3. WAMMENTAUBENARTIGE FORMENTAUBEN
Wammentauben sind weit
verbreitet in der Turkei, im Libanon, Syrien. Jordanien Israel, Ugypten, im Irak
und Iran. Es gibt zahlreiche Rassen, die oft nur als Lokalschlage auftreten. In
ihrer Heimat fuhren sie eigene Namen. Eine Rasse hat sogar Locken auf dem
Flugelschild analog zu unseren Lockentauben. Die Syrischen Wammentauben werden
in den meisten Landern der Erde "Beiruter Brieftauben" genannt. Sie sind
vorwiegend in Syrien und dem Libanon verbreitet und besitzen tatsachlich gewisse
Brieftaubenahnlichkeit. Diese Rassen waren uns lange Zeit im einzelnen kaum
bekannt. Ansatzweise kannten wir sie nur aus der franzosischen Fachliteratur
sowie aus Mitteilungen von turkischen und syrischen Zuchtern. Erst in den
letzten Jahren konnten sich auch einige Rassen in Europa und Amerika etablieren.
Neben denjenigen aus dem Orient wurden auch in Portugal einige
WammenUtaubenrassen erzuchtet. Sie sind zu dortigen Nationalrassen geworden. Die
Kehlwamme ist bei ihnen starker ausgepragt als bei denen des Orients. Zur
Untergruppe der Wammentauben gehoren auch die Libanontaube, die Somabialtaube
und der Damascener. Alle zeichnen sich durch eine ausgepragte Kehlwamme aus.
Dieses Merkmal finden wir bei keiner anderen Gruppe in diesem Ausmab. Wohl
zeigen Movchen eine Kehlwamme, doch ist sie in ihrer GroUe mit derjenigen der
Wammentauben kaum vergleichbar. Movchen und Wammentauben sind verwandte
Familien, worauf schon Schachtzabel (1914) hingewiesen hat, zudem stammen beide
aus dem gleichen Verbreitungsgebiet, dem vorderen Orient.
Die Damascener
haben eine weniger ausgepragte Kehlwamme, weil in Europa Italienische Movchen
eingekreuzt wurden. Libanontauben haben eine markantcre Kehlwamme. Einfarbige
Libanontauben sind von einfarbigen Syrischen Wammentauben kaum zu unterscheiden.
Die Somabialtaube aus Indien bildet den Abschlub der Wammentauben. Sie ist
ursprunglich in der Turkei entstanden und ein Verwandter des Damasceners. Die
Familie der Seglertauben schliebt sich an. Die Syrischen Wammentauben aus Syrien
und dem Libanon sind in der Turkei weit verbreitet. Syrer und Turken haben fur
jeden Farbschlag landesubliche eigene Namen. International gesehen unterscheiden
sich einige Rassen wiederum in Farben und Zeichnungen. Syrische Wammentauben
werden gelegentlich zum FlugtaubcnUsport eingesetzt. Die Beduinen nahmen fruher
einige dieser Tauben mit auf ihre Reisen. Machten sie Rast in einer Oase, wurden
einige Tauben aufgelassen, die spiralenformig aufstiegen. Sobald die Tauben eine
gewisse Flughohe erreicht hatten. zeigten die Beduinen eine Locktaube. Sofort
kamen die Tiere wieder herunter, lieUen sich muhelos greifen und in die
Reisekorbe setzen. Einige Tiere waren sogar so gut dressiert, dab sie nur auf
Kommando herunterkamen, wenn ihnen am Erdboden der mit ihnen verpaarte Partner
gezeigt wurde.
Die SYRISCHE WAMMENTAUBE bzw. BEIRUTER WAMMENTAUBE (Ahh.
50) ist in Deutschland unter ersterer Bezeichnung anerkannt, wahrend
international meist die zweite ublich ist. so nennt man sie in Frankreich "Le
Beyrouth", wahrend sie in englischer Sprache schlicht "Dewiap" heiUt, was Wamme
bedeutet. In Syrien und im Libanon ist sie schon seit Jahrhunderten bekannt. Im
Altertum diente sie als QoteatwbeU Die heutigen Wammentauben haben diese
Funktion nicht mehr. Es sind faaftige und fluggewandte Tauben. Der Franzose de
Roo (1883) beschrieb sie als
"Botentauben aus Beirut" und meinte: "Sie sind
oft etwas streitbar und haben eine ungewohnlich tiefe Stimme." Auch Levi (1957)
berichtet von dieser auUergewohnlich tiefen Stimme. In ihrer Heimat werden sie
oft in kleinen dunklen Verschlagen paarweise gehalten und nur zum Fluge mehrmals
am Tage herausgelassen. Sie sind etwas grober als Brieftauben. Ihr Korpergewicht
liegt bei 600 bis 650 g. Der Kopf ist kraftig und glatt, der Scheitel
abgeflacht. Stirn und Schnabel bilden eine schrag verlaufende Linie. Die Augen
sind orangefarbig bis feurigrot. Der Augenrand ist gut entwickelt, im Alter
etwas breiter werdend und rotlich gefarbt. Der Schnabel ist kraftig und
mittellang, in der Fortsetzung der Stirn schrag nach unten gerichtet, seine
Farbe soll fleischfarbig sein. Die Schabelwarzen sind gut entwickelt, der Hals
gestreckt und langer als normal, mit moglichst gut ausgepragter Kehlwamme. Die
breite Brust wird etwas angehoben getragen. Der breite Rucken fallt leicht ab.
