GRUPPE VII STRUKTURTAUBEN
Zum relativ kleinen Kreis der
Strukturtauben rechnet man lediglich Pfautauben, Peruckentauben, Schmalkaldener
Mohrenkopfe, Lockentauben und ihnen verwandte Rassen. Die Pfautauben werden
keineswegs in allen Landern nach einheitlichen Richtlinien gezuchtet, ihre
Variabilitat ist vielmehr bemerkenswert. Am bekanntesten ist der bei uns und in
Amerika gezuchtete Typ. Abweichend davon gibt es Ungarische Pfautauben mit
befiederten FuUen, Indische, Thailandische usw. Eine Besonderheit ist die
SeidenhaarU Pfautaube, die bis auf ihre haarig zerschlissenen Federn der
Pfautaube gleicht. Auch Peruckentauben werden nicht rund um den Globus
einheitlich gezuchtet, sondern es gibt einige abweichende Spielarten
festzuhalten. Der Schmalkaldener Mohrenkopf, fruher zu den Farbentauben gezahlt,
wird wegen seiner Federstruktur heute den Strukturtauben zugeordnet. Die
Chinesentauben, fruher auch bei uns und in zahlreichen Landern noch heute
"Chinesisches Movchen" genannt, stellt der Standard zwar zu den Strukturtauben,
entwicklungsgeschichtlich gehoren sie jedoch zu den Movchen.
Die
PFAUTAUBE (Ahh. 264U266) ist wohl die bekannteste und eine der altesten
Haustaubenrassen der Welt. Die ersten Tiere wurden im 16. Jahrhundert von Indien
nach Europa gebracht. In Deutschland tauchten sie um 1650 auf. Schottische,
englische und deutsche Zuchter bemuhten sich um sie und schufen so den heutigen
formvollendeten Typ. Beim Prasentieren stehen die Tiere auf den Zehenspitzen,
der Kopf wird massiv zuruckgelegt und auf dem Rucken bzw. Oberschwanzkissen
ruhend getragen. Der Hals ist lang und wirkt sUformig. Er zittert, wenn
die Taube erregt ist. Die Brust wird so weit wie moglich aufgerichtet und
herausgedruckt. Die Schwungfedern verlaufen unterhalb der auUersten
Steuerfedern. Der Schwarnz wird leicht konkav facherartig aufgestellt, dabei
senkrecht getragen. Die beiden auUeren Federn beruhren leicht den Boden. Der
grobgefacherte Schwanz soll kreisrund sein und sich aus langen und breiten
Federn zusammensetzen. An den Steuerfederspitzen soll die Frisur hochstens 2 cm
herabreichen. Die Anzahl der Steuerfedern spielt bei der Bewertung keine Rolle,
ist jedoch mit meist uber 30 deutlich hoher als bei anderen Rassen. Der Schwanz
darf weder nach hinten abfallen noch hohl sein (Trichterschwanz) und auch nicht
vorn uberfallen (Schirmschwanz). Der Kopf ist ziemlich klein, fein, zart, gut
gerundet und immer glatt. Die Augen sind bei weiben dunkel, ebenso bei Tieren
mit uberwiegend weibem Kopfgefieder. Alle anderen Farbschlage sollen perlfarbige
Augen haben. Nach dem Standard werden gelbe oder rotliche Iriden bei farbigen
Pfautauben noch nicht als Fehler bewertet. Der mittellange Schnabel ist
fleischfarbig bei weiben, Gelben, Roten, Schildigen und Geschwanzten, dunkel bei
Blauen und Schwarzen. Die Schnabelwarzen sind nur wenig entwikkelt. Der Flals
ist leicht gebogen. Die Lange des Halses soll derjenigen des
RuckenUUentsprechen, damit der Kopf dicht auf dem Schwanzkissen aufliegen kann.
Der Rumpf ist mittelgrob, der Rucken in der Mitte etwas hohl. Das Schwanzkissen
soll voll und massiv sein und so hoch wie moglich die Schwanzfedern von vorn und
hinten bedecken. Das vordere Kissen dient als Ruhepunkt fur den Kopf. Das
hintere Kissen, das aus den Keilfedern gebildet wird, verhindert einen
Trichterschwanz. Die Laufe sind kurz und unbefiedert.
