1. EIGENTLICHE WARZENTAUBEN
Zu den eigentlichen Warzentauben
gehoren Carrier, Indianer, Dragoon und die Korallenaugentaube. Hinzu kommen noch
die Spanische Flamencataube und die alte Turkische Taube.
Die TURKISCHE
TAUBE (Abh. 82) durfte neben dem Persischen Carrier zu den Stammeltern aller
Warzentauben gehoren. Der spanische Rassetaubenexperte Brage Mit sie fur die
alteste Haustaubenrasse unter den heute noch existenten. Ihrer ^^^nu"g nach
stammt diese Taube aus dem Nahen Osten. Schon Aldrovandi ^schrieb sie 1599. Die
Turkische Taube war sicherlich die erste Botentaube der ^elt, heimattreu und
fluggewandt. Naturlich kein Langstreckenflieger, aber von ^8 (tm) Burg reichten
ihre diesbezuglichen Fahigkeiten gewib.
In spateren
Zeiten kamen diese Tauben auch nach Europa, wo sie haufig mit anderen Rassen
gekreuzt wurden. In Deutschland wurden sie zunachst rein weitergezuchtet, der
Schnabel schlieUlich jedoch durch Kreuzungen mit anderen Rassen verkurzt. Noch
1934 waren sie hierzulande anerkannt, aber schon nach dem ersten Weltkrieg
ausgestorben gewesen. Lange Jahre horte man nichts mehr von der Rasse. und erst
nach dem zweiten Weltkrieg entdeckten wir sie in Spanien wieder. Ja. es ist wahr
- die alte Turkentaube lebt! Es soll auch in Polen noch echte Exemplare geben.
doch widersprechen sich diesbezugliche Berichte. In Spanien kennt man sie unter
dem Namen "Paloma Turca" (Turkische Taube). Bei etwa 500 g Korpergewicht sind
diese Tauben grob und schwer. Ihre Korperhaltung ist waagerecht. Der Rumpf ist
im ganzen gestreckt und lang. Schwingen und Schwanz tragen zum Eindruck der
Lange wesentlich bei. In der Figur gleicht die Rasse einer starken Feldtaube.
Die Laufe sind mittellang und ebenso wie die Zehen immer unbefiedert. Der
Schnabel ist kraftig und mittellang. Diese Schnabellange gehort zur echten
Turkischen Taube. Er ist bei allen Farbschlagen hell, auch bei den schwarzen
Tieren. Die Schnabelspitze darf etwas dunklen Anfing haben. Die \\ciU gepuderten
Nasenwarzen sind nicht ubermabig entwickelt. Die Augen sind rotlichUgelb und
werden von einem etwa 6 mm breiten, fleischigen, lebhaft roten Augenrand
umgeben. Die Mehrzahl der Tiere ist glattkopfig. SpitzU und muschelkappige
Varianten waren fruher anerkannt, aber immer selten. Die heute in Spanien
existierenden Linien sind jedenfalls glattkopfig.
Neben Einfarbigen in
Schwarz, Rot, Gelb und weib existieren Blaue mit Binden. Blaugehammerte,
weibschwingige in Schwarz, Blau mit Binden, Baugehammert. Rot und Gelb. AuUer
diesen, ich mochte sagen: "normalen". Farbschlagen gibt es in Spanien noch
einige weitere, die unter anderen Rassenamen gezuchtet werden. /. B. die
Geschuppten: Ihre Grundfarbe ist aschgrau, und alle Federn einschlieUlich
SchwanzU und Schwingenbereich sind dunkel gesaumt. Dieser Farbenschlag heiUt in
Spanien "Paloma Recamado", und speziell in Katalonien wird er "Bordench"
genannt. Oder Almondfarbige, deren Grundfarbe Perlgrau ist: Das Gefieder ist mit
dunkelen Federn durchsetzt, die schwarz, gelb, rot oder dunkelblau sein konnen.
Es "n auch Tiere mit gleicher Grundfarbe, die jedoch mit weiben Federn
durchsetzt ist. "gii diese Zeichnungsart unterscheidet sich nicht in Form, GroUe
und Haltung von ".^p anderen Farbschlagen. Spanisch heiUt sie "Paloma Moscado"
und katalanisch l^ogeat d Ull". Turkische Tauben vermehren sich gut.
