2. BAGDETTENARTIGE WARZENTAUBEN
Alle Bagdetten stammen von
der Syrischen Bagdette ab, die noch heute unter verschiedenen Namen von der
Turkei uber Syrien, Iran, Irak bis nach Indien und sogar Indonesien bekannt ist.
Dabei sind zwischen den Zuchtrichtungen der genannten Lander kaum Unterschiede
vorhanden. Der Name deutet an, dab die ersten Vertreter dieser Tauben aus Bagdad
nach Europa gekommen sein durften, wo sie durch Kreuzungen mit einheimischen
Tauben zu den verschiedenen heutigen Rassen ^geformt wurden. Es waren vorwiegend
Zuchter in Deutschland, Bohmen, Mahren und Frankreich, die aus den importierten
UrUBagdetten die heute bekannten Rassen erzuchteten. Spanien bekam seine
Bagdetten uber Nordafrika, durch die Mauren. Die spanischen Bagdetten sind der
Urform noch ahnlicher als unsere deutschen Rassen.
Die SYRISCHEN
BAGDETTEN gelten als Stammform aller Bagdetten. Sie sind in der Korperform dem
Carrier ahnlich, zeigen aber geringere Warzenbildung.
Die TURKISCHEN
BAGDETTEN gibt es auch heute noch haufig. Auf fast allen Taubenmarkten in der
Turkei sind sie zu finden. Sie entsprechen der Syrischen Bagdette fast
vollstandig. Auch in ihnen hat sich somit die alte Stammrasse der Bagdetten in
ihrer ursprunglichen Form erhalten.
Die NURNBERGER BAGDETTEN (Abb. 91) stammen von der vorgenannten Rasse
ab, wurden aber erst in Nurnberg und Umgebung zu ihrer heutigen Form
herausgezuchtet. In England bezeichnet man sie als "Scanderoon", abgeleitet von
einer turkischen Stadt, aus der die ersten Bagdetten nach Europa gekommen sein
sollen. Uber Nurnberg gelangten die damals auch "KrummschnabelUBagdette"
genannten Tauben dann auch nach England. Die Englander mit ihrer Vorliebe lui
extreme Formen bei Haustieren wollten den Schnabel noch gebogener. NurnberL'l.l
Badgetten sind eine alte Rasse, schon 1869 von Neumeister beschrieben, aber auch
der Franzose Buffon beschrieb bereits 1749 eine krummschnablige Bagdette. Es
sind kraftige, stolz aufgerichtete Tauben mit waagerechter Korperhaltung und
kraftigem, gebogenem sogenannten "Buchsenschnabel". Kopf und Schnabel sind die
wichtigsten Merkmale dieser Rasse. Ersterer ist lang und schmal, dabei gut
gewolbt. Der Hinterkopf soll gut abgerundet in den Hals ubergehen. Die groben
Augen zeigen einen kuhnen Ausdruck und sind bei Geganselten, Gedeckten und
weiben dunkel. bei den anderen Farbschlagen rot. Ihr Rand ist breit und hat eine
lebhaft rote Farbe. Der Schnabel, hier "Horn" genannt, ist recht kraftig, gut
geschlossen sowie stumpf und setzt die Bogenlinie des Kopfes fort. Der OberU
darf den Unterschnabel nicht uberragen. Der Schnabel ist bei Gedeckten,
Geganselten, weiben, Roten und Gelben fleischfarbig, bei Blauen, Gehammerten und
Schwarzen hornfarbig. Bei Schwarzen ist ein angelaufener Oberschnabel zulassig.
Die Schnabelwarzen sind glatt, herzformig und weib gepudert. Ursprunglich waren
sie rauh und warzig. Der Hals ist lanu. schlank und dabei elegant gebogen, die
Kehle gut ausgerundet. Nacken, Kopf und Schnabel bilden eine gleichmabige
Bogenlinie ohne jede Unterbrechung. Die Brusi ist breit und schon gerundet. Der
Rucken wird fast waagerecht getragen. Die Flugel sind mittellang, stehen etwas
vom Korper ab, sind vorn breit, laufen nach hinten spitz aus und sind wie der
Schwanz ziemlich kurz. Die Laufe sind stark, lang und unbefiedert. Das Gefieder
liegt fest am Korper an. Geganselte haben eine Elsterzeichnung mit weibem Kopf
und weibem Vorderhai v Unter den Augen bis hin zum Schnabelansatz befindet sich
ein farbiger Fleck. "Backchen" genannt. Gedeckte haben die gleiche Zeichnung,
nur ist bei ihnen da^ Flugelschild farbig. Flugelbug und 10U12 Schwingen sind
weib. Diese Zeichnung^Uarten gibt es in den Farben Schwarz, Dun, Rot, Gelb,
Blau, Blaufahl, Blaugehammert und BlaufahlUGehammert. Einfarbige Tiere sind
gleichermaben einschlieUlich weib anerkannt. Die Jungen benotigen entsprechend
ihrer GroUe eine langere Entwicklungszeit.
