4. SEGLERARTIGE FORMENTAUBEN
Der Segler bilden eigentlich
eine eigene Gruppe, wobei sie zu den Formentauben geebnet werden, wenngleich mit
ihnen in Syrien, der Turkei und sogar bei uns "ngii Flugsport betrieben wird.
Die wenigen Rassen dieser Gruppe unterscheiden ^ in der Korperform stark von
allen anderen Taubenrassen. Verwandtschaftlich ^tghen sie den Wammentauben und
den Movchen nahe.
Die SYRISCHE SCHNIPPENTAUBE bildet gewissermaben den
Ubergang von Jen Wammentauben zu den Seglern. Sie wurde schon 1824 von Boitard
und Corbie beschrieben, ferner von Fontaine (1922) sowie Afra und Pinto (1927).
Dennoch ist sie fast unbekannt geblieben. Syrische Schnippentauben haben
doppelte HinterU^iien, also funf Zehen, analog zu den Chinesischen Tummlern. Sie
sind glattkopfig, haben einen langen Schwanz und ebenso lange Schwingen. Der
Schwanz besteht aus bis zu 16 Steuerfedern und wird leicht gewolbt getragen. Die
Laufe sind sehr kurz und unbefiedert. In der Korperform stimmen diese Tauben mit
den anderen Seglern weitgehend uberein. Die Zeichnung ist derjenigen unserer
Schnippentauben ahnlich. Die Grundfarbe des Gefieders ist weib. Farbig sind nur
eine Stirnschnippe und der Schwanz einschlieUlich der OberU und
Unterschwanzdecke. Die farbige Schnippe an der Stirn hat eine eigenartige Form.
Sie beginnt schon dicht an der Basis des Unterschnabels, zieht sich den Kopf
hinauf bis zu den Augen und endet in einem Halbkreis auf der Kopfmitte uber den
Augen, hat also die Form einer Birne. Mit dieser Zeichnung gibt es sie in den
Farben Schwarz, Blau, Rot und Gelb. Nach Boitard und Corbie soll es auch Tiere
mit weibem Schwanz geben. Dieser Ansicht schliebt sich auch Mannant (1954) an.
Diese Rasse ist schon seit Jahrzehnten nicht mehr in Europa eingefuhrt worden.
Die eigentlichen Seglertauben (Swift) beginnen mit den Ugyptischen
Seglern (EgypUrian Swift). Syrische Segler (Syrian Swift) sind erst nach dem
zweiten Weltkrieg bekanntgeworden. Seglertauben (Swift) gibt es nach wie vor
auch hierzulande, recht popular sind sie bei uns allerdings erst in den letzten
Jahren geworden. Wenige wissen, dab die Segler (Swift) eigentlich Flugtauben
sind, die einen charakteristischen Flugstil haben. Arabische Zuchter lassen die
Segler hungrig aus dem Schlag. Der Schwarm, der in der Regel nur aus hochstens
vier bis sechs Tieren besteht, verbleibt 10U15 Minuten in der Luft, bis man eine
helle Locktaube setzt und an einer Stelle futtert, die von den fliegenden Tauben
gesehen werden kann. Nun werden die Segler ihren eigenen Flugstil zeigen und in
schragem Sturzflug herunterkommen. Auch lockt man die Segler, indem man mit
einem groben flachen Korb auf den Hof tntt. Die Segler landen auf dem Korb, in
dem sich Futter befindet. Dieses Flugspiel kann pro Tag mehrfach wiederholt
werden. Ebenso interessant wie das Sturzflugmanover ist ihr Flug als solcher.
Die Tauben vollfuhren typische Gleitfluge und lassen sich von den Aufwinden
treiben. Segler fliegen am besten bei warmem Wetter, wenngleich auch bei
schlechterer Witterung schon 60 Minuten Flugdauer erreicht wurden.