Die
ARABS werden auch "Arabische Kampflauben" genannt. Sie sind ein Urtyp des l^mers
und eng mit dem Persischen Carrier verwandt, jedoch etwas kraftiger. Die jfgik
entwickelten Schnabelwarzen sind ein wichtiges Rassemerkmal. Diese Tauben ^ommen
glattfuUig, bestrumpft und behost vor, auch gibt es sowohl glattkopfige als
^iikappige. Unter den Farbschlagen sind Blaue, Schwarze, weibe und Schecken in
ja Uberzahl. Beim heutzutage nicht mehr ausgeubten Kampftaubensport wurden
vorwiegend in den Arabischen Emiraten zwei Tauber auf einen Tisch gesetzt, die
dort flugelschlagend und hackend gegeneinander kampften. Einige Paare sind in
Deutschland vorhanden.
Der PERSISCHE CARRIER (Abb. 83), auch" Indischer
Carrier", "HimalajaUCarrier" oder "Syrische Bagdette" genannt, ist Ausgangsform
unseres Carriers. Diese Rasse ist heute noch in Syrien verbreitet und heiUt dort
"Bagdadi" oder "Sai". Diese Namen bedeuten "aus Bagdad" und "Brieftrager". Ich
mochte die Tauben persische Carrier" nennen, denn sie sehen unseren Carriern
durchaus ahnlich. Um 1954 wurden sie nach Amerika eingefuhrt. Sie stehen
ziemlich aufrecht, der Hals ist lang und dunn. Die Laufe sind lang und ebenso
wie die Zehen unbefiedert. Der Schnabel ist mittellang, seine Warzen stark
entwickelt, entgegen denjenigen unseres Carriers jedoch nur am Oberschnabel. Die
Augen sind rot und werden umgeben von einem fleischigen, nicht sehr breiten,
leicht rosafarbigen Augenring. Persische Carrier sind glattkopfig, doch soll es
in Syrien auch vereinzelt kappige Tiere geben. Tauben dieser Rasse sind schon
vor mehr als 1000 Jahren im Orient als Botentauben benutzt worden. Sie existiert
einfarbig in Blau, Blaugehammert, Schwarz und weib,
ferner weibschwingig in Blau mit Binden, Blaugehammert und Schwarz.
Rotfarbe sind bisher nicht bekanntgeworden.
Die Valenciacarrier sind
alte spanische Brieftaubenrassen, die vom Persischen Carrier abstammen und die
oder deren Vorfahren durch die Mauren nach Spanien gekommen sind. In Korperform,
GroUe und Haltung stehen sie dem Carrier nahe.
Der eigentliche
VALENCIACARRIER (Mensajera de la Raza, in Valenzia ..Colm Correu"; Abb. 84)
steht aufrecht. Sein Hals ist lang und dunn, die Beine sehr lang Diese Rasse ist
glattfuUig und glattkopfig. Ihr Schnabel ist lang, die Nasenwarzen flach und
nicht sehr stark entwickelt, die Augen orangerot und von einem fleischigen,
roten Augenring umgeben. Diese Tauben wurden fruher in Spanien als Brieftauben
eingesetzt, vor allem waren sie auf HinU und Ruckfluge nach Mallorca dressiert
Sie werden in allen Farben gezuchtet.
RUSSISCHEN CARRIER entsprechen in
Form und Korperhaltung unseren iem, nur sind die Schnabelwarzen weniger
entwickelt und lediglich am OberU1 vorhanden. Sie werden in allen Farben
gezuchtet.