Die kraftigen Flugel liegen straff am Korper an. Der Schwanz ist mittellang und
uberragt die Schwingen nur wenig. Die unbefiederten Laufe sind kraftig und
ziemlich lang, das Gefieder straff.
Syrische Wammentauben kommen in
folgender Zeichnung vor: weib sind sieben bis zehn Handschwingen und eine 1U2 cm
lange weibe Stirnschnippe.weibe Federn sitzen auch unterhalb der Ohroffnungen am
Oberhals, von den Syrern "halaq" (Ohrringe) genannt. Diese langlichen oder
runden weiben Flecke sollen 1U2 cm im Durchmesser oder in der Lange sowie an
beiden Seiten etwa gleichgrob sein. Die weiben Ohrringe konnen bei Schwarzen
auch fehlen. So werden sie in Syrien mit diesem Merkmal gezuchtet, im Libanon
hingegen ohne. Nach Angaben libanesischer Zuchter gibt es in Syrien und dem
Libanon folgende Farben: Ablaq Azraq = Blau mit Binden, Ablaq Ahmar = Rotfahl
mit Binden, Bhels Azraq = Blaugehammert, Bhels Ahmar = Rotgehammert, Maawad
Aswad = Schwarz. Maawad Ahmar = Ro( Maawad Asfar = Gelb. Rote und Gelbe sollen
keine Ohrringe haben.
Die TURKISCHEN WAMMENTAUBEN entsprechen in der
Korperform weitgehend den Syrischen, nur gibt es bei ihnen eine Unzahl weiterer
Farbschla"e: zunachst einmal einfarbige Tiere ohne jegliche weibe Feder in
Schwarz, Blau mit dunklen Flugelbinden, Blaugehammert, Blaufahl, Rauchblau und
Indigo, auUerdem Geschuppte, die einen dunklen Schwanz und dunkle Schwingen
haben. Auch der Kopf ist dunkler als das ubrige Gefieder. Der Hals ist
silberfarbig mit gesaumten Federn. Jeder Federrand ist von einem dunklen Saum
umgeben, der nicht zu breit sein soll. Das Flugelschild ist ebenso geschuppt;
jedoch ist der dunkle Federsaurn breiter. Die Grundfarbe ist silberfahl bis
silbergrau, wobei jede einzelne Feder dunkel gesaumt sein soll. Es gibt hellere
und dunklere Varianten. Man findet in der Turkei auch Schwarze mit weiben
Flalbmond auf dem Vorderhals, weibem Schwanz, weiben Schwingen, weiben
Flugelbinden, gesaumten SchwanzU und Schwungfedern oder auch nur mit einem der
genannten weiben Abzeichen. Diese werden international zu den Libanontauben
gerechnet, obwohl sie in ihrer Korperform oft nicht von den Syrischen
Wammentauben zu unterscheiden sind. Ich werde sie dennoch bei den Libanontauben
beschreiben.
Die ADANAU oder KUPELIUWAMMENTAUBEN (Abb. 5i) aus der
turkischen Stadt Adana kamen durch turkische Gastarbeiter nach Deutschland. Sie
sind den Wammentauben des Beiruter Typs sehr ahnlich, jedoch leichter und
kleiner und werden vorwiegend zum Flugsport verwendet. Werden sie zum Flug
aufgelassen, schrauben sie sich langsam kreisend hoher. Sie sind in der Lage,
bis zu einer last unsichtbaren Hohe aufzusteigen, doch wird dies von den
Zuchtern nicht gewunscht. denn jede fliegende Taube reagiert nur bis zu einer
bestimmten Flughohe auf die
Locktaube am Erdboden. Die turkischen Zuchter benutzen eine Fahne, um
ihre ifja^ea im Flug zu halten. Beim Setzen des Droppers, der Locktaube, sturzen
die Twie i" rasendem Tempo zur Erde nieder. Der spiralformige Absturz dauert nur
ppige Sekunden und endet mit spektakularem Brausen, hervorgerufen durch die
Ftederstellung beim Abbremsen. Dieser Sturzflug ist ein faszinierendes
Schauspiel. ggiui auUerordentlich steilen Absturzwinkel ist man immer wieder
uberrascht, dab die Tiere noch in der Lage sind, ihren rasenden Flug
abzustoppen, und nicht am gidboden zerschellen. pjir viele Taubenzuchter ist es
unvorstellbar, welche Flugtuchtigkeit diese y^aJiunentauben aufweisen und
welche geradezu zirzensischen Flugkunste sie zeiUgen. Es sind sehr intelligente
Tiere, die die Zeichen des Zuchters sofort erkennen. In moglichst optimaler
Technik dieses Wechselspieles liegt der Erfolg erfahrener Freunde dieser Rasse.