Die KORALLENAUGENTAUBE soll
als letzte der eigentlichen Warzentauben genannt werden. Sie wurde durch den
Schiffsarzt Dr. Binder aus Triest von AfghaniUstan nach Europa gebracht. Als
Ursprungsland wird in der alten Fachliteratur Indien angegeben. Lyell (1887),
der einige Zeit in Indien lebte, hat sie in Bengalen gesehen. Nach Deutschland
kamen diese Tauben um 1880. Sie zeigen eine feldtaubenahnliche Figur mit
waagerechter Korperhaltung. Sie sind elegant und schlank, zudem immer glattfuUig
und Ukopfig. Der Hals ist reichlich mittellang und schlank, der Schnabel
mittellang, die Schnabelwarzen normal entwickelt und nicht grob. Die Warzenfarbe
ist bei weiben Tieren weib und bei blauen etwas rotlich angehaucht. Hauptmerkmal
der Rasse sind die sehr groben, kreisrunden, etwas warzigen und korallenroten
Augenringe; das Auge ist orangefarbig. Durigen (1906) kannte zwei
Zuchtrichtungen: Kurzschnablige in Blau und schlankere Mittelschnablige mit
langerein Hals in weib. Tatsachlich waren diese germgen Unterschiede bei allen
bisher gezeigten Tieren feststellbar. An Farbschlagen gibt es nur Blaue mit
schwarzen Flugelbinden und Reinweibe. Die Rasse gilt in Europa als ausgestorben.
Die FRUNKISCHEN BAGDETTEN (Abb. 92), in Franken und besonders in der
frankischen Schweiz entstanden, haben sicherlich die gleichen Ahnen wie die
Nurnberger Bagdetten gehabt. Diese Rasse steht in etwa zwischen den
geradeschnabligen Steinheimer und den krummschnabligen Nurnberger Bagdetten. mit
denen sie aber die Zeichnung gemein hat.
Es sind kraftige, langgestreckte
Tauben mit etwas abfallender Korperhaltung und gerundetem Kopf, aber kraftigem
geraden Schnabel, der nur an der Spitze leichl gebogen ist. Der Kopf ist schmal,
im Profil eine ununterbrochene Bogenlinie vom Schnabelansatz bis zum Nacken
bildend. Die Augen sind dunkel bei Geherzten. Gedeckten und weiben, aber
orangefarbig bei den anderen Farbschlagen. Der Augenrand ist zweireihig und von
lebhaft roter Farbe. Die Farbe des Schnabels i^l fleischfarbig. Die
Schnabelwarzen sind nicht sehr stark entwickelt, langlich und glatt. Der Hals
ist reichlich mittellang, tritt voll aus den Schultern hervor und verjungt sich
zum Kopf hin. Die Kehle ist gut ausgerundet, die Brust breit, gewolbt und etwas
angehoben getragen, soll aber nicht zu stark hervortreten. Der an den Schultern
breite Rucken fallt nach hinten in einer Linie mit dem Schwanz ab. Die Flugel
sind lang und kraftig, die Laufe mittellang und unbefiedert. Das Gefieder liegt
fest am Korper an.
Anerkannt sind Einfarbige in weib, Schwarz, Rot, Gelb,
Blau, Blaugehammert, Blaufahl und BlaufahlUGehammert, ferner Geherzte und
Gedeckte in diesen Farben. Die Geherzten haben die gleiche Ganselzeichnung wie
die Nurnberger Bagdetten. Farbige Backchen unter den Augen sind vorhanden. Die
weibe Zeichnung reicht am Hinterhals bis zur Halsmitte und verlauft in scharfem
Schnitt zum langen Latz am Vorderhals, so dab die Farbe ein breites Band bildet.
