2. SUDDEUTSCHE FARBENTAUBEN
Suddeutsche Farbentauben sind
uberwiegend kappig. Es gibt GlattfuUige und Belatschte, wobei die Latschen
weniger als bei den Sachsischen Farbentauben entwickelt sind. Die STARTAUBEN
(Abb. i 70) gehoren ohne Zweifel zu den altesten in Suddeutschland gezuchteten
Taubenrassen. Sie sollen bereits im 16. Jahrhundert erzuchtet worden sein. Ihr
Ursprung liegt in Wurttemberg, vornehmlich im Schwarzwald.
Typisch ist der weibe oder melierte Halbmond auf dem Vorderhals. Die
Tauben gleichen einer Feldtaube mit schlanker, aber doch kraftiger Form. Der
Kopf ist langlichrund, leicht gewolbt, kann dabei glatt oder mit Spitzkappe oder
Rundhaube versehen sein. Die Augen sind feurigrot bei Dunkelkopfigen, dunkel bei
Monchen und Blassen. Der schmale und zarte Augenrand ist bei Dunkelkopfigen
dunkel und bei weibkopfigen rot bis fleischfarbig, der reichlich mittellange
Schnabel bei Dunkelkopfen schwarz, bei Monchen fleischfarbig sowie bei Blassen
fleischfarbig im Oberschnabel und dunkel im Unterschnabel. Rote Startauben haben
einen fleischUbis hornfarbigen Schnabel. Der mittellange Hals tritt voll aus den
Schultern hervor. Die Kehle ist gut ausgeschnitten. Die Brust tritt leicht
hervor. Der lange, abgerundete Rucken fallt nach hinten leicht ab. Die langen
Flugel ruhen gut geschlossen auf dem Schwanz, der die leicht abfallende
Ruckenlinie ohne Unterbrechung fortsetzt. Die Laufe sind kurz und unbefiedert,
die Krallen schwarz, bei Monchen, Roten und Gelben hell.
An Farbschlagen
gibt es Schwarz, Blau, Rot und Gelb. Ursprunglich waren alle Startauben schwarz.
Die alteste Zeichnungsart ist der schwarze Starhals mit weiben Flugelbinden und
weibem oder meliertem Halbmond auf dem Vorderhals, der etwa 3 cm breit sein und
nicht in den Hinterhals ubergehen soll. Die Grundfarbe des Gefieders ist
tiefschwarz mit grunem Glanz. Ursprunglich war die schwarze StarUtaube
spitzkappig, wahrend heute solche Tiere eher selten sind. Auch die spater
erzuchteten Rundkappigen sind nur vereinzelt anzutreffen. Im schwarzen
Farbschlag gibt es weitere Zeichnungsarten, die dementsprechend bezeichnet
werden:
MARMORSTARWEISZSCHWUNZE entsprechen dem Marmorstar, haben jedoch
zusatzlich weibe Stirnschnippe und weiben Schwanz, bei dem die Oberschwanzdecke
weib und die Unterschwanzdecke farbig ist.
MARMORSTARMONCHE haben mit
dem Marmorstar identische Zeichnung, dazu weiben Kopf, Schwingen und Schwanz.
STARBLASSEN (Abb. 171) haben Farbe und
Zeichnung der schwarzen Startauben. mit breiter Muschelhaube und einer weiben
Kopfplatte. Die Begrenzungslinie verlauft vom Schnabelwinkel durch die Mitte der
Augen und reicht bis an die farbige Haube heran. Zwischen Schnabelwinkel und
Auge tritt haufig ein schwarzer Fleck auf, "Mucke" genannt, der als
Schonheitszeichen gewunscht wird.
STARWEISZSCHWUNZE sind von gleicher
Farbe und Zeichnung wie die schwarze Startaube, haben weibe Steuerfedern und
Oberschwanzdecke; Unterschwanz und Keil sind hingegen schwarz. Uber der
Schnabelwarze befindet sich eine weibe Schnippe.