Solche Tauben sind sensible Geschopfe, kleine Personlichkeiten die der
individuellen Zuwendung des Zuchters bedurfen. Turkische Zuchter beschaftigen
sich wahrend ihrer ganzen Freizeit mit den Tieren. Auf Farbe und Zeichnung wird
wenig Wert gelegt - das Flugspiel der Tauben steht im Vordergrund. ginfarbige
Wammentauben wie in der Turkei gibt es im gesamten Orient, wobei jeder
Farbschlag einen eigenen Namen hat und als Rasse gilt. Neben Reinweiben werden
zudem Gescheckte gezuchtet, die nicht ausgestellt werden, sondern allein dem
Flugsport dienen. Daruber hinaus ist in Indonesien eine einfarbige oder
gescheckte Taubenrasse bekannt, die eine grobe, ausgepragte Kehlwamme zeigt.
Vielleicht konnte man sie INDONESISCHE WAMMENTAUBE nennen. AuUerhalb
ihrer Heimat bisher unbekannt, soll sie hiermit dennoch erwahnt werden.
Die BASRAER WAMMENTAUBEN (Abb. 52) stammen aus der
irakischen Stadt Basra. Franzosisch heiUen sie "Messager de Bassorah"
(Botentauben aus Basra). Sie sind etwas kleiner und schnittiger als die vorher
Beschriebenen, mit aufgerichtetem Korper und lebhaftem Wesen. Der Kopf ist
glatt, kraftig, flach gewolbt, mit breiter und leicht ansteigender Stirn. Die
Augen sind orangefarbig, der Augenrand zart und blab. Der Schnabel ist
mittellang, nicht sehr kraftig, gerade und fleischfarbig bei den hellen sowie
dunkelhornfarbig bei den blauen Farbschlagen. Die Nasenwarzen sind nur schwach
entwickelt. Der Hals soll kraftig sein, voll aus dem Korper hervortreten und
eine ausgepragte Kehlwamme zeigen. Die Brust ist breit und voll, der Rucken an
den Schultern breit: zum Schwanz hin verjungt er sich und fallt leicht ab. Die
Flugel sind kraftig und decken den Rucken gut. Der Schwanz ist schmal, wird gut
geschlossen getragen und folgt der Ruckenlinie. Die kraftigen Laufe sind
unbefiedert. Die Stimme der Tauben ist ungewohnlich tief. An Farbschlagen gibt
es zunachst: Hellgrundfarbige (Abiad): Grundfarbe hellUcremefarbig, Kopf etwas
heller. Halsfarbe sehr zartes Goldgelb. Diese Farbe kommt geschlechtsgebunden
nur bei Taubern vor. Gelbgrundfarbige (Schrabi) zeigen hellU crernefarbigen
Kopf, Flugelschild und Bauchgefieder, goldgelbe Halsfarbe, gelbliche
Flugelbinden, hellgraue Schwingen und Steuerfedern mit etwas dunklerer
Schwanzbinde. Bei Mehllichten (Abrasdel) sind Kopf, Flugelschild und Bauch
hellmehllicht, die Halsfarbe goldgelb, die Flugelbinden gelb bis gelbgrau.
SchwingenU und SteuerUfedem hellgrau und hellgerandet, die Schwanzbinde dunkler.
Blaugrundfarbig (Rihani): Die Tauber haben graublauen Kopf, Flugelschild, Bauch
und Schwanzgefieder, goldgelben Hals, hellschiefergraue Schwingen und
Flugelbinden sowie dunkelschiefergraue Schwanzbinde. Die Taubinnen zeigen blauen
Kopf, Flugelschild, Bauch und Schwanzfarbe. Die Brustfarbe ist ockerfarbig, die
Schwingen dunkelschiefergrau. Flugelbinden und die Schwanzbinde sind dunkel mit
ockerfarbigem Anflug. Basraer Wammentauben wurden bei uns zum erstenmal 1989 in
Nurnberg vorgestellt.
Die KENNFARBIGEN BASRAER WAMMENTAUBEN (Abb.
53) wurden erstmalig von Levi 1957 beschrieben. Die Taubinnen sind dem Farbbild
"Rihani". die Tauber der Variante "Abiad" zuzuordnen. Letztere ist
hellgrundfarbig, und beide Farbungen sind vorstehend schon beschrieben worden.
Falls sie reinerbig sind und f^fcht mit anderen Wammentauben gekreuzt wurden,
kann man das Geschlecht schon l^un Nestjungen erkennen. Die Basraer Wammentauben
sind zahm und fliegen nur pig ihr Gefieder ist weich und locker. Die Jungtiere
piepen nicht wie andere .^ge Tauben, ihre LautauUerungen werden vielmehr als
"Quieken" bezeichnet. ^eh sind sie stiller als andere junge Tauben. Analog dazu
haben auch die Alttiere Jpg andere als die gewohnte Taubenstimme.
Die GELOCKTEN SYRISCHEN WAMMENTAUBEN (Abb. 54)
sind keine Neuentdeckung, sondern wurden schon von Afra und Pinto (1927)
beschrieben. In ihrer Heimat heiUen sie "Mfattel", was soviel wie Locken
bedeutet. Die Tauben werden auch von anderen portugiesischen Autoren als
"Carneiro da Syria" und von den Franzosen als "Carneiro de Syrien" beschrieben,
also als Syrische Fleischtaube. Hierzulande trifft wohl am besten die
Bezeichnung "Gelockte Wammentauben", denn die Tiere haben auf dem Flugelschild
geringelte bzw. leicht angedeutet gelockte Federn.
