5. BRIEFTAUBENUHNLICHE FORMENTAUBEN

Brieftaubenartige Rassen werden im Standard bei den Formentauben eingereiht. Entwieklungsgeschichtlich konnten sie jedoch zu den Warzentauben gerechnet werUjga denn sie stammen fast alle von den altesten Warzentauben, von Carriern, der Turkischen Taube, Indianern und Dragoon ab. Es handelt sich vorwiegend um ggsgen^ die zu Ausstellungszwecken erzuchtet wurden.

BRIEFTAUBE, rotfahl (Foto Wolters)

Die BRIEFTAUBE (Abb. 65) ist die am weitesten verbreitete Taubenrasse der Welt. Tauben zur Nachrichtenubermittlung gab es schon im Altertum. Die Belgier schufen schlieUlich die moderne Brieftaube um 1800 durch Kreuzungen der damals bekannten verschiedenen Botentauben wie Carrier, Dragoon, Smerlen und Tummler. Belgische Brieftauben bildeten auch den Grundstamm aller modernen Zuchtlinien. Wir wissen, dab von dort in fast alle Lander der Welt exportiert wurde. Heute gibt es z. B. in China, Japan, Indien, Amerika, ja sogar in Afrika, Afghanistan und Australien erfolgreiche Zuchten. Brieftauben sind reine Leistungstauben und werden zu PreisU und Wettflugen verwendet. Sie werden gemeinsam am Startort aufgelassen, nnd die zuerst heimkommenden Tiere erhalten Preise. Die Brieftaubenzuchter sind in groben Fachverbanden gut organisiert.
Bei Ausstellungen werden auch Brieftauben nach ihrer auUeren Gesamterscheinung bewertet. Sie besitzen eine starke Feldtaubenfigur und sind immer glattfuUig und Ukopfig. Die Augen sind meist rot, der sie umgebende helle Augenrand ist starker entwickelt als derjenige einer Feldtaube. Die Schnabelwarzen sind weib gepudert. Brieftauben sind sehr fruchtbar. Auf Farbe und Zeichnung wird kaum Wert gelegt. Wesentlich ist vielmehr, dab diese Tauben einen erstaunlich gut ausgepragten Ortssinn haben und athletische Flieger sind. Neben der zum Flugsport verwendeten Brieftaube wurden in verschiedenen Landern Brieftaubenrassen zu Ausstellungszwecken umgeformt bzw. weiterentwickelt. Diese Rassen sind also ihrer Herkunft lad Entstehung nach Brieftauben, aber zum Flugsport nicht mehr geeignet.

Die DEUTSCHEN SCHAUTAUBEN (Abb. 66) sind erst um die Jahrhundertwende entstanden. Inzwischen sind sie bei uns zu einer der beliebtesten Rassen avanciert Diese Rasse wurde aus Brieftauben erzuchtet und hieU zunachst "Deutsche Schonheitsbrieftaube". Von der Brieftaubenform ist man zwischenzeitlich abgeruckt Der Standard fordert eine lebhafte, zuchtU und flugfreudige Taube, die eine kurze kraftige Form mit schnittigem, keilformigem, fast waagerecht getragenem Korper zeigen soll, der durch feinen FluU aller Linien ein harmonisches Gesamtbild hinterlabt.
Der Kopf ist Uber den Augen breit: zur Schnabelspitze hin verjungt er sich keilformig. Der Schnabel bildet mit der Stirn eine schwache Bogenlinie mit dem hochsten Punkt uber den Augen und geht in guter Rundung in den Hals uber. Das fein gezogene Profil darf nicht unterbrochen wirken. Die Augen sind grob und zeigen eine leuchtend dunkelrote Iris. weibe Tiere haben dunkle, gescheckte je nach Farbaufteilung dunkle oder dunkelrote Augen. Der Augenrand soll schmal, zaii und gleichmabig entwickelt sein und einen hellgrauen bis weiblichen Farbton zeigen. Der Schnabel ist mittellang mit kraftigem Ansatz, voll und stumpf, mit geschlossenem Schnitt, dessen ruckwartige Verlangerung etwa in Flohe der Augenmiitc verlauft. Der Schnabel ist schwarz bei allen dunklen Farbschlagen, hingegen mehr oder weniger homfarbig bei den hellen Varianten. Die Schnabelwarzen sollen zari. fest und glatt sein und die Bogenlinie des Kopfes nicht uberragen, dabei langgezogen und blutenweib gepudert sein. Der Hals wird an den Schultern breit und voll aufgesetzt erwunscht, zum Kopfe hin feiner und schnittiger werdend. Die breite Brust erscheint gewolbt. Der Rumpf soll fast waagerecht getragen werden und nur ganz leicht nach hinten abfallen. Die Flugel stehen am Bug etwas vor. Die breiten Schwingen sollen den Rucken gut decken. Der Schwanz ist kurz, schmal und uberragt die auf ihm liegenden Schwingen etwas. Die Laufe sind gut mittellang und unbefiedert. Das gut entwickelte Gefieder liegt straff und glatt am Korper an.