Die CARRIER (Abb. 85) stammen von der bereits beschriebenen
persischen Urform ihren heutigen Typ und den Namen verdanken sie englischen
Zuchtern. Schon ore (1735) kannte den Carrier in England. In Deutschland wird
die Rasse seit der ye des vorigen Jahrhunderts gezuchtet. Nach Lavalle (1905)
sollen im Jahre 1788 ;h einmal schwarze Carrier aus dem Iran nach England
gekommen sein. Auch win soll fur seine Studien an Rassetauben Carrier von dort
eingefuhrt haben. Von en Liebhabern wird der Carrier als "Konig" unter den
Rassetauben bezeichnet. Carrier erreicht erst im Alter von drei bis vier Jahren
seinen grobten Schauwert, zu diesem Zeitpunkt sind Schnabelwarzen und Augenringe
voll entwickelt. rier sind grobe, muskulose Tauben mit hoch aufgerichtetem
Korper. Der Kopf ist .. iial und flach, der Hinterkopf abgerundet; er soll mit
dem kraftigen Schnabel waagerecht getragen werden. Die Gesichtslange von der
Schnabelspitze bis zur Mitte '^s Auges soll 50U55 mm betragen. Die Augen sind
orangerot bis rot, nur bei
weiben und Hellschecken konnen sie auch dunkel sein. Die Augenringe
umschlieUen Ac Augen, sollen flach anliegen, weibhautig und trockenUpuderig
sein. OberU und Uaterschnabel erwartet man gleichstark mit stumpfer Spitze. Der
Schnabel ist hell: ho Schwarzen und Blauen ist ein dunkler Schnabelstipp oder
Ufirst zulassig. Die Oberwarze zeigt bei mehrjahrigen Tieren eine walnubartige
Struktur, die moglichst benmabig geformt sein und ihren hochsten Punkt in der
Mitte erreichen soll. Mit **a drei Jahren sind die Warzen ausgereift, werden
aber noch starker, sollen jedoch ferner weibschwingig in Blau mit Binden,
Blaugehammert und Schwarz. Rotfarben sind bisher nicht bekanntgeworden.
Die Valenciacarrier sind alte spanische Brieftaubenrassen, die vom
Persischen Carrier abstammen und die oder deren Vorfahren durch die Mauren nach
Spanien gekommen sind. In Korperform, GroUe und Haltung stehen sie dem Carrier
nahe. Der eigentliche VALENCIACARRIER (Mensajera de la Raza, in Valenzia "Colin
Correu": Abb. 84) steht aufrecht. Sein Hals ist lang und dunn, die Beine sehr
lang. Diese Rasse ist glattfuUig und glattkopfig. Ihr Schnabel ist lang, die
Nasenwarzen flach und nicht sehr stark entwickelt, die Augen orangerot und von
einem fleischigen, roten Augenring umgeben. Diese Tauben wurden fruher in
Spanien als Brieftauben eingesetzt, vor allem waren sie auf HinU und Ruckfluge
nach Mallorca dressiert. Sie werden in allen Farben gezuchtet.
Der
VALENCIAUMAGANAUCARRIER (Magana, in Valencia "Magany") /Ueigt fast die gleiche
Korperform und Haltung. Der Hals ist jedoch etwas langer, und vor allem sind
seine Augenringe nicht rot, sondern grauweiblich. Mit dem spanischen Namen
"Magana" ist denn auch die Farbe des Augenringes gemeint. Es gibt sie in Blau
mit Binden, Blaugehammert, Silber, Mehlfarbig, Dun, weib, Rot, Gelb und Schwarz,
ferner weibschwingig in allen Farben. Fruher fanden sie als
KurzstreckenUBrieftaube Verwendung.
Dritte nahverwandte Rasse sind die
BLAUEN SPANISCHEN BOTENTAUBEN (Azul de la Estrella = "Blau wie ein Stern").
Diese Tauben sind kleiner und haben einen kurzeren Schnabel, glatten Kopf und
unbefiederte FuUe. Sie werden nur in blauer Farbe gezuchtet. Oft haben sie weibe
Federn an der Stirn und am Hals. auch in der Nahe der Ohren, darum "Ohrringe"
genannt, wie wir es oft bei den Syrischen Wammentauben sehen. Als Brieftauben
wurden sie schon vor mehr als 200 Jahren verwendet. Heute ist sind sie sehr
selten, da sie durch die belgischen Brieftauben verdrangt wurden.
Die
RUSSISCHEN CARRIER entsprechen in Form und Korperhaltung unseren Carriern, nur
sind die Schnabelwarzen weniger entwickelt und lediglich am OberUschnabel
vorhanden. Sie werden in allen Farben gezuchtet.