STARMONCHE haben bei
gleicher Grundfarbe und Zeichnung wie die schwarze Startaube eine Spitzkappe und
weiben Kopf. Wahrend die Kappe farbig ist, sind die auUeren 7U9 Schwungfedern
weib, ebenso der Schwanz mit OberU und UnlerUschwanzdecke (Keil).
MARMORSTARE existieren in gleicher Grundfarbe wie die schwarze
Startaube. der Halbmond kann jedoch etwas schmaler sein oder hoher sitzen. Das
Flugelschild ist mit einer keilformigen Schuppung versehen, die dadurch
entsteht, dab jede Feder jeweils an einer Seite einen weiben Fleck hat. Die
Schwungfedern zeigen die bekannte Finkenzeichnung.
MARMORSTARBLASSEN
zeigen die gleiche Zeichnung wie der Marmorstar. haben jedoch zusatzlich eine
weibe Kopfplatte.
SILBERSCHUPPEN {Abb. 772) verfugen uber die
Grundfarbe der schwarzen StarUtaube, doch besteht ihre Halszeichnung aus einem
etwa 15 mm breiten, weiben, mit schwarzem Flimmer durchsetzten Band, das um den
ganzen Hals verlauft und hinten in die Herzzeichnung des Ruckens ubergeht. Das
Flugelschild ist weib mit regelmabiger schwarzer Schuppung. Dessen Deckfedern
sind dabei weib mit einem pfeilforrniUgen Fleck an ihrem Ende. Die
Ruckenzeichnung sollte gleich sein, ist jedoch nieist nur als Saumung erkennbar.
Die Schwungfedern zeigen wieder Finkenzeichnung.
SILBERSCHUPPENBLASSEN
entsprechen den Silberschuppen, haben jedoch eine weibe Kopfplatte.
Auch
SILBERSCHUPPENWEISZSCHWUNZE sind uberwiegend mit SilberUschuppen identisch,
haben aber neben weiber Stirnschnippe auch einen weiben Schwanz mit farbigem
Unterschwanz.
SILBERSCHUPPENMONCHE (Abb. 173) unterscheiden sich von
Silberschuppen durch weiben Kopf, Schwungfedern und Schwanz. AuUer den schwarzen
Startauben verschiedener Zeichnungsauspragung gibt es auch rote und gelbe. Diese
sind erst viel spater in Suddeutschland und Thuringen entstanden und immer noch
sehr selten. Bei ihnen sind die Flugelbinden weib, auch haben sie einen weiben
oder melierten Halbmond auf der Vorderbrust. Es sind schon Rotgeschuppte oder
Silberschuppen aufrotem Grund gezeigt worden.
Die BLAUE STARTAUBE (Abb. 174), eigentlich
eine Thuringer Farbentaube und nicht verwandt mit den vorstehend beschriebenen,
aus Suddeutschland stammenden Varianten, wird heute nach dem gleichen Standard
wie die anderen Startauben bewertet. Neben den Blauen mit weiben Flugelbinden
und weibem oder meliertem Halbmond auf dem Vorderhals werden auch
BlauUweibgeschuppte und blaue StaiUblassen gezuchtet. Alle Startauben sind sehr
fluggewandt und auUerst fruchtbar.
Die SUDDEUTSCHEN BLASSEN (Abb. 175 u. 176)
gehoren zu den altesten Farbentauben Suddeutschlands; sie sind verwandt mit den
Pfaffentauben und dadurch gewissermaben die suddeutschen Vettern der Sachsischen
Pfaffentauben. Sii.' zeigen eine gedrungene Feldtaubengestalt in belatschter
oder glattfuUiger Version. Letztere wirkt etwas schlanker. Der gewolbte und
ziemlich breite Kopf ist mit einer nicht aufliegenden Rundhaube versehen, die in
Rosetten auslauft. Die Augen sind dunkel, ihr Rand schmal und blab bis rotlich,
der Schnabel lang, bei Roten und Gelben fleischfarbig, bei den anderen
Farbschlagen im Oberschnabel fleischfarbig, im Unterschnabel je nach
Gefiederfarbe hellhornfarbig bis schwarz. Der nicht sehr lange Hals ist bei den
Belatschten gedrungen, bei den GlattfuUigen schlanker. Der Rucken fallt leicht
nach hinten ab, und die Schwingen ruhen auf dem Schwanz. Die Laufe sind kurz,
unbefiedert oder mit dichter, mittellanger Belatschung und Geierfedern versehen.