DEUTSCHE SCHAUTAUBE. rot (Foto Wolters)
Gezuchtete Farbschlage sind Blau mit Binden, Blau ohne Binden, Blaugehammert, Dunkel, Dunkelgehammert, einfarbig Rot, dominant Rot, RotfahlUGehammert, Schwarz, weib, Gelb, GelbfahlUGehammert. Gelercht, Blaufahl, Rotfahl, Gelbfahl, Blauschimmel, Rotschimmel, Gelbschimmel, Schwarzgetigert, Blaugetigert, GelbUgg^gert und Gescheckt in allen Farben. Bei Schimmeln mub eine Bindenzeichnung y^iianden sein. Deutsche Schautauben sollen gute Zuchttauben sein.

NIEDERLUNDISCHE SCHONHEITSBRIEFTAUBE, blau mit Binden (Foto Stauber)

Die NIEDERLUNDISCHEN SCHONHEITSBRIEFTAUBEN (Abb. 67) sind das hollandische Gegenstuck zur Deutschen Schautaube und dieser ahnlich. Sie haben jedoch einen langergezogenen Kopf. Es handelt sich um grobe und kraftige Tauben mit orangeroten Augen. Die Farbschlage gleichen denjenigen der Deutschen Schautauben.

Die BELGISCHE SCHAUBRIEFTAUBE ist der normalen Brieftaube sehr ahnlich; lediglich ihr Kopf ist schon abgerundet mit einem langen Schnabel.

Die LUTTICHER SCHAUBRIEFTAUBE ist kleiner, fast movchenahnlich, mit sehrkurzem Schnabel.

Die ENGLISCHEN SHOW RACER, auch "Show Pen Racer" oder "Show Pacing ^S^on" genannt, sind die neuesten englischen Schaubrieftauben, erst in jungster Zeit in Sudwales entstanden. Sie unterscheiden sich von Brieftauben fur den Flug nur ^"rch ihre nach einem Standard ausgerichtete Korperform. In England sind anerkannt Blau mit Binden, Blaugehammert, RotfahlUGehammert, Fahl, Opalfarbig. Gelb, Cremefarbig, Dunfarbig und Lavendelfarbig.

Die MENSAJEROS TAUBEN (Abb. 68) sind spanische Brieftauben, die nur fur die Ausstellung, in der Form also etwas verfeinert, gezuchtet werden.

MENSAJEROS TALJBH. Jun (Foto Wolters)
Die SHOW ANTWERP (Abb. 69) entstanden im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts in England als Ausstellungsbrieftauben aus Kreuzungen von Antwerpener Brieftauben mit Indianern, Movchen und anderen Rassen. Sie zeigen einen kraftigen Korper mit leicht aufgerichteter Haltung, stehen ziemlich tief und haben einen sehr starken Kopf und Schnabel. Ersterer ist grob, dick und zeigt eine Eiform, wobei die Schnabelpartie als das spitze Ende gedacht ist. Im Gegensatz zu fast allen anderen Taubenrassen werden die Show Antwerp in drei verschiedenen Gesichtslangen gezuchtet: Beim Langgesicht ist der Schadelhogen

SHOW ANTWERP. blaugchiiiiimen (Foto Wolters)

gezogen. Beim Kurzgesicht kommt die Schadellinie mehr einem Kreis nahe. Das Mittelgesicht liegt zwischen beiden. Der Hinterkopf mub so dick wie moglich sein. Von oben gesehen verlaufen die Seitenlinien von der Schnabelwarze zum Hinterkopf oiine Einbuchtung leicht keilformig. Die Augen sind grob, leuchtend orangefarbig i^ Jot Die Augenrander sind schmal, nur zum Schnabel hin etwas breiter werdend. Dieset ist dick und stumpf. OberU und Unterschnabel sind von gleicher Starke und gut geschlossen. Die Schnabelwarzen sind kurz und fein im Gewebe, dabei flugelU3rtig angelegt, so dab die Hinterseite sUformig in den SchnabelUSchadelbogen eingepaUt ist. Der Hals ist eher kurz als mittellang, aber kraftig mit gut ausUng^indeter Kehle. Die Brust ist breit und schon gewolbt, der Rucken lang und flach, an den Schultern recht breit. Die breiten Flugel ruhen gut geschlossen auf dem mittellangen, schmalen, aber aus breiten Federn bestehenden Schwanz, der die abfallende Ruckenlinie fortsetzt. Die Laufe sind kurz, kraftig und unbefiedert. Das Gefieder soll glatt am Korper anliegen.
An Farbschlagen sind alle BrieftaubenUSpielarten, wie bei den Deutschen Schautauben, anerkannt, jedoch ohne Schimmel, Schecken und Tiger. Die Show Antwerp erreichen ihre volle Schonheit erst im Alter von uber zwei Jahren.