Die CARRIER (Abb. 85)
stammen von der bereits beschriebenen persischen Urform ab. Ihren heutigen Typ
und den Namen verdanken sie englischen Zuchtern. Schon Moore (1735) kannte den
Carrier in England. In Deutschland wird die Rasse seit der Mitte des vorigen
Jahrhunderts gezuchtet. Nach Lavalle (1905) sollen im Jahre 1788 noch einmal
schwarze Carrier aus dem Iran nach England gekommen sein. Auch Darwin soll fur
seine Studien an Rassetauben Carrier von dort eingefuhrt haben. Von seinen
Liebhabern wird der Carrier als "Konig" unter den Rassetauben bezeichnet. Ein
Carrier erreicht erst im Alter von drei bis vier Jahren seinen grobten
Schauwert, erst zu diesem Zeitpunkt sind Schnabelwarzen und Augenringe voll
entwickelt. Carrier sind grobe, muskulose Tauben mit hoch aufgerichtetem Korper.
Der Kopf ist schmal und flach, der Hinterkopf abgerundet; er soll mit dem
kraftigen Schnabel waagerecht getragen werden. Die Gesichtslange von der
Schnabelspitze bis zur Mitte des Auges soll 50U55 mm betragen. Die Augen sind
orangerot bis rot, nur bei Weiben und Hellschecken konnen sie auch dunkel sein.
Die Augenringe umschlieUen die Augen, sollen flach anliegen, weibhautig und
trockenUpuderig sein. OberU und Unterschnabel erwartet man gleichstark mit
stumpfer Spitze. Der Schnabel ist hell: bei Schwarzen und Blauen ist ein dunkler
Schnabelstipp oder Ufirst zulassig. Die Oberwarze zeigt bei mehrjahrigen Tieren
eine walnubartige Struktur, die moglichst ebenmabig geformt sein und ihren
hochsten Punkt in der Mitte erreichen soll. Mit etwa drei Jahren sind die Warzen
ausgereift, werden aber noch starker, sollen jedoch trotzdem nicht mit den
Augenringen zusammenwachsen. Die Unterwarz.e soll Drittel bis ein Viertel vom
Umfang der Oberwarze erreichen. Der Hals soll lang und schmal sein, zum Rumpf
hin nur wenig starker werden und dabei moglichst senkrecht getragen werden. Die
Kehle ist tief ausgeschnitten, und der Hals darf keinen Bagdettenknoten zeigen.
Die Brust ist mabig breit und tritt auch nur wenig hervor. Der Rucken ist lang,
flach oder leicht hohl und fallt nach hinten ab. Die langen und kraftigen Flugel
decken den Rucken gut. Die Flugelspitzen liegen auf dem Schwanz. Der Flugelbug
tritt etwas hervor. Der Schwanz wird fe^ geschlossen getragen. Die Laufe sind
lang und unbefiedert, die Fersengelenke sollen moglichst etwas durchgedruckt
sein. Die Schenkel treten gut hervor. Das Gefieder ist knapp und liegt fest am
Korper an.
An Farbschlagen gibt es Schwarz, Dun, Blaugehammert, Blau,
Blaufahl. Braun Braunfahl, Rot, Rotfahl, Gelb, Gelbfahl, weib und Gescheckt in
allen Farben! Carrier sind scheu veranlagt, und ihre Zucht ist nicht ganz
leicht.