Der Rucken mub. von oben gesehen, ein schones Herz zeigen. Bei den Gedeckten ist
auUerdem das Flugelschild farbig, nur der Bug und 10U12 Schwingen sind weib. Die
Frankischen Bagdetten gelten als zuchtfreudig.
Die STEINHEIMER BAGDETTEN (Abb. 93) entstanden in Hessen aus Kreuzungen
von einfarbigen Nurnberger Bagdetten, Franzosischen Bagdetten und Feldtauben.
Ihr erstes Hauptzuchtgebiet waren das untere Maingebiet und der Odenwald,
besonders die Stadt Steinheim und ihre Umgebung. Heute ist diese Rasse in ganz.
Deutschland vertreten. Steinheimer Bagdetten sind grobe, kraftige, gestreckte
Tauben mit voller Brust und fast waagerechter Korperhaltung. Der Kopf zeigt vom
Schnabelansatz bis zum Hinterkopf einen gut gerundeten Bogen ohne jegliche
Nackenbildung. Die Augen sind orangefarbig bis rubinrot, nur weibe und
Gescheckte haben dunkle Augen. Der Augenrand besteht aus zwei gleichmabigen,
kreisrunden Ringen, die feuerrot gefarbt sind. Der lange und kraftige Schnabel
verlauft nicht in der Verlangerung des Kopfes. sondern bildet einen deutlichen
Winkel. Ansonsten hellhornfarbig, ist er nur bei weiben fleischfarbig. Bei den
dunklen Farbschlagen ist dunkler Anflug erlaubt. Die zarten Schnabelwarzen
liegen glatt an. Der mittellange Hals zeigt eine gut ausgeschnittene Kehle. Die
Brust ist breit und voll, der Rucken lang. zum Schwanz hin leicht abfallend. Die
Laufe sind mittellang und unbefiedert. Das Gefieder soll glatt am Korper
anliegen. Zur Farbschlagskala gehoren weib, Schwarz, Rot, Gelb, Blau sowie
Blaufahl mit und ohne Binden, Rotfahl, Gelbfahl, RotfahlUGehammert,
GelbfahlUGehamrnert. Gelercht, Getigert sowie Gescheckt in Schwarz, Rot, Gelb
und Blau. Steinheimer Bagdetten sind recht fruchtbar, frohwuchsig und
fluggewandt.
Die TURKISCHEN SCHNIPPENTAUBEN stammen nicht
etwa aus Kleinasien. sondern kamen aus der Stadt Sonneberg in Thuringen. Sie
wurden als reine Nutztauben durch Kreuzungen von Nurnberger Bagdetten mit
Schnippentauben erzuchtet. Diese Tauben waren weib mit farbigem Schwanz und
farbiger Stirnschnippe. Obwohl sehr fruchtbar, sind sie inzwischen weitgehend
verschwunden.
Die SPANISCHEN BAGDETTEN (Bagdeta Espanol:
Abb. 94) hatten die gleichen Stammeltern wie die Spanier. Beide Rassen sind aber
vollstandig unabhangig voneinander entstanden. Bechstein beschrieb schon 1795
Spanische Bagdetten, zu einer Zeit also, als es die deutschen Spaniertauben noch
nicht gab. Sie sollen schon um 1700 in Spanien vorgekommen sein. Die Tauben
stehen fast waagerecht, der lange und schlanke Hals wird erhoben getragen. Der
Kopf ist lang und bildet mit dem Schnabel eine Linie. Die Augen sind rot: weibe
Tiere haben hingegen dunkle Augen. Diese werden von einem ziemlich breiten,
leicht warzigen, roten Augenrand umgeben. Die Laufe sind mittellang. Die Farbe
von Krallen und Schnabel soll sich nach der Gefiederfarbe richten. Diese Rasse
erreicht ein Gewicht von 550 bis 560 g. Es gibt Einfarbige in Schwarz, Dun, Rot,
weib und Gelb sowie Blau mit Binden und Blaufahl mit Binden, auUerdem
Farbenschwanze und weibschwingige in allen Hauptfarben. Die Tauben vermehren
sich gut, gelten aber trotzdem als selten. Man findet sie fast nur noch in
Katalonien.