Sie sind nahe verwandt
mit den sonstigen Syrischen Wammentauben. In Korperform und GroUe stehen sie in
etwa zwischen den schweren Beirutem und den leichten Basraern. Wenn wir von den
bekannten Syrischen Wammentauben ausgehen, so verfugen sie uber eine langere
Figur, langere Flugel, langeren Schwanz und sind tiefgestellt. Ihr Hals ist
kurzer und auch ziemlich voll, die Kehlwamme gut entwikUkelt. Der Kopf ist rund,
der Schadel etwas flach, die Augen dunkel, der Schnabel mittellang.
Die
Syrer teilen die Tauben in drei Zeichnungsarten ein:
1. Reinweibe, ohne eine
farbige Feder, mit heilem Schnabel und dunklen Augen CJMfattel" nach Levi).
2. Gefleckte sind uberwiegend weib, aber der Schwanz ist farbig, blau oder
schwarz. Paibige Federn findet man auch im ubrigen Gefieder, besonders am Kopf
und namentlich an dessen Seiten, in der Nahe der Ohren. Sind Stirn und Kehle
farbig. kann der Schnabel dunkel sein. Die weibe Grundfarbe ist auf jeden Fall
vorherrschend ("Abush" nach Levi).
3. Gescheckte sind ebenfalls weib, der
Kopf jedoch farbig, die Brust meist ganz gefarbt, ebenso Schwanz und grobe Teile
der Flugel. Insgesamt ist etwas mehr als die Halfte des Gefieders farbig.
Zeichnungsfarbe ist schwarz, seltener blau. Die beiden letztgenannten
Zeichnungsarten werden untereinander gepaart, damit die Nachzucht nicht zu
farbig oder zu weib wird ("Asch' ari" nach Levi).
Die
LATAKIJAUWAMMENTAUBEN stammen aus der syrischen Hafenstadt gleiUhgQ Mamens.
Vermutlich sind sie weitgehend identisch mit der vorher beschriebenen ^^niU
Wammentaube. Beide sind lokale Rassen, wobei die Latakija sicher alter sind.
uetafa.ch wurden sie in der franzosischen Fachliteratur beschrieben. Die
LatakijaUwammentwben sollen aus Kreuzungen von Beiruter Wammentauben mit
MekkaUog^en, den heutigen Arabischen Trommeltauben, entstanden sein. Daraus
ergibt sich, dab sie nicht so grob und massig wie die anderen Syrischen
Wammentauben sind. Ihre i^perhaltung ist weniger aufgerichtet, eher waagerecht,
dennoch mit nach hinten abfallendem Schwanz. Der Kopf steigt von der Stirn aus
steil an, dabei ist der Schadel igicht abgeplattet. Der Schnabel ist mittellang
und hell, an der Schnabelspitze dunkler. pig Augen sind dunkelbraun, die
Augenrander schmal und blabrotlich. Der Hals ist niittellang, die Wamme gut
ausgepragt. Die Schwingen ruhen auf dem Schwanz, dessen Ende sie nicht ganz
erreichen. Die Beine sind reichlich mittellang und unbefiedert. Farben und
Zeichnungen sind ahnlich wie bei der MazoniUWammentaube. AuUerdem haben die
Tiere einen weiben Schwanz, auch gibt es Exemplare mit weibem Halbmond, weibem
Schwanz und Schwingen. Sie kommen in Schwarz, Blau mit dunklen Binden und
Blaugehammert vor. Sehr hellblaue Tiere sollen auUerdem mit weibem Halbmond,
weiben Flugelbinden und weibem Schwanz vorhanden sein. Letztere gibt es
vermutlich auch mit weiben Schwungfedern. Rotfarbschlage nennt die alte
Fachliteratur nicht, konnten aber durchaus auch existieren.
Die MAZONI-WAMMENTAUBE (Abb. 55) wurde in
Deutschland erstmalig 1982 in Nurnberg gezeigt. Sie ist als Ausstellungsrasse
aber noch nicht anerkannt. Nach Reichenbach (1982) soll es sich um eine
arabische Rasse handeln, die bisher nur bruchstuckhaft in der westlichen
Fachliteratur erwahnt wurde. Sie zahlt zu den altesten orientalischen
Taubenrassen. Ihre Heimat liegt in Nordsyrien und in der Ostturkei. MazoniU
Wammentauben sind immer glattfuUig und glattkopfig. Der weibe Halbmond, den sie
stets auf dem Vorderhals haben, durfte eine der altesten zuchterisch
kultivierten weibscheckenzeichnungen sein. Wir beobachten diese Zeichnung bei
vielen Taubenrassen. In ihrer Korperform sind die Mazoni den Syrischen
Wammentauben des Basraer Typs ahnlich. Rucken und Schwanz fallen in
ununterbrochener Linie nach hinten ab. Die Stellung ist aufgerichtet wie
diejenige der Syrischen Wammentauben. Der Schnabel ist am Grunde hell und wird
nach vorn zu dunkel. Die Tauben kommen einfarbig mit dem weiben Halbmond vor.
Der Schwanz ist farbig. Es gibt eine weibschwanzige Variante, wobei es sich
vermutlich um die als "LatakijaUWammentauben" ofter beschriebene Abart handelt.
An Farbschlagen sind vorhanden: Schwarz, Blau mit schwarzen Flugelbinden.
Blaugehammert und Rotfahl. Letztere werden in ihrer Heimat "Abjidenep" genannt.