Die SPANISCHE FLAMENCATAUBE (Paloma Flamenca:
Abb. 86) ist eine einzigartige Warzentaube. Diese Rasse ist sehr alt und wurde
bereits 1799 von Cavanilles beschrieben. Ihre Heimat liegt im Suden Spaniens. Es
sind grobe, kraftige und breite Tauben. Die Korperlange betragt von der
Schnabelspitze bis zum Schwanzende etwa 43 cm, und das Korpergewicht liegt bei
800 g. Der Kopt ist harmonisch abgerundet mit breiter Stirn und gut gefulltem
Nacken, dabei immer glatt. Die Augen sind orangerot bis rot, nur bei weiben
konnen sie auch dunkel sein. Der Augenrand ist recht breit, wulstig und von
roter Farbe. Der Schnabel ist breit angesetzt, stumpf und ziemlich kurz. Die
breiten Schnabelwarzen sind an der Wur/.el ausgedehnt und wachsen von dort bis
zu den Augenrandern. Am Unterschnabel befindet sich ebenfalls nahe der
Schnabelwurzel eine starke Warze. Sie steht in Verbindung mit warzenartigen,
groben und rotlichen Hautstellen an der Kehle. Diese Kehlwarze erreicht nach dem
zweiten Lebensjahr die GroUe eines Maiskornes, lind nach dem vierten ist sie so
grob wie eine Haselnub geworden. Der Hals ist mittellang Mgj tritt voll aus dem
Korper hervor. Die Brust ist breit, aber flach, gut gerundet und fleischig, der
Rucken verhaltnismabig kurz und an den Schultern breit. Er bildet mit jgm
Schwanz eine ununterbrochene, nach hinten abfallende Linie. Die Flugel ^fugen
uber feste und lange Schwungfedern, die das Ende des Schwanzes erreichen und
dabei seitlich anliegen. Der Schwanz soll den Erdboden nicht beruhren. Die Laufe
sind kurz, die Unterschenkel sichtbar und etwas eingeknickt. Laufe und FuUe sind
unbefiedert. Das Gefieder ist fest und soll straff am Korper anliegen. Alle
reinen Farbschlage sind anerkannt. Zur Zucht verwendet man Ammentauben. In
Spanien hat man fur diese Rasse einen Standard aufgestellt, der inzwischen auch
in andere Sprachen ubersetzt wurde. In Deutschland ist sie mittlerweile
eingefuhrt worden, nachdem sie wiedererzuchtet worden war.
Die DRAGOON
(Abb. 87) haben ihren englischen Namen auch bei uns behalten. Sie wurden schon
1735 erwahnt und waren ursprunglich bis ins 19. Jahrhundert englische
Botentauben. Nach Deutschland kamen die ersten Vertreter dieser Rasse nm 1880.
In ihrer Korperform waren sie fruher dem Persischen Carrier ahnlich. In England
gab es verschiedene Zuchtrichtungen, so zeigten sich z. B. die Londoner Dragoon
grober, hoherstehend und mit stark entwickelten Schnabelwarzen. Der Birminghamer
Typ lebt noch im Australischen Dragoon fort.
In Europa hat sich inzwischen eine einheitliche Zuchtrichtung
durchgesetzt. Diese Tauben sind mittelgrob und kraftig mit einer um 45 Grad
aufgerichteten KorperhalUtnng und gleichfalls aufwartsgerichteter KopfU und
Schnabelhaltung. Der Zuchter nennt dies "Himmelsgucker". Der Kopf ist zwischen
den Augen breit, zeigt eine leichte Wolbung von Augenrand zu Augenrand und
verlauft zum Schnabel hin keilformig. Seine Bogenlinie soll gut und ohne Ansatz
in den Hals ubergehen. Die Allgen sind rubinrot bei Blauen, Schwarzen und
Blaugehammerten, orangerot bei Koten, Rotfahlen und RotfahlUGehammerten,
orangefarbig bei Gelben und dunkel bei Weiben. Die Augenrander sind zweireihig,
hinter den Augen schmaler, aber die Schadelbasis nicht uberragend und nicht mit
den Schnabelwarzen zusammenUgewachsend. Sie zeigen eine blaugraue Farbe bei den
dunklen Farbschlagen und eine fleischfarbige Tonung bzw. weibpuderung bei den
anderen Farbvarianten.