Das umfangreiche FarbU
und Zeichnungsrepertoire umfaUt weibe, Gelbe, Rote. Blaue, Blaugehammerte,
Milky, Blaufahle und Schwarze, sodann Spiegelschwanze in Rot und Gelb, Schildige
in Gelb, Gelbfahl, Rot, Rotfahl, Blau, Blaugehammerl und Schwarz, Farbschwanzige
in Rot, Gelb, Blau und Schwarz, weibschwanze in Gelb, Rot, Blau, Blaugehammert
und Schwarz. Getigerte und Gescheckte kommen
in Schwarz und Blau, neuerdings auch in Rot vor. Silberfarbige sind
schon gezeigt worden, ebenso Gemonchte. Die Schildigen sollen uber 7U12 weibe
Schwungfedern verfugen. Bei Spiegelschwanzen mub der glatte Facher
auseinandergereiht auf farbigem Grund ein weibes Band bilden (Abb. 266).
Farbschwanze mussen farbige, weibschwanze moglichst weibe OberU und
Unterschwanzkissen haben.
Die RUSSISCHEN PFAUTAUBEN zeigen eine nach
unserer Auffassung eher altmodische Form. Es gibt auch spitzkappige Tiere, wobei
alle glattfuUig sind.
Die UNGARISCHEN PFAUTAUBEN sind als eigene Rasse
in den osteuropaischen Landern anerkannt. Sie entstanden um 1890 aus Kreuzungen
von Indischen mit Englischen Pfautauben. Ihre Blutezeit in Ungarn lag zwischen
1920 und 1930, heute befassen sich nur noch wenige Zuchter mit dieser Rasse. Die
Ungarischen Pfautauben tragen den Schwanz leicht trichterformig, ihre
Korperhaltung ist waagerecht. Sie sind glattkopfig, die FuUe leicht befiedert.
Diese Federn sollen aber nur ca. l cm lang sein. Die Rasse ist nicht
zitterhalsig. Es werden weibe, schwarze und silberfarbige Tiere gezuchtet.
Die INDISCHEN PFAUTAUBEN (Abh. 267) stellen die Vorfahren aller
Pfautaubenrassen dar. Es gibt in Indien keinen einheitlichen Typ. man
unterscheidet dort vielmehr GlattkopfigUGlattfuUige, GlattkopfigUFederfuUige,
SpitzkappigUGlattfuUige und SpitzkappigUFederfuUige. Alle diese Spielarten sind
in Indien nach wie vor anzutreffen und wurden mehrfach in die USA eingefuhrt.
Die spitzkappige. glattfuUige. nicht zitterhalsige Variante mit waagerechter
Korperhaltung und leicht trichterformigem Schwanz wird heute ebenfalls in
Amerika gezuchtet. Doch nach dem Standard versteht man unter "Indischen
Pfautauben" eine spitzkappige Pfautaube mit befiederten FuUen. Die Federn an den
FuUen sind 1U2 cm lang und dicht angeordnet. Der Schwanz wird trichterformig
getragen und soll den Kopf deutlich uberragen. Die Tiere sind nicht
zitterhalsig. In Hongkong findet man auch schaukappige Pfautauben mit kleinen
Federn uber den Augen. Bei uns sind Indische Pfautauben seit 1976 als
Ausstellungsrasse anerkannt. Es sind kraftige, vollfiedrige Tauben mit
waagerechter Korperhaltung, die den Schwan? leicht trichterformig, dabei aber
dennoch aufrecht tragen. Der Kopf ist kraftig. langlich, glatt und mit
Spitzkappe oder Rundhaube mit Rosetten ausgestattet. Die Stirn ist gewolbt. Die
Augen sind bei weiben dunkel, sonst orangefarbig b'K perlfarbig oder auch
dunkel. Der Augenrand ist schmal und farblich der GefiederUfarbe angepaUt, der
Schnabel mittellang und fleischfarbig bei weiben, Gelben. Roten, Schildigen und
Farbschwanzen, hornfarbig bei Dunfarbigen, Blaufahlen. BlaufahlUGehammerten und
Spiegelschwanzen sowie schwarz bei Blauen und Schwarzen. Die Schnabelwarzen sind
klein und glatt. Der Hals ist mittellang und dick, wird gerade getragen und
zittert nicht. Die Brust ist breit und gut gerundet, im breiten Rucken miUt man
3U4 cm zwischen Hals und Schwanz. Die Burzeldruse fehlt. Die Flugel werden unter
dem Schwanz getragen, durfen den Boden aber nicht beruhren. Die Laufe sind
mittellang mit kurzer FuUbefiederung, die die Zehen bedeckt.
An Farbschlagen
sind Einfarbige in weib, Schwarz, Dun, Rot, Gelb, Blau mit Binden,
Blaugehammert, Blaufahl, BlaufahlUGehammert, Milky und Vielfarbig.