SHOW HOMER, blaugehammert (Foto Wolters)

Die SHOW HOMER (Abb. 70) sind aus England stammende AusstellungsUbneftauben. Die Englander begannen diese Zucht um 1880. Die ersten Show Homer wurden in Deutschland 1895 in Braunschweig und 1896 in Leipzig ausgestellt. Sie entstanden aus Kreuzungen von Antwerpener Brieftauben mit Bagdetten, Dragoon und Tummlern. Die Antwerpener Brieftauben waren Vorganger der heutigen Belgischen Brieftauben. Die kraftigen Tauben zeigen einen aufgerichteten Korper, extrem langen Schadel und leuchtendes Perlauge, wodurch ein markanter Gesichtsausdruck entsteht. Der stets 8^e Kopf besticht durch das lange Gesicht. Im Profil zeigt er eine langgezogene Bogenlinie, vom Schnabel starker ansteigend, dann etwas flacher verlaufend und g^ gerundet uber den Hinterkopf in den Hals ubergehend. Die Augen sind immer perlfarbig, auch bei weiben und Schecken. Der Augenrand ist sehr schmal und in der Farbe derjenigen des Gefieders angepaUt. Der Schnabel ist verhaltnismabig kurz aber stark, stumpf und gut geschlossen. Seine Farbung ist schwarz, jedoch durfen die hellen Farbschlage einen homfarbigen Schnabel haben. Die Schnabelwarzen sind fein im Gewebe und klein, der Hals mittellang und kraftig an der Basis, mit schoner Verjungung zum Kopfe hin. Die Kehle ist gut ausgeschnitten, der Rumpf lang. die Brust breit und gut gerundet, der Rucken flach, von den Schultern zum Schwaiv. hin keilformig verlaufend und mit dem Schwanz nach hinten abfallend. Die Flugel sind mittellang, decken den Rucken gut und ruhen auf dem Schwanz. Die Laufe sind kurz und unbefiedert, die Schenkel etwas langer und sehr kraftig. Das Gefieder soll glatt und fest am Korper anliegen. Anerkannt sind alle Brieftaubenfarben analog zur Deutschen Schautaube.

Die EXHIBITION HOMER (Abb. 71) wurden als weitere englische Spielart dieses Rassekreises um 1900 erzuchtet. Bei uns sind diese Tauben erst nach dem zweiten Weltkrieg bekanntgeworden. Sie sind grob und kraftig, dabei etwas leichter als Show Homer. Der Kopf unterscheidet sich von demjenigen der anderen Homer durch das lange Gesicht und den geraden, waagerecht getragenen Schnabel. Der Scheitel bildet von der Schnabelspitze bis hinter die Augen eine gerade, fast waagerechte Linie, dann knickt er ab und geht in einer flachen Rundung in den Hals uber, wodurch der Nacken betont wird.
Von oben gesehen ist der Kopf keilformig ohne Kniff. Die stets reinen Perlallgen liegen tief im Kopf. Der Augenrand ist schmal und in seiner Farbe derjenigen des Gefieders angepaUt. Der Schnabel ist stark und stumpf, beide Halften gleich stark.

EXIBITION HOMER. (Foto Wolters)

Der verlangerte Schnabelschnitt wurde an der Unterseite der Augen verlaufen. Die pg^e des Schnabels ist schwarz, nur bei den hellen Farbschlagen ist er auch i^JnfaiUbig zugelassen. Die Schnabelwarzen sind fein im Gewebe und verlaufen ^"gezogen an der Gesichtsoberlinie, wo sie nicht zusammenwachsen durfen. Sie "nteibrechen die Schadellinie weder im Profil noch in Draufsicht. Der Hals wird ^ioUecht getragen, soll stark an der Basis sein, sich zum Kopf hin verjungen und in die tiefausgeschnittene Kehle ubergehen. Die Brust ist breit und wird etwas angehoUt^Q getragen. Der Rucken ist nicht lang, dabei keilformig und nach hinten leicht abfallend. Die Flugel treten am Bug leicht hervor und werden auf dem Schwanz liegend getragen. Dieser ist fest geschlossen und wird analog zum Rucken abfallend getragen. Die Laufe sind kraftig, nicht zu eng stehend und unbefiedert. Die Krallen ^eigen die gleiche Farbe wie der Schnabel. Das Gefieder soll fest am Korper anliegen.
Anerkannt sind alle Brieftaubenfarben, Gehammert, Fahl, Einfarbig, Bindig, jedoch ohne Schimmel, Tiger und Schecken.