Das Gefieder ist gut entwickelt.
Die Farbschlagskala umfaUt Schwarz, Rot,
Gelb, Blau, Reiflicht mit und ohne Binden, Blaugehammert, Mehllicht mit und ohne
Binden, Gelercht, Blaufahl mit und ohne Binden, Rotfahl, Gelbfahl, weibbindig
und weibgeschuppt in Schwarz und Blau. "Reiflicht" bezeichnet eine zarte, wie
mit Reif uberzogene eisblaue Farbe. Die Zeichnung setzt sich aus dem farbigen
Restgefieder und der weiben Kopfplatte zusammen, deren seitliche
Begrenzungslinie vom Schnabelwinkel durch die Augen an den unteren Rand der
Haube verlauft, die farbig ist. Die sogenannte "Mucke" zwischen Schnabelwinkel
und Augen ist erwunscht.
Die SUDDEUTSCHEN KOHLLERCHEN (Abb. 177) in
kraftiger Feldtaubenform sind immer glattfuUig und Ukopfig. Der Kopf ist
langlichrund mit wenig hoher Stirn. die Augen orangefarbig, ihr Rand schmal und
von grauer Farbe. Der Schnabel ist lang und dunkel. Der mittellange Hals tritt
voll aus den Schultern hervor und
verjungt sich zur gut ausgeschnittenen Kehle. Die breite und runde Brust
tritt etwas hervor. Der an den Schultern breite Rucken fallt nach hinten leicht
ab. Die langen Flugel werden geschlossen auf dem Schwanz getragen. Die Beine
sind kurz, das Gefieder fest und straff. Die Grundfarbe ist dunkelgrau. Die
Schwungfedern der ersten Ordnung sollen so dunkel wie moglich sein. Der Schwanz
ist dunkelgrau und ahnelt in der Farbe derjenigen des Kopfes, ist zudem mit
einer dunklen Schwanzbinde versehen. Die Flugelschilder sollen so dunkel wie
moglich sein, am besten schwarz wie die Farbe von Holzkohle und dabei mit feiner
hellgrauer Lerchung versehen sein. Jede Feder zeigt an ihrem Ende eine hellgraue
Pfeilspitze, die Brust einen feurig ockerfarbigen Ton, der nicht zu weit in den
Oberhals hinaufreicht.
Die SUDDEUTSCHEN LATZTAUBEN (Abb. 178) zeigen
eine kraftige Feldtaubengestalt. Der Kopf ist ziemlich breit mit gewolbter Stirn
und breiter, dichter. hoch angesetzter Rundhaube, die seitlich in Rosetten
auslauft. Die Augen sind dunkel, der Augenrand schmal und in der Farbe des
Schnabels gehalten. Dieser ist lang und schwarz bei Braunen, Schwarzen und
Blauen, fleischfarbig bei den Gelben. Der Hals ist mittellang und kraftig mit
gut ausgerundeter Kehle, die Brust breit und gut abgerundet. Der Rucken ist an
den Schultern breit und fallt nach hinten ab. Die langen und breiten Flugel
ruhen auf dem Schwanz. Die Laufe sind lang, entweder unbefiedert oder dicht
belatscht. Das Gefieder ist gut entwickelt und darf nicht zu locker sein.