Die KATALANISCHEN BAGDETTEN (Bagdeta de Carbata, katalanisch
"Nasut") entstanden um 1900 aus einer Kreuzung von Spanischen Bagdetten
undAntwerpener Smerlen. Von letzteren haben sie die Brustkrause geerbt, darum
nennt man sie in Spanien auch "Movchenbagdetten". In der Fachliteratur wurden
sie erstmalig 1965 von Levi beschrieben. Diese Tauben sind etwas kleiner und
leichter als die Spanischen Bagdetten: ihr Korpergewicht betragt 450U500 g.
Dafur sind sie aber fluggewandter und vermehren sich gut. Ihre Gestalt ist
bagdettenhaft, der Kopf langgestreckt, glatt, flach und mit dem langen Schnabel
eine leicht geneigte Linie bildend. Die Augen sind orangerot bis rot, bei
reinweiben Tieren dunkel. Sie werden umgeben von einem ziemlich breiten roten
Rand. Der Hals ist lang und schlank. Auf dem Vorderhals sitzt eine nicht stark
entwickelte Movchenkrause. Die Rasse existiert einfarbig in Schwarz, Rot, Gelb,
weib, Dun, Blau mit Binden, Blaufahl mit Binden sowie Gescheckt und ist auch in
ihrer Heimat selten.
Die FRANZOSISCHEN BAGDETTEN (Abb. 95) sind eine der
altesten und urtumlichsten Bagdettenrassen. Nach Prutz (1886) sollen sie
ursprunglich aus Hinterindien stammen und von den Niederlandern aus Batavia nach
Europa gebracht worden sein. Dafur spricht die mehrfache spatere Beschreibung
einer "BataviaUBagdette". Auf dem Weg uber Bagdad, die Turkei und Nordafrika
gelangten aber auch Syrische Bagdetten nach Europa. Schon Aldrovandi (1600)
beschrieb eine den Bagdetten ahnliche Taube. Die Franzosischen Bagdetten
scheinen, nach den alten Abbildungen zu urteilen, dem Urstamm noch nahezukommen,
obwohl auch sie spater durch die Einkreuzung von langschnabligen englischen
Tummlern veredelt wurden. Die Tauben sind trotz ihrer schlanken Figur
erstaunlich schwer. Nach Deutschland gelangten die ersten Franzosischen
Bagdetten in den Jahren 1862/63 durch den Fechtmeister Prosche aus Dresden. Die
heutigen Franzosischen Bagdetten sind schwere, stattliche Tauben mit
muskelbepackten Korpern, hochgestellt, langhalsig und mit waagerechter KopfU,
SchnabelUsowie Rumpfhaltung. Der Vorderhals ist ziemlich lang, der Hinterkopf
stark gebogen, flach und schmal. Kopf und Schnabel sollen, von der Seite
gesehen, eine ununterbrochene Linie und, von vorn betrachtet, einen Keil bilden.
Die groben und etwas hervortretenden Augen sind perlfarbig, nur weibe haben
dunkle Augen. Der Rand ist fein im Gewebe und von blutroter Farbe, der Schnabel
lang und stark. Der Unterschnabel soll ebenso massiv wie der Oberschnabel sein.
Die Schnabelfarbe ist bei allen Farbschlagen hell: nur bei Blau und Schwarz ist
eine dunkle Schnabelspit/c zulassig. Die Schnabelwarzen sind lang und flach. Der
Hals soll so lang wie moglich sein, dabei schwach aus den Schultern hervortreten
und fast gleichdunn bis zur Kehle verlaufen. In seiner Mitte ist er etwas nach
vorn gebogen: ein vorstehender Halswirbel bildet den sogenannten
"Bagdettenknoten". Die Brust ist breit, das Brustbein steht etwas hervor. Der
hohle Rucken verlauft nach hinten nur wenm abfallend. Die Flugel sind
mittellang, gut geschlossen, vorn etwas hoch getragen. lose anliegend und an der
Brust etwas vorstehend. Der Schwanz ist nicht allzu lang. aber gut geschlossen.
Die Laufe sind sehr lang und stark, nicht breit stehend und unbefiedert. Das
Gefieder ist knapp und recht hart, so dab Brustbein und Schultern durchscheinen.
Es gibt Einfarbige in Schwarz, weib, Rot, Gelb, Blau, Blaugehammert, Blaufahl.