Die
AGYPTISCHEN SEGLER (EGYPTIAN SWIFT; Abb. 63) wurden erstmalig 1862 in England
ausgestellt (Ludlow). Da sie in ihrer Korperform an eine Schwalbe "der einen
Mauersegler erinnern, nannte man sie in England "Swift". Als die Tauben
schlieUlich auch nach Deutschland kamen, gab
man ihnen den Namen "Segler". Die Differenzierung "Ugyptische" erhielten sie
erst spater in England, nachdem man auch Syrische Segler (Swift) kennengelernt
hatte. Nach Frankreich sind haufig Segler gelangt, wo man sie "Le Pigeon du
Cairo" (Taube aus Kairo) nannte. In Ugypten wiederum haben die einzelnen
Farbschlage alle eigene Namen, was zu Verwechslungen fuhren kann. So gibt es
Gergati, Ryani, Erganti, Argante, Ortati, Outati, Gazaganti usw. Unter dem Namen
"Argante" (Silberfarbig) ist die Rasse auch in Griechenland bekanntgeworden. Der
Kopf der Ugyptischen Segler erinnert ein wenig an Movchen. Er ist klein, rund
und bildet auch mit dem mittellangen Schnabel eine Rundung. Der Hals ist kurz,
kraftig und verjungt sich zur Kehle. Diese zeigt eine kleine Wamme. Ugyptische
Segler sind glattkopfig und glattfuUig. Im vorigen Jahrhundert wurden auch
bestrumpfte beschrieben. Ihre Laufe sind sehr kurz und die FuUe insgesamt klein.
Die Flugel sind sehr lang. Die Schwungfedern erreichen das Schwanzende und
kreu/.en sich oft uber dem Schwanz. Ihre Spannweite betragt bei Taubern 85U91 cm
und bei Taubinnen 83U89 cm. Auf moglichst lange Taubinnen ist bei der Zucht zu
achten. In Amerika mab man sogar schon eine Flugelspannweite von 108 cm. Vor
allem in Ugypten sind Tiere mit auUergewohnlich langen Schwingen anzutreffen.
Jedoch kommt es nicht allein auf grobe Flugelspannweite an, sondern die Tauben
mussen vor allem schnittig sein. Grobe Gestalten, wie sie fruher gezeigt wurden,
entstanden teilweise durch Kreuzungen mit Romern und sind absolut fehlerhaft.
Ugyptische Segler haben ein Korpergewicht von uber 400 g. Unter den Farbschlagen
gibt es einige Varianten, die bei keiner anderen Taubenrasse vorkommen.
Anerkannt sind hierzulande die Farbschlage Schwarz mit Halsring (Ryani), wobei
das schwarze Gefieder nur im Halsbereich von einem silberU bis goldfarbigen Ring
aufgehellt wird, Blaubronzefarbig mit Halsring (Gazaganti l bei blaugrauer,
teils ruUiger Grundfarbe mit bronzefarbigem UberguU von Kopf. Hals. Schultern
und Flugeldecken, wobei der Halsring hellgelb aufgehellt ist. sowie Almondfarbig
mit hellerer und dunklerer Grundfarbe. weitere FarbU und Zeichnungsvarianten
sind in Ugypten anzutreffen: Rotgescheckte t schwarzem Hals, Kopf, Kehle und
rotlichem Kopfgefieder; Kirschrote mit ^^ifaiUbigem Hals und Kehle: Fahle,
Gescheckte, Silberfahle mit und ohne dunkle ^^ingen; weibe mit geschupptem
Flugelschild, bei denen jede Feder weib mit gpi farbigen Saum in Rot, Gelb oder
Blau ist: Blaue mit dunklen Flugelbinden: o^e Rotfahle und Schwarze mit weibem
Schwanz, auch mit weiben Schwingen und meiUem Schwanz: Rote mit schwarzem Hals,
Kopf und Kehle. AuUerdem gibt es naturlich Einfarbige in Schwarz, Rot, Gelb und
Blau sowie Indigoblau. BlauUiigininerte und Mehlfarbige auch mit braunlichem