Auch GENUINE HOMER (Abb. 72) sind Ausstellungsbrieftauben aus England. In Amerika werden sie "Genuine Flying Homer" genannt, obwohl sie keine Flugtauben mehr sind. Sie wurden um 1920 erzuchtet. Diese Tauben haben einen kraftigen Korperbau, sind aber leichter als die vorher beschriebenen.

GENUINE HOMER, blau mit schwarzen Binden (Foto Wolters)

Der Kopf steigt im Profil hinter der Schnabelwarze zunachst etwas an, geht dann in einen betonten Stirnanstieg uber. Dieser hochste Punkt ist unmittelbar vor den perifarbigen Augen. Der Augenrand ist sehr schmal und im Farbton der GefiederU^^e angepaUt, der Schnabel verhaltnismabig stark. OberU und Unterschnabel sollen moglichst von gleicher Starke sein. Bei allen Farbschlagen werden dunkle bzw. schwarze Schnabel bevorzugt: lediglich bei den hellen Varianten ist auch dunkelhornfarbig zugelassen. Die Schnabelwarzen sind vUformig und fein im Gewebe. Der Hals ist mittellang und wird senkrecht getragen. An der Basis ist er kraftig, verjungt sich zum Kopfe hin und zeigt eine schon gerundete Kehle. Die breite und runde Brust wird etwas angehoben getragen. Der Rucken ist kurz und flach, vorn breit, keilformig zum Schwanz verlaufend und durch die Flugel gut gedeckt. Der Schwanz ist sehr schmal und ziemlich kurz, setzt die abfallende Ruckenlinie ohne Unterbrechung fort, darf aber den Erdboden nicht beruhren. Die Laufe sind ziemlich kurz und unbefiedert.
An Farbschlagen gibt es Blau mit schwarzen Binden, Blaugehammert, Dunkelgehammert, Blauschimmel, Rotschimmel ("Grizzle"), Rotfahl, RotfahlUGehainmert, Blaufahl und BlaufahlUGehammert.

GIANT HOMER. indaliisierfarbig (Foto Wolters)

SHOW RACER. (Foto Wolters)

Die SHOW RACER (Abb. 73) sind amerikanische Schaubrieftauben und entstanden erst vor etwa 40 Jahren ausschlieUlich aus englischen und belgischen HugUbrieftauben. Diese mittelgrobe, kraftvoll wirkende Taube mit stolzer, ziemlich aufgerichteter Haltung ist in den Schultern breit und verjungt sich zum Schwan/ hin keilfornig. Kopf und Schadel sind schon abgerundet und immer glatt. Schnabel, Schnabelwarzen und Augenrander entsprechen denen der Brieftauben. Die Augen sind rotlich.
An Farbschlagen gibt es Schwarze, Dunkle, Blaue mit schwarzen Binden. B lauU gehammerte, dominant Rote, dominant Gelbe, Andalusierfarbige, Indigofarbige mit und ohne Binden, Indigogehammerte, Blaufahle, BlaufahlUGehammerte, Rottahle. RotfahlU Gehammerte, Gelbfahle und GelbfahlUGehammerte. Die Rasse ist sehr fruchtbar und vital.

Die AMERIKANISCHEN NUTZBRIEFTAUBEN (Squabbing Homer) sind nurmale Brieftauben, die als Schlachttauben gehalten werden.

Die GIANT HOMER oder Amerikanischen Riesenbrieftauben (Abb. 74) entstanden erst nach 1920 durch Selektion aus den Nutzbrieftauben. Die ersten Tiere waren allesamt reinweib. Das ideale Korpergewicht betragt 700 g. Diese Tauben zeigen viel Starke im Korperbau, sind kurzer in der Figur und niedriger gestellt, auch immer glattkopfig und glattfuUig.
An Farbschlagen fur Ausstellungszwecke sind in Amerika heute "alle interessanten und sauberen Farben" zugelassen. Diese Rasse wird bisher nur in ihrer Heimat gezuchtet.