Die Schwarzen sind von schwarzen Libanontauben mit weibem Halbmond auf denn
Vorderhals kaum zu unterscheiden. Die Libanontauben sollen lediglich hoher sowie
aufrechter stehen und durfen nie dunkle Augen haben.
Die
ABU-ABSE-WAMMENTAUBEN (Abb. 56), 1982 in Nurnberg erstmalig gezeigt, sind ganz
eigenartige Tauben. Ihre Vorstellung war sozusagen eine WeltUpremiere, denn sie
waren bis dato in der Fachliteratur nicht beschrieben worden. Die CTSte
Beschreibung stammt von Reichenbach (1982) in der "GeflugelUBorse". Heimat
dieser Tauben ist Nordsyrien, besonders die Stadt Aleppo. Immer noch wissen Wir
nicht viel uber diese Rasse, die sicherlich aus dem vorigen Jahrhundert stammt.
Uff arabischer Name "Abu Abse" bedeutet etwa so viel wie "grimmig blickender
Herr" oder "Vater". Dies resultiert wohl aus den dunklen Augen und der
merkwurdigen Kopffederstruktur. In ihrem Wesen sind sie ruhig, sanft und
bescheiden. Hauptmerkmal der Rasse ist der eigenartige Wuchs der Kopffedern. An
der Stirn wachsen Federn nach oben, ebenso an den Kopfseiten hochstehende, wie
hochgekainint wirkend. Je massiver und auffalliger die Federn nach oben
gerichtet sind, desto besser Durch ihren verhaltnismabig langen Hals und die
stolze Haltung wirken die Tauben elegant und schlank, nicht so vollrumpfig wie
die Syrischen Wammentauben. Die Kehlwamme ist auch beim Abu Abse gut entwickelt
und ausgepragt vorhanden. Die Augen sind stets dunkel, fast schwarz. Der
Schnabel ist hornfarbig mit schwarzer Spitze, die Nasenwarzen markant entwickelt
und weib gepudert. Die schmalen Augenrander sind hell, der Hals gut mittellang
und voll. Die Tauben sind glattfuUig mit mittellangen Laufen. Ihre Korperhaltung
ist zwar aufrecht, aber mit nach hinten abfallender Ruckenpartie. Es gibt nur
einfarbig Schwarze mit glanzender Farbe. Die Tauben sind auch in ihrer Heimat
Raritaten und in Deutschland seit Jahren nicht mehr existent.
Wahrend
die vorstehend aufgefuhrten syrischen Wammentaubenrassen fast alle seit langer
Zeit bekannt sind und in der internationalen Fachliteratur relativ haufig
beschrieben wurden, sind solche aus Portugal auUerhalb ihrer Heimat und Spanien
fast unbekannt geblieben.
Die MARIOLAUWAMMENTAUBEN (Abb. 57) sind durch Kreuzungen von Syrischen
Wammentauben, Indianern, Kairouantauben und Movchen entstanden. Alle diese
Rassen waren durch die Mauren nach Spanien und Portugal gekommen. Spater wurden
auch noch Romer eingekreuzt. Die MariolabWammentauben sind die Nationalrasse
Portugals. Man findet sie jedoch nur in ihrer Heimat, selten in Spanien und in
den fruheren portugiesischen Kolonien. Die Tauben sind ungewohnlich breit und
dick; dabei stehen sie merkwurdig plump auf ihren kurzen Beinen und watscheln
oft wie eine Ente. Die Musterbeschreibung wurde im Heimatland 1926 aufgestellt.
Das Korpergewicht liegt zwischen 600 und IQO g. Der Kopf ist breit und immer
glatt, ohne Haube. Die Augen sind rot bis niangerot, doch sind auch helle Augen
zugelassen. Die Augenringe sind stark entwickelt und von roter Farbe. Mit
zunehmendem Alter der Tiere werden sie grob, wanig u"^ nehmen an Umfang zu. Der
Schnabel ist sehr kurz und dick, erscheint cQmit geradezu maulformig. Die
Schnabelwarzen sind ziemlich grob, in der Mitte geteilt und weib gepudert. Die
Kehlwamme beginnt bereits am vorderen Teil des unterschnabels und ist ein
wesentliches Merkmal der Rasse. Die Laufe sind kurz Qgj unbefiedert, das
Gefieder ist hart und straff. An Farbschlagen gibt es Einfarbige in allen Farben
und Gescheckte, Bindige, Qeiianimerte, Fahle, Gefleckte, Braune sowie
verschiedene Zwischenfarben. Einfarbig weibe haben orangefarbige Augen. Farbe
und Zeichnung sind Nebensache, richtiger sind Korperform und Haltung. Letztere
sollten aber nie vor Ende des dritten Lebensjahres beurteilt werden, denn erst
dann zeigen die Tauben die typischen Merkmale der Rasse. Jungere Tiere werden in
Portugal nicht ausgestellt. Mit dieser Rasse haben die Portugiesen ihr Konnen
als Taubenschopfer trefflich bewiesen. In Deutschland wurden sie von Reichenbach
erstmalig 1982 in Nurnberg vorgestellt.
Die MARIOLINHAUWAMMENTAUBE (Abb.