Man kennt Braune, Gelbe, Schwarze und Blaue, Die Grundfarbe des Gefieders
einschlieUlich der Haube ist weib. Farbig ist nur der Kopf mit einem sich auf
dem Vorderhals bis zum Flugelbug hinunter erstreckenden Latz. Zuweilen war ein
langerer Latz gefordert, darf heute jedoch nur die Hohe des Flugelbugs
erreichen. Der Standard verlangt dunkle Augen. Jungtiere zeigen gelegentlich
eine farbige Federsaumung, besonders auf Burzel und Schwanzdecke, die erst nach
der ersten oder zweiten Mauser verschwindet. So ist bei Schwarzen und Blauen
eine schwache Saumung der Federn von Unterrucken und Schwanzdecke erlaubt.
Die SUDDEUTSCHEN MOHRENKOPFE (Abb. 179) stehen den Latztauben nahe,
zeigen auch die gleiche gedrungene Feldtaubenform. Ihr Kopf ist ziemlich breit,
mit gewolbter Stirn und breiter, hoch angesetzter Rundhaube mit seitlich
auslaufenden Rosetten ausgestattet. Die Augen werden dunkel und mit zartem
Augenrand erwunscht, der die gleiche Farbe wie der Schnabel haben soll. Dieser
ist schwarz bei Schwarzen und Blauen sowie wachsfarbig bei Roten und Gelben. Bei
Roten ist ein leicht angelaufener Schnabel erlaubt. Der Hals ist mittellang und
kraftig, die Kehle gut ausgeschnitten, die Brust breit und gut abgerundet. Der
Rucken ist an den Schultern breit und leicht nach hinten abfallend. Die langen,
gut geschlossenen Flugel ruhen auf dem Schwanz. Die Laufe sind kurz und
unbefiedert. Zur Farbpalette gehoren Schwarz, Blau, Rot und Gelb. Die Grundfarbe
ist weib einschlieUlich der Haube. Farbig sind der Kopf mit einem Latz, der bis
zur Mitte des Halses reichen soll, und der Schwanz mit Decke und Keil. Fruher
wurde diese Zeichnungsart "Kleinlatziger Mohrenkopf" genannt.
Die
WURTTEMBERGER MOHRENKOPFE (Abb. i80) hieUen fruher "GroUlatzige Suddeutsche
Mohrenkopfe" und erhielten erst 1978 einen eigenen Standard. Es sind Tauben von
kraftiger Feldtaubenform mit voller Rundhaube und FuUbefiederung. Der Kopf ist
ziemlich breit mit gewolbter Stirn und breiter, dichter Rundhaube mit
Rosettenabschlub. Die Augen sind dunkel, ihr Rand soll moglichst schmal und der
Gefiederfarbe angepaUt sein. Der Unterschnabel ist bei Schwarzen und Blauen
dunkel, der Oberschnabel hell. Bei Roten und Gelben ist der ganze Schnabel
fleischfarbig. Der kraftige Hals ist mittellang, die Kehle gut ausgerundel. die
Brust breit und abgerundet. Der an den Schultern breite Rucken fallt nach hinten
leicht ab. Die Flugel sind lang und liegen gut geschlossen auf dem Schwanz. Die
Beine sind mittellang, die FuUbefiederung soll mittellang und dicht sein.
Farbspielarten sind Schwarz, Blau, Rot und
Gelb. Die Grundfarbe ist weib einschlieUlich der Haube und einer kleinen
Stirnschnippe, doch gibt es auch Vertreter ohne Stirnschnippe. Farbig sind Kopf,
Vorderhals, Oberbrust und Schwanz nebst Schwanzdecke und Keil. Die farbige
Zeichnung des Vorderhalses mub bis zum Brustbein hinunterreichen.