Die WEISSEN RUSSISCHEN SCHONHEITSBRIEFTAUBEN (Ostanski golubi = Tauben des Friedens) sind eine neuere Rasse, die zwischen 1950 und 1960 von Prof. Larinov von der Universitat Moskau erzuchtet wurde. Dieser verwendete bei der Erzuchtung weibe Brieftauben, Movchen und Dragoon. Die Nachkommen daraus sind kleiner als Brieftauben. Der Schnabel ist kurz, die Schnabelwarzen gut entwickelt und wie bei der Brieftaube geformt.

RUSSISCHE SCHONHEITSBRIEFTAUBEN zeigen die typische abgerundete Schadellinie, die sich vom langen Schnabel aus fortsetzt, der leicht gebogen ist. Sie and immer glattkopfig und UfuUig, haben orangefarbige Augen, normal entwickelte, ^^ gepuderte Schnabelwarzen und helle Augenrander. Sie werden hauptsachlich ""farbig, aber auch bindig und gescheckt, gezuchtet.

Die ROTUUGIGEN CHINESISCHEN BRIEFTAUBEN (Shung Shuo Naan) ^det man nur in China. In ihrer Korperform entsprechen sie unseren Brieftauben. ^^wurdig gefarbt sind die Augen, denn die Iris besteht aus zwei Farben: Der aubere Ring ist blutrot, ein weiterer innerer Ring von hingegen blauer Farbe umaibt die schwarze Pupille. Daher sind sie in der Fachliteratur auch als "Chinesische blauaugige Brieftauben" beschrieben worden. Levi schlagt als Bezeichnung "BloodyURed Blue Eyed" (BlutrotUBlauaugig) vor. Die eigentliche Heimat dieser Taube liegt in Ostchina, wobei sie besonders in Fukien, Kiangsu und Tschekiano verbreitet ist (nach Levi) und bereits seit dem 17. Jahrhundert gezuchtet wird. Sie werden fur Kurzstreckenfluge und auch fur den Sport mit Taubenpfeifen benut/t. Man betreibt mit ihnen auUerdem eine Art Diebestaubensport. Die auUeren tunf Schwungfedern der ersten Ordnung sind auUerordentlich lang und schmal. Das Korpergewicht betragt etwa 450 g. An Farbschlagen gibt es ein breites Repertoire.

Die CHINESISCHEN KAUSHINUBRIEFTAUBEN erhielten ihren Namen nach ihrer Heimatstadt KaUShin in Ostchina. Als KurzstreckenUBrieftauben (bis zu 50 km) zeichnen sie sich durch einen schnellen Flug aus. Die Korperform ist derjenigen der normalen Brieftaube ahnlich. Das Korpergewicht macht 360U400 g aus. Sie sind lediglich etwas langer und schnittiger gebaut als die gangigen Brieftauben und naturlich auch immer glattfuUig und U kopfig. Sie haben dunkle Augen und einen schwarzen Schnabel. Das Bemerkenswerteste ist ihre Gefiederfarbe, denn sie kommen nur hellgrau bzw. blaueulig vor. Dabei haben sie dunkle Flugelbinden.

CHINESISCHE TUNGKOON - PAAK-TAUBE. (Foto Wolters)

PARMIGANITAUBE. gescheckt (Foto Trossen)

Die CHINESISCHEN TUNGKOONUPAAKUTAUBEN (Abb. 75) erhielten ihren Namen nach der Stadt Tung Koon (Tongan) in der chinesischen Provinz Hupeh. Sie sind eine der altesten chinesischen Taubenrassen, die schon im Jahre 1753 beschrieben wurde. Es handelt sich noch um echte, rein chinesische Brieftauben ohne jegliche Beimischung von belgischem Brieftaubenblut. Noch aus Entfernungen von 600 bis 750 km finden sie ihren Heimatschlag wieder. Ihre Ausfuhr aus China ist verboten. Trotzdem gibt es diese Tauben inzwischen aber auch in Hongkong, und sogar. nach England und den USA sind sie schon gekommen. Auch sie werden als Brieftauben und zum Pfeiftaubensport verwendet. Sie scheinen zwischen BrieftauUi^n und Tummlern zu stehen, denn es gibt Stamme, die wie Tummler fliegen. pigge Tauben sind mittelgrob, und ihr Korpergewicht liegt bei 400 bis 550 g. Sie kommen mit der typischen Nasenkuppe, die wie ein kleiner Federwirbel uber der ^iinabelwarze sitzt, aber auch ohne diese vor. Der Schnabel ist mittellang, der Kopf gut abgerundet. Die Tauben sind immer glattfuUig. Es gibt bei dieser Rasse keine ginheitliche Augenfarbe. Vielmehr kennen die Chinesen "RattenU", "PurpurgoldU", QoldU", "DunkelpurpurU", "HellpurpurU", "BlaurotU" und "Blauaugen". Dabei werU(ign schwarze "Rattenaugen" bevorzugt. Die Rasse gibt es vorwiegend in silberfarbiger Gefiedertonung - silbergrau bis eisblau mit dunklen, aber auch ohne Flugelbinden. Sie hat, wie alle silberfarbigen Tauben, ein stark gepudertes Gefieder und wurde darum auch schon "Chinesische Pudertaube" genannt. Farbe und Zeichnung sind mit derjenigen des Damasceners vergleichbar - eine der altesten FarbU und Zeichnungsarten der Haustauben uberhaupt! Neuerdings hat man diese ansehnliche Taube in England auch in rein weiber Farbe erzuchtet.