Rotfahl, Gelbfahl und Gescheckt in den genannten Farben, in Frankreich zudem
auch weibschwingige. Wegen ihrer GroUe benotigen sie einen geraumigen Schlag mit
genugend groben Nistfachern.
Die schon erwahnten BATAVIAU oder
DJAKARTAUBAGDETTEN aus Indonesien wurden in alter Zeit durch die Niederlander
nach Europa gebracht. Nach alteren Angaben sollen sie im wesentlichen den
Franzosischen Bagdetten entsprechen, nur etwas kleiner sein. Es soll einfarbige
und geschuppte Exemplare geben. Seit 191 S sind offensichtlich keine Exemplare
mehr nach Europa gelangt.
Die CYSNE-BAGDETTEN, vom Portugiesen Cyrillo
(1906) beschrieben und abgebildet, waren ebenfalls den Franzosischen Bagdetten
ahnlich, hatten nur starker entwickelte Augenrander und grobe Schnabelwarzen. Da
die Franzosischen Bagdetten auf fruheren Abbildungen auch mit warzigen
Schnabelpartien und Augenrandern abgebildet waren, konnten sie einer Abstammung
mit diesen gewesen sein. Von Levi (1957) wurden sie als "Warzen-Bagdetten"
bezeichnet und sind seiner Meinung nach langst verschwunden oder in anderen
Bagdettenrassen aufgegangen.
Die ROUBAISIENTAUBEN gehoren ebenfalls zu
den aus Frankreich stammenden Bagdetten. Diese Tauben wurden zum ersten Male
1913 ausgestellt. Sie sind wie die Marthamtauben gewissermaben "Nebenprodukte"
aus der Erzuchtung des modernen Elstertummlers. Tiere aus der abermaligen
Verpaarung von Elstertummler x Bagdetten an Bagdetten ergaben die
Roubaisientaube. Erzuchter war der englische Industrielle Mr. Richardson, der in
der nordfranzosischen Stadt Roubaix lebte, woraus sich die Rassebezeichnung
(Roubaix oder Roubaisien) ableitet. Die jetztige Verbreitung umfaUt Frankreich,
Spanien und Belgien. Im Gesamteindruck entsprechen diese Tauben im wesentlichen
der Franzosischen Bagdette, sind aber eleganter, schlanker, sehr hochgestellt
und haben einen langen, schlanken Hals. Ausgewachsene Exemplare erreichen ein
Korpergewicht von 450 bis 500 g. Der Kopf ist ziemlich klein und langlich, die
Stirn sehr lang und flach. Die Kopfpartie erinnert stark an den modernen
Elstertummler. Stirn und langer Schnabel bilden eine ununterbrochene Linie. Der
Schnabel ist hellrosa, die von einem intensiv roten, 3 mm breiten Rand umgebenen
Augen sind hell, die Laufe unbefiedert. Die Farbschlagspalette umfaUt Einfarbige
in Schwarz, weib, Rot, Gelb sowie Blau mit und ohne schwarze Binden.
Die TSCHECHISCHEN BAGDETTEN (Ceska bagdeta: Abb. 96) sind Nachkommen der
Turkischen Taube aus der sie mit Hilfe von Feldtauben und Indianern Anfang
dieses Jahrhunderts erzuchtet wurden. Sie sind immer glattkopfig und UfuUig.
dabei mittelgrob. Der mittellange Hals verjungt sich zum Kopf hin. Dieser ist
breit, die Stirn flach gewolbt. Der Schnabel folgt der Linie des Kopfes bei
leicht gebogener Spitze und heller Farbung. Die Schnabelwarzen sind herzformig,
gut entwickelt und weib gepudert. An den Schnabelwinkeln finden sich kleine
warzige Auswuchse. Die Augen sind bei farbigen Tieren perlfarbig, bei solchen
mit weibem Kopfgefieder dunkel. Die Gebrandeten haben haufig eine gebrochene
Iris. Der Augenrand soll bei ausgewachsenen Tieren 20U22 mm breit sein. Die
Farbe der Augenringe ist leicht rotlich.