Der Schnabel ist sehr kraftig. OberU und
Unterschnabel sollen gleichstark sein. Die gedachte Verlangerung des
Schnabelspaltes verlauft unterhalb der Augen. Der Schnabel ist dunkel bei
Blauen, Gehammerten, Schwarzen, Rotfahlen und RotfahlUGehammerten, hornfarbig
bei Blaufahlen und BlaufahlUGehammerten sowie fleischfarbig bei Gelbfahlen,
GelbfahlUGehammerten, Gelben, Roten und weiben. Bei den "Grizzlefarben"
(Schimmel) ist die Schnabelfarbe derjenigen des Grundgefieders angepaUt. Die
Schnabelwarzen sollen kurz hinter der Schnabelspitze beginnen und zur Stirn hin
leicht ansteigen, dabei Langsrillen zeigend, die auch bei alten Tieren noch
sichtbar sein sollen. Sie sind fein im Gewebe, weib gepudert und ohne grobe
Wucherungen. Vor der Stirn erreichen sie ihren hochsten Punkt. Der Hals tritt
voll aus den Schultern hervor, ist nur knapp mittellang und zeigt zum Kopfe hin
eine geringe Verjungung. Die Brust ist breit und voll, gut gerundet und wird
angehoben getragen. Der Rucken ist flach, an den Schultern breit, sich zum
Schwanz keilformig verjungend und in einer Linie von etwa 45 Grad abfallend. Die
Flugel sind kraftig und breit, der Flugelbug ist sichtbar. Die Schwingen ruhen
auf dem verhaltnismabig kurzen Schwanz, der gut geschlossen getragen wird. Die
Laufe sind weit hinten und breit angesetzt, dabei kurz und unbefiedert. Die
Schenkel sind kraftig. Das Gefieder ist hart und liegt straff am Korper an. An
Farbschlagen gibt es Blau mit schwarzen Binden, Blaugehammert, Blaufahl.
BlaufahlU Gehammert, Rot, Rotfahl, RotfahlUGehammert, Gelb, Gelbfahl, Gelbfahl
Gehammert, Schwarz und weib. AuUerdem sind Schimmel, "Grizzle" genannt, in Blau
und Rot vorhanden. Auch der Dragoon zeigt erst im Alter von zwei bis drei Jahren
seine voll ausgebildeten Warzen. Taubinnen haben etwas geringere Warzenbildung.
Die HORSEMANTAUBE war eine englische Rasse, dem Dragoon sehr ahnlich und
wohl auch sehr nahe mit ihm verwandt. Horsemantauben waren in der Regel
einfarbig, meist blau und immer mit einem weiben Halbmond auf dem VorderhaN
versehen. Sie gelten zwar als nicht mehr existent, leben aber in dem seltenen
Horsemankropfer, der die gleiche Zeichnung hat, weiter. Diese Kropftauben sollen
aus fruheren Kreuzungen der Horsemantaube mit englischen Kropfern entstanden
sein.
Auch die SKINNUMTAUBE aus England gilt als verschwunden. Sie war
au^ Kreuzungen von Dragoon mit Tummlertauben entstanden und diente als
KurzstrekkenUBotentaube. In der Korperform war sie dem Dragoon alter
Zuchtrichtung ahnlich, die Warzen waren aber wesentlich schwacher entwickelt.
Die AUSTRALISCHEN DRAGOON, die heute noch gezuchtet werden, stammen vom
alten Birminghamer Typ des Dragoon ab. Es sind im Gegensatz zu unseren Dragoon
schlanke, aufrecht stehende Tauben mit verhaltnismabig langen Beinen.
Der
Hals ist ziemlich lang und schlank. Der Kopf ist langlich, mit sehr langem
Schnabel, dessen Warzen nicht ubermabig entwickelt sind. Die Augenrander sind
zweireihig, jedoch auch nicht ubermabig stark entwickelt. Schnabel und Stirn
bilden eine fast waagerechte Linie, aus der die Schnabelwarzen im hintersten
Bereich leicht hervorstehen. Kurz hinter den Augen fallt der Kopf in schoner
Rundung zum Hinterhals ab. Die Kehle ist stark ausgerundet, so dab der Hals am
Kopf recht dunn ist und sich zur Brust hin allmahlich verbreitet. Alle
Brieftaubenfarben kommen vor.
Die
INDIANER deutscher Zuchtrichtung (Abb. 88) stammen aus dem Orient und kamen uber
Nordafrika nach England und Deutschland. Sie wurden zunachst einheitlich
weitergezuchtet, erst spater entwickelten sich zwei leicht voneinander
abweichende Typen. Die Vorfahren der Indianer gelangten auf dem Landwege auch
nach Polen und wahrscheinlich sogar bis nach China, denn dort gibt es heute noch
ahnliche Tauben. Die Rasse ist sehr alt. Schon Shakespeare (1564U1616) erwahnte
sie in "Was ihr wollt" als Berbertauben - "Barb", wie sie in England heute noch
genannt wird. Sie mub also schon vor 1616 in England gut bekanntgewesen sein.