Die PARMIGANITAUBEN (Abb. 76) sind keine richtigen Brieftauben mehr. lassen Sich aber noch am ehesten dieser Gruppe zuordnen. Ihre Heimat ist die Stadt Parma "* Italien. Sie entstanden aus Kreuzungen von Indianern mit Italienischen Movchen lud Bneftauben, gelten zudem als sehr fruchtbar und aufzuchtfreudig. Form und Korperhaltung sind diejenigen der Brieftauben. Der Kopf ist rund und bildet mit dem locht abwarts geneigten mittellangen Schnabel eine Linie. Die Schnabelwarzen sind normal entwickelt, die Augen rot; nur bei weiben Tieren durfen sie dunkel sein. Sie werden von zweireihigen hellen Augenrandern umgeben. Die Laufe sind mittellang Es gibt die glattfuUigen und Ukopfigen Tauben in den Farben weib, Blau mit Binden Schwarz und Gescheckt. Diese Rasse gilt auch in ihrer Heimat als selten,

EICHBUHLER, blau ohne Binden (Foto Wolters)

POSTER, rotfahlUgehaniiiiert (Foto Woltcrs)

Die POSTER (Abb. 77) stellen eine alte Schweizer Rasse dar, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden ist. Sie sind im Vergleich zu Brieftauben kleiner, zeigen zudem eine kurze Figur mit aufgerichtetem Korper und markantem Kopf. Dieser ist kurz und kantig, hinter den Schnabelwarzen gut gefullt, in der Seitenansicht trapezformig. Die Stirn ist breit und steigt steil an. Die Augen sind grob, hochliegend, lebhaft rot, nur bei weiben dunkel, die Augenrander schmal und unauffallig. Der Schnabel ist mittellang, breit angesetzt und mit der Stirn fast eine schrag ansteigende Linie bildend. Die Schnabelfarbe entspricht derjenigen des Gefieders. Die Schnabelwarzen sind wenig entwickelt. Der Hals ist breit angesetzt, mittellang und verjungt sich nach oben. Die Kehle ist gut ausgerundet. Der Hinterhals zeigt keinen Nackenansatz. Die Brust ist breit und wird etwas hoch sowie hervortretend getragen. Der Rucken fallt mit dem gut geschlossenen Schwanz in einer Linie nach hinten ab. Die auf dem Schwanz liegenden Flugel erreichen fast dessen Ende und kreuzen nicht. Die Laufe sind mittellang und unbefiedert. Das Gefieder liegt fest am Korper an. Neben Einfarbigen in Rot, Gelb, Blau, Schwarz und weib gibt es Fahle mit und ohne Binden, Gehammerte in allen Farben, Mehlfarbige und "Katzgraue".

Die EICHBUHLER (Abb. 78) entstanden in der Schweiz aus Farbentauben und einer unbekannt geblichenen osteuropaischen Rasse auf dem Hof Eichbuhl im Kanton Bern. Es sind weder SchonheitsU noch echte Brieftauben. Ihre Zuordnung zu einer bestimmten Rassengruppe ist vielmehr schwierig. Da aber Schnabel, SchnabelUWarzen, Augen einschlieUlich Augenrander und Korpergrobe brieftaubenahnlich QQ^ SOllen sie an dieser Stelle beschrieben werden.
Eichbuhler sind grober als Feldtauben, kraftig, etwa 34 bis 38 cm lang. Sie zeigen eine geduckte, leicht nach hinten abfallende Korperhaltung. Der Kopf ist lang und kantig, der Scheitel flach, ein sogenannter "Eidechsenkopf". Der Abstand vom Auge zum Schnabelwinkel ist ziemlich grob. Die Augen sind grob, hochliegend, leicht hervortretend und dunkelbraun. Ihr Rand ist einreihig und von grauer Farbe. Der Schnabel ist mittellang, an der Basis stark, in der Farbe schwarz oder dunkelhornUfarbig, je nach Gefiederfarbe. Die Schnabelwarzen sind glatt und birnenformig, der Hals kurz mit gut ausgerundeter Kehle, die Brust mabig breit, aber gut gerundet. Der Rucken fallt nach hinten leicht ab. Die Flugel sind lang, kraftig und ruhen auf dem langen und fest geschlossenen Schwanz, dessen Ende sie fast erreichen. Die Laufe sind kurz und behost, die Fersengelenke gewickelt, die Zehen unbefiedert. Das Gefieder liegt glatt am Korper an.
Es werden Blaue mit und ohne Binden, Blaugehammerte, Blaufahle mit und ohne Binden sowie BlaufahlUGehammerte gezuchtet. Der Schweizer Standard nennt zudem Mehlfarbige mit und ohne Binden sowie Gelerchte.