58) wurde erst nach 1900 aus Kreuzungen von MariolabWammentauben mit Movchen
erzuchtet. Es handelt sich um die verkleinerte Ausgabe der MariolabWammentauben.
Das Korpergewicht darf hochstens 400 g betragen. Nach unseren Begriffen ist die
Korperform einem Movchen ahnlich, jedoch ohne Movchenkrause. Der Schnabel ist
kurz, der Kopf abgerundet, die Augen orangefarbig bis dunkel, selten heller. Sie
werden umgeben von ziemlich breiten roten Augenrandern. Auch diese Rasse
erreicht ihre typische Form und die gewunschte Starke der Augenrander erst im
Alter von zwei bis vier Jahren. Sie wird in allen Farben gezuchtet, einfarbig,
gescheckt und auch reinweib.
Die LIBANONTAUBEN (Abb. 59 u. 60) gelten als
eine der schonsten Taubenrassen der Welt. Ihre Heimat ist der Orient, besonders
der Libanon und Syrien. Wahrend wir bei den syrischen Wammentauben verschiedene
Rassen unterscheiden, selten Libanontauben als eine Rasse, die lediglich in
verschiedenen Farben und Zeichnungen vorkommt. Diese sehr alte Rasse ist mit
anderen Wammentauben, aber auch mit den Movchen verwandt, was nicht zuletzt in
der Zeichnung zum Ausdruck kommt. Einige Farbschlage sind seit mehr als 100
Jahren gut bekannt, andere wurden erst in neuerer Zeit entdeckt. Die erste
Beschreibung stammt von den Franzosen Boitard und Corbie (1824). Nach
Deutschland kamen die ersten Exemplare um 1880, gingen aber schon vor dem
zweiten Weltkrieg wieder unter. Ihr bekanntester Zuchter war Otto Giesecke in
Quedlinburg. Libanontauben wurden nach dem zweiten Weltkrieg wiederholt in
Amerika und England eingefuhrt. Nach Deutschland kamen um 1980 wieder einige
Tiere. Hierzulande sind sie jetzt als Ausstellungsrasse anerkannt. jedoch nicht
mit allen im Orient vorkommenden Zeichnungsarten.
Die Libanontauben sind
kraftige Tauben mit kompaktem Korper, nach hinten abfallend, mit kraftigem Hals
und voller Kehle. Warum sie in der alten deutschen Fachliteratur als nur
mittelgrob beschrieben wurden, ist nicht nachvollziehbar. Der Kopf ist kraftig
und glatt, ohne Haube, flach gewolbt und mit gezogener Stirn. Die Augen sind
orangerot bis rot. Der Augenrand ist bei Roten und Gelben blabrotlich, bei den
anderen Farbschlagen dunkel. Der Schnabel ist kraftig, nicht lang. Bei Roten und
Gelben ist er fleischfarbig, bei den anderen Varianten schwarz. Der Hals ist
reichlich mittellang, sehr kraftig und voll wirkend, sich nach oben verjungend.
Die Kehle ist voll und zeigt die typische Wamme. Die Brust ist breit, gut
gerundet und wird angehoben getragen. Der Rucken ist breit und wirkt nach hinten
abfallend. Die Flugel sind kraftig, jedoch nicht allzu lang. Der breite Schwanz
fallt mit der Ruckenlinie ab, soll den Erdboden aber nicht beruhren. Die Beine
sind knapp mittellang und unbefiedert. Die Farbe der Krallen entspricht
derjenigen des Schnabels. Das Gefieder soll gut am Korper anliegen.
Von den
sechs verschiedenen Zeichnungsarten sind die einfarbig Roten ("Ahmar") md Gelben
("Asfar") am haufigsten. Einfarbige in Schwarz, "Aswad" genannt, mit hf viel
Gefiederglanz sind seltener. Blaue "Azraq" sind hohlblau, sehr hell oder
^nnkelblau mit schwarzen Flugelbinden. Blaugehammerte sind bei uns ebenfalls
jion vorhanden gewesen. Spiegelgezeichnete mit weiben Flugelbinden, in FrankU^^
^Le Pappillon de Damas" oder "Barboletta de Darnas" (Schmetterlinge aus
Damaskus) genannt, gibt es in Schwarz, Blau, Rot und Gelb. Die Schwarzen i
Jgchickli Aswad") haben eine tiefschwarze Grundfarbe mit viel Glanz, dazu breite
^giUe Flugelbinden. Sie sollen nach Moglichkeit weibe Spiegel auf den
Steuerfedern i^it^en. Haufig sind die Schwungfedern gezeichnet wie bei den
schwarzen giondinettenUMovchen, also weib mit schwarzem Saum oder einfach
schilfig. Auch die Steuerfedern sind in der Regel gesaumt bis schilfig. Dies ist
kein Fehler, denn schwarze Tiere mit weibem Schwanzspiegel und
Spiegelflugelzeichnung sind kaum rein zuchtbar. Die dunkelblauen Tiere
("Schickli Azraq") haben bei ebensolcher Grundfarbe weibe, meist breite und
schwarz gesaumte Flugelbinden. Die Schwungfedern verfugen uber Spiegelzeichnung,
die Steuerfedern zeigen weibe Spiegel. Eine weibe Schwanzbinde mub bei den
Blauen farbig gesaumt sein. Die Hellblauen ("Mishmishi") zeigen neben dieser
Grundfarbe schwarz gesaumte weibe Flugelbinden, Spiegelschwingen und weibe
Spiegel auf den Steuerfedern. Die Roten ("Schickli Ahmar") und Gelben ("Schickli
Asfar") haben weibe Flugelbinden,
Spiegelschwingen oder gesaumte Schwungfedern
und eine weibe Schwanzbinde: die Enden der Steuerfedern sind wiederum farbig.