Die Englander machten aus der zunachst noch unscheinbaren Taube aus Nordafrika
den heutigen charakteristischen Indianer, der sich vermutlich auf zwei Wegen
nach Europa verbreitet hatte: uber Spanien durch die Mauren und auf dem Landwege
nach Griechenland, Ungarn und Polen. In einigen Landern enstanden aus diesen
Tauben andere Rassen, die wir als "Spanische", "Polnische", "Prager" oder
"Sachsische Indianer" kennenlernten.
Es handelt sich um kraftige,
gedrungene, mittelhochgestellte Tauben, deren Hauptmerkmal der Kopf mit breiten
groben Warzen am Oberschnabel, dreigeteilten Warzen am Unterschnabel und
breiten, kreisrunden, karminroten Augenringen ist. Der Kopf bildet, von der
Seite gesehen, uber die Warzen des Oberschnabels bis zum Hinterkopf einen
langgezogenen Rundbogen. Er ist sehr breit. Nach unserem Standard sind nur
glattkopfige Tiere anerkannt. Dagegen werden kappige Indianer noch heute in
Schweden gezuchtet. Die Augen verfugen uber eine grobe Pupille, deren Iris
perlfarbig und nur bei weiben dunkel ist. Bei Jungtieren ist leicht rotliche
Iris zulassig. Die Augen werden kreisrund von einem breiten, genarbten,
karminroten Augenrand umgeben. Der Schnabel ist mittellang; OberU und
Unterschnabel sollen etwa gleichdick sein. Der Schnabel ist hell, nur bei Blauen
und Schwarzen ist dunklc Farbung zulassig. Die Oberschnabelwarze ist sehr breit
und aufgetrieben, in der Mitte geteilt und zeigt im Alter eine etwas rauhe
Struktur. Am Unterschnabel befinden sich drei Warzen, eine mittlere und zwei
kleinere, an den Schnabelwinkeln sitzend. Der mittellange Hals tritt stark aus
den Schultern hervor und ist leicht nach ruckwarts gebogen. Die sehr breite
Brust steht etwas vor und ist gut abgerundet. Der Rucken ist kurz, hinter den
Schultern etwas hohl und fallt zum Schwanz hin ab. Die Flugel sind sehr lang,
und die Schwingenspitzen ruhen lose auf den auUeren Steuerfedern. Die Laufe sind
mittellang und unbefiedert. Das Gefieder soll straff am Korper anliegen.
Neben Schwarz, Dun, Rot, Gelb, Blau mit schwarzen Binden. Blaufahl und
Weil.') kennt man auch Gescheckte in den vorgenannten Farben. Auch bei den
Indianern dauert es einige Jahre, bis Schnabelwarzen und Augenringe ihre volle
GroUe erreicht haben. Den deutschen Typ zuchtet man auch in Osterreich und in
der Schweiz.
Der ENGLISCHE INDIANER (BARB) ist etwas kleiner als sein
deutsches Gegenstuck, hat kurzeren und dunneren Schnabel, ebenso kurzeren Hals
und kurzere Beine. Er wird vorwiegend in England, Amerika und Skandinavien
gezuchtet. Farbschlage und alle ubrigen Rassemerkmale entsprechen denen des
deutschen Indianers.
Die SUCHSISCHEN INDIANER waren kleiner als der
englische Typ. Sie erreichten nur etwa zwei Drittel dieser GroUe. Oft waren sie
kappig. Es handelt sich um elegante Tauben, bei denen die Warzen schwacher
entwickelt waren. Sie wurden auch "Moricken" oder "Sultaninen" genannt. Durigen
(1886) meint, der Name "Moricken" ware abgeleitet von Amerikaner. Schafer halt
dagegen, es handle sich um eine Abwandlung von Mohren bzw. kleine Mohren, weil
die meisten Tierc dunkle Gefiederfarbe hatten. Der Name "Sultaninen" deutet ihre
Herkunft aus dem Orient an. Die Sachsischen Indianer wurden nach 1920 von den
groberen Englischen Indianern abgelost, bis sie schlieUlich verschwanden. Die
Spanischen Indianer sind ihnen heute noch recht ahnlich.