Die BERNER HALBSCHNUBLER (Abb. 79) bilden gewissermaben den Ubergang von den Formentauben zu den Warzentauben. Sie entstanden in der Schweiz Anfang des 19. Jahrhunderts aus der alten Turkischen Taube und wurden dort fruher folglich auch "Turkentaube" genannt. Der seltsame Name "Halbschnabler" resultiert daraus, dab sie fruher einen zweifarbigen Schnabel hatten.
Die Tauben sind kraftig, zeigen jedoch dennoch eleganten Korperbau. Ihr Kopf ist achmal, leicht gewolbt, mit hochangesetzter, starker Spitzkappe. Die Augen sind "angerot, ihre Rander gut entwickelt und intensiv rot gefarbt. Sie umschlieUen die Augen gleichmabig. Der Schnabel ist lang, kraftig und wachsfarbig: pigmeniierter Unterschnabel ist jedoch gestattet. Die Nasenwarzen sind gut entwickelt, glalt und von weiber Farbe, der Hals mittellang, die Brust voll und breit. Der Rucken fullt mit dem Schwanz nach hinten ab. Die langen Flugel ruhen auf dem gleichfalls langen Schwanz, ohne zu kreuzen. Die Laufe sind mittellang, kraftig und unbefiedert. Gezuchtet werden SchwarzU und Rotschecken. Bei farbigem Kopf mit weiber, nicht allzu grober Stirnschnippe sind Hals, Brust, Bauch und Flugelschilder gleichmubio

SPANIERTAUBE weib (Foto Wolters)

BERNER HAEBSCHNABLER. (Foto Wolters)

gescheckt. Handschwingen und Steuerfedern sind gebrandet, also weib und /LIITI Federende hin farbig auslaufend. Armschwingen und grobe Flugeldeckfedern konnen ebenfalls gebrandet oder auch gescheckt sein. In der Zucht fallen vereinzelt auch weibe Tauben an.

Die BRIVER SCHWARZKOPFE (Tete noire de Brive: Abb. 80) sahen wir zum ersten Mal aufeiner Europaschau in StraUburg. Nach Mitteilungen aus dem Heimatland handelt es sich um eine alte Rasse aus dem Ort Brive in Frankreich. Die Schwarzkopfe sind wie die Berner Halbschnabler Nachkommen der alten Turkischen Taube. Es sind kraftige, glattkopfige und glattfuUige Formentauben. Hauptmerkmal ist ihre eigenartige Zeichnung: Kopf, Hals, Brust und Unterleib sind schwarz. Das Flugelschild besteht ebenso wie Schwingen und Schwanz aus gebrandeten Federn. die Flugelbinden zeichnen sich weib ab. Die Taube ist also vorn schwarz und wird zum Schwanze hin immer heller. Es gibt, dem Namen entsprechend, nur einen schwarzen Farbschlag. Die Tauben sind robust, flugfreudig, in der GroUe einer Brieftaube und vermehren sich gut.

Die SPANIERTAUBEN (Abb. 81) kommen nicht aus Sudeuropa, sondern aus Thuringen. Besonders im Raum von Elster und Saale, in der Umgebung der Stadte weibenfeld und Zeitz, lagen ihre ersten Zuchtgebiete. Sie entstanden aus Kreu/unUgen von Nurnberger Bagdetten, Feldtauben und der alten Turkischen Taube. Spater