Anflug im Hals. Segler vermehUJgn sich gut und sind fursorgliche Eltern. Die
SYRISCHEN SEGLER (SYRIAN SWIFT; Abb. 64) wurden in Syrien aus den Ugyptische"
Seglern erzuchtet. 1952 wurden sie von Shadeed nach Amerika und 1969 von Rolf
Pikhart nach Deutschland geholt Sie entsprechen im wesentlichen g^a Ugyptischen
Segler, haben aber ein straffer anliegendes Federwerk und somit eine geringere
Flugelspannweite, trotzdem sind sie bei einem Korpergewicht von 450 g schwerer
als die Ugyptischen und ebenfalls gute Flieger. Einer der markantesten
Farbschlage sind die Blauen mit Halsring, die in Syrien in verschiedenen
figurlichen Varianten als Gergati bekannt sind. Genetisch handelt es sich um die
Andalusierfarbe. Es gibt ihn auch bei den Turkischen Wammentauben und fuhrte
schon zu rassischen Irritationen. Zudem gibt es Schwarze, weibe, Rote, Gelbe,
Blaue mit Binden, Blaugehammerte, Dominant Rote, Dominant Gelbe, Blaufahle, Rot-
fahle. Gelbfahle, BlaufahlUGehammerte,
RotfahlUGehammerte, GelbfahlUGehammerte, Vielfarbige sowie Gescheckte in
Schwarz. Blau, Rot und Gelb. Der Standard verlangt von einem Syrischen Segler
einen runden Kopf. von der Stirn in ununterbrochener Bogenlinie zum Hinterkopf
aufsteigend, mit guter Breite der Stirn bei gut gefullten Wangen. Die Augen
konnen rot, orangefarbig oder dunkel sein, je nach Farbschlag. Sie werden
umgeben von schmalen Augenrandern, die der Korperfarbe angepaUt sind. Der
Schnabel ist mittellang, der Hals kurz und breit angesetzt, an der Kehle in
einer kleinen Wamme endend. Der Korper ist kraftig, lang erscheinend, mit
mabiger Tiefe. Die Schultern sind von guter Breite. Die Haltung soll moglichst
waagerecht sein. Die Brust soll voll sein und hervortreten. Die Flugel sind sehr
lang, stark im Federkiel und werden auf dem Schwanz getragen, wo sich die
Spitzen beruhren oder sogar kreuzen konnen. Auch der Schwanz mub lang sein und
wird fast waagerecht getragen. Die Beine sind sehr kurz, glatt und durfen auch
behost sein.
Die KURDISTANER SEGLER sind fruher mehrfach durch Dr.
Binder nach Europa gebracht worden, hier aber bald wieder verschwunden. Es sind
ziemlich grobe Tauben, die einer kurzschnabligen Brieftaube in Korperform und
GroUe sehr ahnlich sind. Sie unterscheiden sich von dieser jedoch durch sehr
lange Schwungfedern, einen langen Schwanz und kurze Beine. Die meisten der
fruher importierten Tiere waren isabellfarbig und hatten einen dunkelgelben
Hals. Ihre Augen waren dunkel. Es sind auch blaue und gehammerte Tiere mit roten
Augen bekanntgeworden. Die Kurdistaner Segler waren gute Flieger, jedoch keine
Flugtauben wie die anderen Seglerrassen.
Die IRANISCHEN oder PERSISCHEN
WAMMENTAUBEN sind sehr langgestreckte und tiefgestellte Tauben, die den Seglern
formlich naher als den Wammentauben kommen. Im Gegensatz zu den Seglern zeigen
sie jedoch eine voll ausgepragte Kehlwamme. Es gibt sie glattkopfig und UfuUig
in allen Farben, auch geschuppt und mit gesaumten Federn. Es handelt sich um
sehr gut fliegende Tauben. die schone Flugspiele und rasante Sturzfluge zeigen.