Die
SUDDEUTSCHEN MONCHTAUBEN, GLATTFUSSIG (Abb. !8]), werden in ihrer Heimat auch
"Ulmer Schecken" oder "Ulmer Monch" genannt. Sie sind nahe mit den Thuringer
Monchtauben und auch mit dem Thurgauer Monch verwandt. Der Standard fuhrt als
Suddeutsche Monchtauben, glattfuUig, nur die Blauen auf und rechnet die anderen
Farbschlage zu den Thuringer Monchtauben. Die Suddeutschen sind den Schweizer
Thurgauer Monchtauben sehr ahnlich. Der schmale Kopf mit Spitzkappe hat eine
langlichrunde Feldtaubenform mit etwas erhohter Stirn. Die Augen sind dunkel,
der sie umgebende Rand schmal und hellfleischfarbig, der Schnabel lang, dunn und
hellfleischfarbig. Der mittellange und schlanke Hals mit gut ausgerundeter Kehle
geht aber voll in die Schultern uber. Die Brust ist nur mabig breit, aber gut
abgerundet, der Rucken leicht gewolbt und etwas nach hinten abfallend. Die Beine
sind kurz. Das Gefieder liegt straff am Korper an.
Derzeit gibt es drei Farbschlage: Blau mit
weiben und ohne Binden sowie BlauU weibgeschuppte. Das Blau soll einen
gleichmabigen hellen Farbton haben. Wenn Binden vorhanden sind, so sind sie
weib, schmal und schwarz gesaumt. Auch die Schuppung der BlauUweibgeschuppten
ist auf dem Flugelschild schwarz gesaumt. Die Begrenzungslinie des weiben Kopfes
verlauft etwas unterhalb der Augen. Die Kappe ist farbig. weib sind auch
Schwingen und Schwanz mit Schwanzdecke und Keil. Es sollen 6U10 weibe
Schwungfedern vorhanden sein. Das ubrige Gefieder ist farbig, wobei etwas weibe
Schenkelbefiederung gestattet ist. Die SUDDEUTSCHEN MONCHTAUBEN, BELATSCHT (Abb.
/
Feldtaubenform. Der Kopf ist breit mit
gewolbter Stirn und breiter, hoch angesetzter Rundhaube mit seitlichem
Rosettenabschlub. Die Augen sind dunkel, der Augenrand schmal und
hellfleischfarbig, der Hals mittellang, aber nicht zu kraftig und mit gut
ausgerundeter Kehle. Die Brust ist breit und gut gerundet. Der an den Schultern
breite Rucken fallt nach hinten nur wenig ab. Die Flugel ruhen gut geschlossen
auf dem langen Schwanz. Die Laufe sind kurz mit mabig langer, aber sehr
federreicher und dichter Befiederung. weib sind nur der Kopf ohne Haube, die
Schwingen, der Schwanz und die Latschen. 7U10 Schwungfedern sollen weib sein.
Der Bauch bis zum Schwanzansatz und der Unterrucken bis zum Burzel sind farbig.
An Farbschlagen gibt es Schwarz, Rot, Gelb ohne Binden, Schwarz und Blau mit
weiben Binden oder weiber Schuppung und Blau ohne Binden.
Die
SUDDEUTSCHE SCHNIPPE (Abb. 183) gilt als alte wurttembergische Taubenrasse, die
nach Zurth bereits 1794 erwahnt wurde. Von den Zuchtern in Bayern und BadenU
Wurttemberg wird sie auch "Schnalle" oder "Schnelle" genannt. Dies ist auf ihre
Schnippe zuruckzufuhren, die mancherorts noch die Bezeichnung "Schnellchen"
tragt. Diese Tauben zeigen eine kraftige Feldtaubenform. Der Kopf mit Rundhaube
ist langlichrund bei leicht gewolbter Stirn. Die Augen sind dunkel, ihr Rand
fleischfarbig bis rot. Der Schnabel ist bei Roten und Gelben fleischfarbig, bei
Schwarzen und Blauen ist der Oberschnabel schwarz. Der mittellange Hals zeigt
eine schon ausgerundete Kehle. Die breite Brust ist gut gerundet, der an den
Schultern breite Rucken fallt nach hinten etwas ab. Die Laufe sind kurz und
unbefiedert. Das gut entwickelte Gefieder soll straff am Korper anliegen. Bei
weibem Gefieder sind nur Stirnschnippe und Schwanz einschlieUlich Schwanzdecke
und Keil farbig. Die Schnippe soll schmal angesetzt sein, birnenformig nach oben
breiter werden und etwa in Hohe der Augenmitte enden. Seitlich darf sie die
Augenrander nicht erreichen. Schwarz, Blau, Rot, Gelb und Blaufahl sind die
gelaufigen Farbspielarten.