Im Gegensatz zu Rot und Gelb besteht bei blauen und schwarzen Exemplaren die
Schwanzbinde aus weiben Spiegeln. Jede Steuerfeder ist dabei mit weiben
SpiegelUHecken beiderseits des Federschaftes versehen.
Spiegelgezeichnete
ohne weibe Flugelbinden werden in Frankreich als "Le Miroite de Damas" (Spiegel
aus Damaskus) bezeichnet. Sie entsprechen der vorgenannten Variante, nur dab
ihnen die weiben Flugelbinden fehlen. Sie kommen uberwiegend in Rot (Schickli
Ahmar) und Gelb (Schickli Asfar) vor. Blaue ohne Flugelbinden sind selten, mit
dunklen Flugelbinden hingegen haufiger. Blaue (Schickli Az.raq) kommen in hellem
und dunklem Farbton vor. Schwarze (Schickli Aswad) haben auch bei dieser
Zeichnungsart keine reine Spiegelzeichnung, sondern gesaumte SchwungU und
Steuerfedern. In Form alter Zeichnungen und in der klassischen Fachliteratur
sind schwarze Libanontauben mit Spiegelflugelzeichnung und weiber Schwanzbinde
festgehalten worden. Ihre Existenz wird heute allerdings angezweifelt.
Halbmondgezeichnete wurden von J. Shadeed 1954 aus Damaskus in die USA
gebracht. Diese entsprechen in der Korperform den ubrigen Libanontauben. Auf
farbigem Grundgefieder zeigen sie entweder nur einen weiben Halbmond auf der
Vorderseite oder auch weibe Flugelbinden. SchwanzU und Steuerfedern konnen
gesaumt oder spiegelgezeichnet sein. Rotfarben sind bei dieser Spielart nicht
bekannt. Geschuppte, franzosisch "Le Diamante de Damas" ("Diamanten aus
Damaskus"). syrisch "Byramli", sind ahnlich geschuppt bzw. gesaumt wie die
Orientalischen Movchen. Die Saumung auf dem Flugelschild sollte moglichst
gleichmabig sein. Sie sollen Spiegelzeichnung auf Schwingen und den Steuerfedern
haben. Die Dunkelblauen existieren mit Spiegelschwanz, aber auch mit dunkler
Schwanzbinde, die nur auf den auUeren und der mittleren Feder weibe Spiegel
zeigen. Diese gelten nach syrischer Ansicht als besonders schon. Die Roten
("Byramli Ahmar") und Gelben ("Byramli Asfar") sind seltener, haben gesaumte
Schwingen und eine weibe Schwanzbinde oder auch Spiegel auf SchwungU und
Steuerfedern. Auch SchwarzUgeschuppte ("Byramli Aswad") sind verschiedentlich
nach Amerika gekommen. Sie waren auf dem Flugelschild geschuppt, also mit
hellen, schwarz gesaumten Federn besetzt. Sie hatten z. T. gute Spiegelzeichnung
auf den Schwingen, jedoch meist gesaumte Steuerfedern. Auch bei diesen
bevorzugen die Syrer Tiere, die nur Spiegel auf den auUeren und der mittleren
Steuerfeder haben. Die Bronzefarbigen ("Umari" oder "Ernari") sind in ihrer
Korperform etwas kleiner und leichter als die zuvor beschriebenen Spielarten.
Sie existieren in /wei Zeichnungsvarianten: Geschuppt wie die geschuppten
Libanontauben mit blauer Grundfarbe, wobei das Flugelschild bronzefarbig mit
gesaumten Federn ist. oder blaue Grundfarbe mit bronzefarbigen Flugelbinden. Die
bronzefarbigen Tiere haben dunkle Schwungfedern und einen blauen Schwanz mit
dunkler Schwanzbinde, die mitunter etwas braunlich angehaucht ist. Wichtig ist,
dab man den komplizierten Zeichnungsformen der Libanontauben keine allzu grobe
Bedeutung beimiUt. Auf Ausstellungen sollen sie in erster Linie nach ihrer
Korperform bewertet werden, erst anschlieUend nach Zeichnung und Farbe. Die rote
Farbe der Libanontaube ist kein rezessives und auch kein Brieftaubenrot, sondern
ein dominantes Rot mit einem Bronzefaktor, der intensiv rote Farbe
("Libanonbronze") und Spiegelzeichnungen vererbungsmabig begunstigt. Es kommt
auch bei Rschewer und Tulaer Sternschwanztummlern vor. Gelb ist hier eine
Verdunntfarbe der Libanonbronze. Bei uns ist die Rasse in folgenden Farbschlagen
anerkannt: Rot und Gelb mit Spiegelschwingen und weiber Schwanzbinde, Blau und
Schwarz weibbindig oder schwarzgeschuppt.