Die
FRANZOSISCHEN INDIANER (Pigeon Polonais) mit schmaler Stirn und hohem Stand
waren ziemlich grobe Tauben und wurden nach Buhle (1841) als "Polnische Tauben"
in Sachsen und als "Indianer" am Rhein gezuchtet. Sie wurden schlieUlich auch in
Frankreich von den Indianern englischer Zuchtrichtung verdrangt.
Die
SPANISCHEN INDIANER (Flamenquilla: Abb. 89) zeigen noch die Form ihrer
seinerzeit aus Nordafrika eingefuhrten Urahnen und haben Uhnlichkeit mit dem
einstigen Sachsischen Indianer. Schon Vollenhoven schrieb 1686 . Barb (Indianer)
waren aus Spanien nach Holland eingefuhrt worden. Spanische Indianer wurden
zuerst 1799 von Cavanilles beschrieben. Diese Tauben sind kleiner und leichter
als
unsere Indianer. Das Korpergewicht betragt
etwa 350 g. Ihre Korperhaltung ist waagerecht. Sie sind glattfuUig oder behost
und glattkopfig. Die die roten Augen umgebenen Ringe sind zweireihig, leicht
aufgetrieben und von roter Farbe. Der Schnabel ist kurz, die Schnabelwarzen
nicht ubermabig stark entwickelt und nur am Oberschnabel vorhanden. An
Farbschlagen sind Einfarbige in weib, Schwarz. Dun. Rot, Gelb und Blau bekannt.
Die POLNISCHEN INDIANER (Brodawczak Polski: Abb. 90), auch Polnische
Kurzschnablige Warzentauben genannt, stammen vom gleichen Urstamm wie alle
Indianer ab. In der Korperform sind sie den Indianern ahnlich, mittelgrob,
stehen waagerecht und sind immer glattfuUig und Ukopfig. Der Schadel ist an der
Stirn am
breitesten und verjungt sich zum Hinterkopf.
Die Stirn steigt von der Schnabelwar/e aus steil an, der Kopf ist aber schon
gerundet. Der kurze und dicke Schnabel zeiot eine grobe Warze, die weib gepudert
ist. Am Unterschnabel ist nur geringe Warzenbildung festzustellen. Die
Augenrander sind stark entwickelt und bei allen Farbschlagen fleischfarbig oder
grau und weib gepudert. Rotliche Augenrander gelten als Fehler. Die Rasse
existiert Einfarbig in Schwarz, Rot, Gelb, Blau, weib und selten auch als
Schecken. Die PRUGER INDIANER, die fruher in der Fachliteratur immer wieder
auftauchten, sind im Prager Tummler aufgegangen. Als eigenstandige Rasse sind
sie nicht mehr vorhanden. Es waren kleine Indianertauben, dem Sachsischen
Indianer ahnlich, mit rundem Kopf, kurzem, dicken Schnabel und doppelU bis
dreireihigen AugenUrandern. Spater wurden Tummler eingekreuzt, und so entstanden
aus ihnen im Laufe der Zeit die heutigen Prager Tummler. Die CHINESISCHEN
INDIANER sind grobe und robuste Tauben. Ihr Kopf ist rund und ohne Haube, aber
auch mit der typischen chinesischen Nasenkuppe vorkommend. Der Schnabel ist
kurz, die Nasenwarzen nur wenig entwickelt. Die gelben Augen werden angeblich
von 2 cm breiten Augenrandern umgeben, die intensiv rot gefarbt sind. Die Laufe
sind lang, die FuUe mittellang belatscht. Haufig haben diese Tauben funf Zehen.
Der Schwanz ist kurz und schmal, das Gefieder immer von intensiv schwarzer Farbe
mit viel Metallglanz. Diese alte Rasse wurde schon vom chinesischen Maler
TaiUPaiUSi (1864U1957) gezeichnet. Er stellte neben schwarzen Tieren auch eine
Abart mit Nasenkuppe, weibem Korpergefieder, aber farbigem Kopf, Flugel und
Schwanz dar. Vor einigen Jahrzehnten gelangten einige glattkopfige reinschwarze
Tiere nach Rumanien.