Die SUDDEUTSCHEN SCHILDTAUBEN (Abb. 184)
werden in ihrer Heimat "Dache" genannt, was von "gedachelt" abgeleitet wurde und
sich auf das farbige Flugelschild bezieht. Ihre Korperform gleicht kraftigen
Feldtauben. Der Kopf ist breit mit gewolbter Stirn und breiter, dichter, hoch
angesetzter Rundhaube. Die Augen sind dunkel, der Augenrand ist schmal und
fleischfarbig bis rot gefarbt. Der lange Schnabel ist hellfleischfarbig, der
Hals mittellang mit gut ausgerundeter Kehle, die Brust voll und gut abgerundet.
Der an den Schultern breite Rucken fallt nach hinten nur wenig ab. Die langen
und breiten Flugel ruhen geschlossen auf dem langen Schwanz. Die Laufe sind kurz
und unbefiedert. Das gut entwickelte Gefieder mub dennoch glatt am Korper
anliegen. Bis auf das farbige Flugelschild einschlieUlich Daumenfedern sind
diese Tauben weib. 8U10 Handschwingen sollen weib sein. Vorhandene Schmalzkiele
verleihen den Farben des Flugelschildes schonen Glanz.
Das Farbangebot umfaUt Schwarz, Rot, Gelb, Blau mit und ohne Binden,
Blaugehammert, Blaufahl mit und ohne Binden, BlaufahlUGehammert, Rotfahl,
RotfahlUGehammert, Gelbfahl und Marmoriert, auUerdem weibbindig und
weibgeschuppt in den Farben Schwarz, Rot, Gelb, Blau und Blaufahl.
Die
SUDDEUTSCHEN MONDTAUBEN oder GOLDELBEN sind nicht anerkannt. Es sind glattfuUige
Tauben, die nur mit Rundhaube vorkommen und sich vom Schweizer Eimer durch eben
diese Rundhaube unterscheiden. Ihre Grundfarbe ist sehr hell, fast
elfenbeinfarbig. Dabei zeigen sie einen goldgelben bis rotlichen Halbmond auf
dem Vorderhals und FlugelU und Schwanzbinde in der gleichen Farbung. Die Augen
sind dunkel oder orangerot. In der einstigen CSFR werden diese Tauben noch
gezuchtet; dort gibt es sie auch ohne FlugelU und Schwanzbinde unter der
Bezeichnung "Mesickovy holub" (Mondtauben). In der Korperform gleichen sie
vollkommen den rundkappigen suddeutschen Farbentauben.
Die SUDDEUTSCHEN
WEISZSCHWUNZE (Abb. 185) zeigen eine nicht zu schwache Feldtaubenform. Der Kopf
ist langlichrund mit moglichst breiter, federUreicher Rundhaube, die in Rosetten
auslauft. Die Augen sind orangefarbig. Der Augenrand ist schmal, bei Roten und
Gelben blabrotlich, bei den anderen Varianten dunkel. Der Schnabel ist bei Roten
und Gelben fleischfarbig, aber schwarz bei allen anderen Farbschlagen. Der Hals
ist mittellang mit gut ausgerundeter Kehle, die Brust breit und gut abgerundet.
Der an den Schultern breite Rucken fallt nach hinten leicht ab. Die Fluge] ruhen
gut geschlossen auf dem Schwanz. Die Laufe sind kurz und unbefiedert. Das gut
entwickelte Gefieder liegt fest am Korper an. Der uberwiegende Teil des
Gefieders ist farbig, weib dagegen nur Stirnschnippe und Schwanz mit
Schwanzdecke. Der Keil mub hingegen farbig sein.
