtes Tier geben. Reine Rassevertreter waren graublau, der Hals mit
Gefiederglanz, Brust und Unterleib etwas heller. Die Flugel hatten zwei dunkle
Binden. Der Schnabel war dunn. AuUerdem gab es noch blaugehammerte und ganz
schwarze Tiere, andere Farben galten als nicht echt.
BISETTAUBEN sind
die franzosischen Feldtauben, relativ klein und schlank. Man findet sie nur noch
vereinzelt in den Landgemeinden.
CASALINOTAUBEN heiUen die italienischen
Feldtauben, die sich kaum von den franzosischen unterscheiden.
ZURITATAUBEN sind die auch heute noch in Spanien vorkommenden
Feldtauben. Im Vergleich zu unseren Feldtauben sind sie kleiner und leichter. Es
gibt sie nur in blauer Farbe mit dunklen Flugelbinden und sehr selten
blaugehammert. Als Rasse haben sie sich die Taubenschlage der Liebhaber nicht
erobern konnen. Als Tauben. auf die geschossen wurde - ein grausamer Sport, den
es in Spanien lange Zeit gab Uwurden sie in grober Zahl gezuchtet. Heute schiebt
man auch in Spanien auf "Tontauben".
Feldtauben leben heute noch in
Taubenturmen auf den griechischen Inseln, besonders auf Tinos, das gerade durch
diese Taubenturme beruhmt geworden ist. Aber die Zahl der Taubenturme und der
Feldtauben nimmt auch dort immer mehr ab. Auf den griechischen Inseln findet man
unter den halbwilden Feldtauben erstaunlich viele weibe Exemplare.