Zu den vorhandenen Farbschlagen
zahlen Einfarbige in weib, Schwarz, Blau, Rot. Gelb und Braun, ferner
weibbindige in Rot, Gelb, Schwarz und Blau, letztere auch mit schwarzen
Flugelbinden, sodann Blaugeschuppte, Gebrandete mit Spiegelschwingen sowie
Schildige. Bei diesen ist nur das Flugelschild farbig, und sie werden auch
weibbindig gezuchtet. Schildige sind erst seit dem Jahre 1937 bekannt. Es gibt
auch eine kappige Variante, die in ihrer Heimat "Streka" oder "Ceska bagdeta
korinova" genannt wird (Tschechische Bagdette mit Krone). Diese Variante wurde
schon mehrfach auf Ausstellungen gezeigt.
Die
OSTRAUER BAGDETTEN (Ostravska bagdeta: Abb. 97) entstanden um 1880. Dabei wurden
Nurnberger und Frankische Bagdetten, Carrier, Dragoon. Coburger Lerchen und
Movchen verwendet. In ihrer Korperform, GroUe und Haltung ahneln diese Tauben
weitgehend der Nurnberger Bagdette. Sie sind immer glattfuUig und Ukopfig. Der
Kopf ist breit, die Stirn flach gewolbt. Der helle. reichlich mittellange
Schnabel setzt den Bogen der Schadellinie fort. Die Schnabelwarzen sind ziemlich
stark entwickelt, weib gepudert und haben in der Nahe der Schnabelwinkel einige
kleine Auslaufer. Eine deutliche Kehlwamme ist vorhanden. Die Augen sind
perlfarbig; nur Tiere mit weibem Kopfgefieder haben dunkle Augen. Der 20U22 mm
breite Augenrand zeigt eine leicht rosafarbige Tonung. Ostrauer Bagdetten sind
mittelhoch gestellt und haben eine kleine Movchenkrause auf der Brust. An
Farbschlagen gibt es Einfarbige in Schwarz, Rot, Gelb und weib, Blaue mit
schwarzen Binden, auUerdem Mehlfarbige mit roten oder gelben Flugelbinden.
Geschuppte existieren in Blau, Rot und Gelb. SchlieUlich sind auch
weibschwingige mit weibem Schwanz in allen Farben bekannt. Offiziell anerkannt
wurden sie im Jahre 1937. In Deutschland wurden sie zum ersten Male 1982 in
Nurnberg gezeigt.
Die MUHRISCHEN BAGDETTEN (Moravsky Bagdeta:
Abb. 98) sind eine weitere verwandte Rasse mit schlanker und aufgerichteter
Figur. Der Kopf steigt, in ununterbrochener Linie dem Schnabel folgend, bis uber
die Augen an, um dann in einem Bogen nach hinten abzufallen. Die Kappe ist tief
angesetzt und endet schon in Hohe der Augen. Diese sind bei farbigen Tieren
hell, bei weiben hingegen dunkel. Sie werden umgeben von ziemlich breiten, roten
Augenringen. Der lange Schnabel folgt der leicht abwartsgeneigten Linie der
Stirn. Die Nasenwarzen sind stark entwickelt. Der lange und starke Hals wird
senkrecht getragen. Der Korper ist mittelgrob, die Schwungfedern ruhen auf dem
mittellangen, fast waagerecht getragenen Schwanz. Die Laufe sind reichlich
mittellang und ebenso wie die Zehen stets unbefiedert. Neben Einfarbigen in
weib, Schwarz, Blau, Rot, Gelb und Braun gibt es Blaue mit schwarzen Binden,
sodann auch Tiere mit weiben Flugelbinden in den Farben Schwarz, Rot, Gelb, Blau
und Braun. Seltener sind Geschuppte und schildig Gezeichnete. SchlieUlich soll
es weibschwingige in Schwarz, Rot, Gelb und Blau und solche mit weibem Schwanz
in allen Farben geben. Die SZOLNOKER BAGDETTEN (Szolniki Bagdetta: Abb. 99)
entstanden um 1920 in Ungarn aus einer Kreuzung von Dragoon, Carriern und
Brieftauben. Fur
diese Rasse wurde erst 1954 eine offizielle
Musterbeschreibung geschaffen. In GroUe und Korperform sind sie den Brieftauben
ahnlich. Der Kopf ist langgestreckt. der lange Schnabel folgt der Linie des
Kopfes. Die Augen sind gelborange und werden von breiten gelblichen Augenringen
umgeben. Die Laufe sind mittellang und unbefiedert. Die Rasse existiert
einfarbig in weib, Schwarz, Rot, Gelb, Griui. Schokoladenfarbig und Blau mit
Binden.