Gezuchtet werden Schwarz ohne oder mit weiben
Binden und weibgeschuppi. letztere mit und ohne Finkenzeichnung, zudem Blau mit
weiben, schwarzen oder ohne Binden, Blau-Weibgeschuppt, Blaugehammert, Rot, Gelb
und Kupferfarbig. Diese haben eine glanzend schwarze Korperfarbe, wahrend die
Flugelschilder kastanienbraun sind und jede Feder mit einer schwarzen
Pfeilspitze versehen ist. Auch die Schwingen sind schwarz mit brauner
Finkenzeichnung und innen braun.
Die SUDDEUTSCHEN TIGERMOHREN (Abb. i
86) sind ausgesprochene Seltenheiten unter den Farbentauben. Sie wurden bereits
um 1700 mehrfach erwahnt. Als "Ulmer Mohren" waren sie zunachst im Allgau und in
Wurttemberg bekannt.
Ihnen ist eine kraftige Feldtaubenform eigen, wobei sie immer glattfuUig
und Ukopfig sind. Der Kopf ist langlichrund mit einer nicht zu steilen Stirn.
Die Augen sind orangefarbig. Der dunkle Augenrand ist nur wenig entwickelt, der
ziemlich lange Schnabel schwarz. Der Hals ist mittellang, tritt voll aus der
Brust hervor, verjungt sich zum Kopfe hin und zeigt eine gut ausgerundete Kehle.
Die Brust ist breit und gut gerundet, der Rucken breit und zum Schwanz hin
leicht abfallend. Flugel und Schwanz sind gut geschlossen, die Beine knapp
mittellang, die Krallen schwarz. Das Gefieder soll gut am Korper anliegen.
Einziger Farbschlag ist Schwarz mit glanzendem Gefieder. Der Kopf ist bis etwa 2
cm unter dem Schnabel weibgesprenkelt. Ein gut sichtbarer farbiger Stirnfleck,
die Schnippe, soll sich von der Sprenkelung deutlich abheben, die mit
zunehmendem Alter der Tiere intensiver wird.
Die ECHTERDINGER
FARBENTAUBEN (Abb. i 87) sind 1985 anerkannt worden. Sie entstanden durch
Kreuzungen verschiedener anderer Taubenrassen. Zuchtziel war eine glattfuUige
Farbentaube mit Muschelhaube und Ganselzeichnung. Die Herauszuchtung erfolgte in
Echterdingen auf den Fildern bei Stuttgart. Die Rasse soll eine nicht zu
schwache Feldtaubengestalt zeigen. Der Kopf ist langlichrund mit leicht
gewolbter Stirn und breiter, dichter Muschelhaube, die seitlich in Rosetten
auslauft. Die dunklen Augen werden von schmalen, lebhaft rotlichen Augenrandern
umgeben. Der Schnabel ist hellfleischfarbig, der Hals mittellang, die Kehle gut
ausgeschnitten, die Brust breit und gut gerundet. Der an den Schultern breite
Rucken fallt nach hinten nur wenig ab. Die langen Flugel decken den Rucken gut
und ruhen auf dem langen Schwanz. Die Laufe sind kurz und immer unbefiedert. Das
Gefieder liegt fest am Korper an. Seine Grundfarbe ist weib. Farbig sind
hingegen Hinterhals. Haube, Brust, Schultern und Schwanz mit Schwanzdecke und
Keil. weib sind Vorderhals bis zur Flugelbughohe, Flugel mit Ausnahme des
Schultergefieders. Rucken, Bauch und Schenkel. Es gibt nur den schwarzen
Farbschlag. Die Echterdinger Farbentauben sind lebhaft und flugfreudig.
Die KARMELIERTAUBE war eine Varietat der Nurnberger Schwalbe und
zugleich die kleinste Farbentaube. Sie hatte einen kurzen, schwachen Schnabel
und unbefiederte, kurze Laufe. Hohnau schrieb 1838: "Es sieht aus, als ob sie
mehr auf dem Bauch liegen als auf den FuUen stehen." Diese Rasse ist heute nicht
mehr vorhanden.