BRIVER SCHWARZKOPF. schwarzgemasert (Foto Wolters)

wurde der als "geganselt" bezeichnete Farbschlag durch Einkreuzung von ElsterUtummlem erzuchtet. Der Name "Spaniertaube" soll durch den Fechtmeister Prosche aus Dresden eingefuhrt worden sein. Er hatte 1850 aus Paris Tiere importiert, die den Kreuzungen von Bagdetten mit der Turkischen Taube entstammten und die der franzosische Handler als "Spanische Tauben" bezeichnet hatte. Diese ahnelten den spateren Spaniertauben, obwohl sie nicht ihre direkten Vorfahren waren. So ubertrug sich der Name auf die etwas spater in Thuringen erzuchtete Rasse. Obwohl die Spaniertauben in KopfU und Schnabelform an ihre Vorfahren, die Bagdetten, erinnern, werden sie nach dem offiziellen Standard zu den Formentauben gerechnet. In Spanien gibt es Bagdetten, die dort unabhangig von der Spaniertaube entstanden sein sollen. Beide Rassen sind in Form und GroUe identisch. Unsere Spaniertauben sind elegante, mittelhoch stehende Tauben mit gezogenem Kopf, langem Schnabel und fast waagerechter Korperhaltung.
Der Kopf ist schmal, gleichmabig flach gewolbt und geht ohne Absatz in den Schnabel uber, so dab Kopf und Schnabel einen Bogen bilden, bei dem auch der Hinterkopf in schonem Bogen in den Hals ubergeht. Die Augen sind orangefarben, nur bei den weiben dunkel. Der Augenrand ist zweireihig, zart im Gewebe und lebhaft rot gefarbt, der Schnabel gerade und nur an der Spitze leicht gebogen. Bei den dunklen Farbschlagen ist die Spitze des Oberschnabels leicht dunkel angelaufen. Bei den anderen Varianten ist der Schnabel hell. Die Schnabelwarzen sind herzformig und in der Mitte geteilt. Bei alten Tieren werden sie oft etwas wulstig. Ihre Farbe soll hellfleischrot sein. Der Hals ist mittellang, tritt voll aus den Schultern hervor und wird zum Kopf hin allmahlich schlanker. Die Kehle ist scharf ausgeschnitten und gut ausgerundet, die Brust breit, wird leicht angehoben getragen, tritt aber nicht hervor. Der an den Schultern breite Rucken fallt zum Schwanz hin nur sehr wenig ab. Die Schwingen ruhen auf dem Schwanz, der sie um etwa 3 cm uberragt, schmal ist und waagerecht getragen wird. Die Laufe sind mittellang, sollen aber nicht zu eng stehen und immer unbefiedert sein. An Farbschlagen kennt man Einfarbige in weib, Schwarz, Rot und Gelb, Blaue mit schwarzen Binden, weibbindige in Schwarz, Schwarze mit Halbmond, ebenso in Blau, Rot und Gelb, Rote und Gelbe mit Flugelrose, weibschilder in Schwarz. Rot und Gelb, Gemaserte in Schwarz und Rot sowie Geganselte in Schwarz, Blau. Rot und Gelb. Bei den Einfarbigen wird eine satte, intensive Farbe verlangt. Die Schwarzen sollen grunen Glanz ohne Bronze aufweisen. Bei weibbindigen weiden zwei schmale, durchgehend weibe Strichbinden und Spiegelschwanz verlangt. Bei den Gemaserten werden Kopf und Hals schwarz erwartet, wahrend die Flugel moglichst gleichmabig gemasert sein und Schwingen sowie Schwanz auch gesaumte Federn zeigen sollen. Die Geganselten zeigen die gleiche Zeichnung wie die geherzten Nurnberger Bagdetten. Die Spanier sind fluggewandte und recht fruchtbare Tauben, die ihre Jungen zuverlassig versorgen.
Von unseren Brieftauben etwas abweichende Typen, die aber ebenfalls von dereinst eingefuhrten belgischen Brieftauben abstammen, finden wir in Afghanistan. Sie sind lediglich in der Figur etwas langer.
In Afrika findet man Brieftauben exakt im Phanotyp der belgischen Brieftauben, aber mit etwas starker entwickelten Schnabelwarzen und Augenrandern. Auch lassen sie sich gern auf Baumen nieder.
Brieftaubenarten aus dem Orient beschrieb schon Darwin (1868). Er kannte zwei Rassen: die BussorahUBotentaube, die in etwa dem Persischen Carrier entspricht, und die KalabParU Botentaube mit ausgepragten Nasenwarzen und Augenrandern. In Amerika sind Wissenschaftler seit einigen Jahren dabei, eine neue, leistungstahlUgere Brieftaube zu schaffen, die auch bei Extrembedingungen wie Wustenklima oder grobe Kalte sicher nach Hause fliegt. Man benutzt dazu deutsche und belgische Brieftauben und nicht verwandte Botentauben aus China und der Turkei. Die im Augenblick vorhandenen Typen haben einen kurzen Schnabel, stark entwickelte Nasenwarzen und Augenrander sowie bestrumpfte Laufe. In der Farbung setzt man auf "Tarnfarben", die Greifvogeln nicht so leicht auffallen sollen.