Die AHMAR GHOZAR aus Ugypten
gehoren ebenfalls noch zu dieser Gruppe. Es ^ kraftige Tauben, die aber nur eine
kleine Wamme zeigen. Sie kommen vorwiegend Jen Rotfarben vor. Ihr kraftiger
Kopf ist langlich und abgerundet, die Augen rot, der g^inabel hell. Sie sind
immer glattkopfig und glattfuUig. Sie werden auch in Syrien giiaiten, wo man sie
"Masri" oder "Moari" nennt, was auf die Herkunft aus Ugypten i^n^eisen soll. In
den sechziger Jahren kamen einige Tiere zudem nach Amerika.
Die DAMASCENER (Abb. 61) gehoren zu den
altesten Haustaubenrassen der Welt. Ihre nahere Heimat liegt in etwa im heutigen
Jemen, in Jordanien oder auch Israel. Mathias Holler berichtet, dab er auf uber
5000 Jahre alten Papyri und Steinplatten Abbildungen von Damascenern gesehen
habe. Die erste Beschreibung stammt von Willughby aus dem Jahre 1674. In Syrien
werden diese Tauben "Buz" genannt, eine Bezeichnung fur eisig oder frostig, die
aus dem Persischen stammt (Levi, S. 60). In Syrien, der Turkei und anderen
Staaten Kleinasiens werden verschiedene Zuchtlichtungen gehalten. Die Damascener
in Syrien sind ausgesprochene Flugtauben, haben einen vollen Kopf, fast keine
Wamme und einen langeren Schnabel. Sie werden als KurzstreckenUBrieftauben
eingesetzt. Ein naher Verwandter des Damasceners kam im Altertum aus der Turkei
nach Indien: die SomabialU Taube. Der Damascener, wie wir ihn kennen, trug
fruher den Zunamen "Jerusalemer" oder ^Mohammeds Damascener". Diese Rasse ist
wiederholt nach Europa und Deutschland eingefuhrt worden und hat hierzulande
einen groberen Liebhaberkreis gefunden. h ihrem Gesamteindruck sind Damascener
gedrungen, mittelgrob, etwas brieftaubenahnlich mit Kehlwamme. Der Kopf ist von
der Seite gesehen ovalrund. mit einer leicht abgerundeten Platte, aber ohne
Kanten, stets ohne Haube. Die Augen ind feurig rubinrot. Der Augenrand ist fein
im Gewebe, umschliebt die Augen zweireihig und ist von blauschwarzer Farbe. Die
Farbe des knapp mittellangen und verhaltnismabig dicken Schnabels ist
blauschwarz. Der Hals ist mittellang. Eine Kehlwamme mub vorhanden sein. Die
Laufe sind mittellang. Damascener sind immer glattfuUig. Die Zehennagel sind
dunkel.
Bei der Bewertung ist die Korperform zwar wichtiger als Farbe und
Zeichnuno letztere sind aber eigentlich die interessanten Merkmale. So ist die
Oberfarbe des Damasceners am ganzen Korper glanzend eisweib und darf keine
Schattierungen aufweisen. Das Untergefieder ist dunkelblaugrau, am dunkelsten an
Hals und Brust. Wenn die Tauben ruhig stehen, mussen sie einfarbig eisweib sein,
nur wenn sie sich bewegen oder aufplustern, schimmert die dunkle Unterfarbe
durch, denn auch die Haut ist dunkel. Auf dem Flugelschild befinden sich zwei
nicht zu schmale tiefschwarze Flugelbinden. Der Schwanz zeigt eine tiefschwarze
Querbinde, die am Ende 5 mm breit und hell gesaumt ist. Die Schwungfedern sind
grau bis grauUschwarz, der Rucken weib.
Die
SOMABIALUTAUBE (Abb. 62) sei als letzte Rasse der Wammentaubengruppe
beschrieben. Ursprunglich stammt sie aus der Turkei, kam auf dem Seewege nach
Indien und wird dort heute noch gezuchtet. In den arabischen Landern und in
Kleinasien trifft man den Farbschlag mit grauen und schwarzen Flugelbinden auch
heute noch an. Echte SomabialU Tauben sind fruher mehrfach nach Frankreich
eingefuhrt worden; heute scheinen sie in Europa nicht mehr vorhanden zu sein.
Sie sind einer Brieftaube ahnlich, aber etwas schlanker, langer und
tiefgestellt, mittelgrob, mit einem Korpergewicht von 420 bis 500 g. stets
glattfuUig und glattkopfig. Der Hals ist mittellang, die Kehle zeigt eine kleine
Wamme. Der Schnabel ist mittellang. dunn und hellhornfarbig, die Augen orangeU
bis dunkelrot. Die Beine sind knapp mittellang, die Zehennagel hell. Zwischen
den Zehen stehen oft einige kleine FlaumteUdern. Die Rasse existiert in
perlgrauer Grundfarbe. Die Inder sagen: "weiblich, wie der Sand der Wuste." Zwei
Binden auf den Flugeln konnen schwarz, rot, gelb oder grau sein. Der Hals zeigt
die gleiche Farbe wie diese, und auch die SteuerU und SchwungteUdern laufen
farbig aus. Wegen ihrer Schonheit werden sie in Indien in zoologischen Garten
gehalten. Durigen beschrieb sie als "Somabiahs" und berichtete, dab Dr. Binder
mehrfach Tiere dieser Rasse nach Osterreich importiert habe.