Spiegelschwanze in Rot und Gelb, Farbschwanze in Rot, Gelb, Blau und Schwarz.
sowie weibschwanze und Schildige in Schwarz, Rot, Gelb, Blau und Blaugehammert
aufzuzahlen. Schildige sollen 7U 12 weibe Handschwingen haben, und bei
Farbschwanzen sollen nach Moglichkeit auch die Schwanzkissen farbig sein. analog
dazu bei weibschwanzen weib. In den USA werden auch Gestorchte mit schilfigen
Schwanzfedern, Schimmel, Tiger, Schecken und Almondfarbige gezuchtet.
Die THAILUNDISCHEN PFAUTAUBEN stammen von Indischen Pfautauben ab und
unterscheiden sich nicht stark von diesen. Sie sind spitzkappig und federfuUig.
die Federn an den FuUen ca. l cm lang. Sie sind nicht zitterhalsig, ihre
Stellung ist waagerecht, der Schwanz leicht trichterformig. Es gibt nur
Reinweibe und Reinschwarze. Diese Rasse ist im ganzen Orient, in Nordafrika,
Israel usw. stark vertreten.
Die SYRISCHEN PFAUTAUBEN beschreibt Hardy
(1951) als glattfuUig und glattkopfig, meist in weib oder Farbschwanzig und
wenig fluggewandt.
Die JAPANISCHEN PFAUTAUBEN sind kleiner, meist
federfuUig und mit kurzeren Schwanzfedern ausgestattet.
Die SEIDENPFAUTAUBEN (Ahh. 268) sind nach
unserer Musterbeschreibung anerkannt, und es gibt in Deutschland wieder kleine
Bestande. Bei diesen Tieren sind die Federn haarig zerschlissen. Die einzelnen
Fahnchen hangen ganz lose am Federschaft, die Hakchen am Federstrahl fehlen
ganzlich. So erscheint das ganze Gefieder nicht aus Federn, sondern aus Haaren
bestehend. Dabei ist es weich und locker, eben seidenartig, daher ihr Name.
Seidenpfautauben konnen kaum fliegen. Sie sind bei Kalte und Nasse anfalliger
und sollten in einem frostfreien Schlag gehalten werden. In Amerika wurde vor
einigen Jahren eine Gruppe Seidenpfautauben spitzkappig und glattfuUig, dem Typ
der Indischen Pfautauben nahestehend. gezeigt.
Die DROBUDSCH-PFAUTAUBEN
(Drobugea) kommen den russischen Pfautauben nahe. Ihr Schwanz ist leicht
trichterformig, und sie sind glaltfuUig.
Die als CYPRISCHE
PFAUENSCHWUNZE in der alteren Fachliteratur mehrfach beschriebenen Tauben waren
leicht facherschwanzige Flugtummler, die wie Lerchen aufstiegen und sich beim
Flug wie Purzeltauben uberschlugen. Vermutlich sind dies die Vorfahren der
breitschwanzigen Tummler.
Die JAVAUPFAUTAUBE, von Lenz 1875 und von
Darwin 1783 beschrieben, soll etwas kleiner sein, einen recht kurzen Schnabel
haben und vorwiegend auf Java und in China vorkommen. Sie ist vermutlich
identisch mit der MANDSCHURISCHEN PFAUTAUBE, von der wir wissen, dab sie klein
ist und im Gegensatz zu den meisten Pfautaubenrassen kurzere Schwanzfedern
besitzt.
Die INDISCHE FANTASIETAUBE (Indian Fantasy: Abb. 269) ist keine
Fantasie mehr, sondern Wirklichkeit geworden. Es handelt sich um eine neuere
Kreation aus Amerika, um eine belatschte Pfautaube mit dem Kopfputz der
Peruckentaube. Die Rasse entstand um 1980 in Los Angeies/Kalifornien aus
Kreuzungen von Indischen Pfautauben mit Peruckentauben und der Amerikanischen
SaintUTaube. Sie wird bisher nur rein weib gezuchtet.
Die
SEIDENHAARTAUBEN kamen fruher in Deutschland, Holland und Spanien vor. Es waren
meist weibe Tauben in Feldtaubenform, deren Gefieder seidenartig zerschlissen
wie dasjenige der Seidenpfautaube war. Nach Borchert (1917) gab es auch
schwarze, graue und rotschildige Tiere. Diese Tauben werden noch heute reinweib
in Spanien gezuchtet. Darwin (1868) beschrieb auch eine INDISCHE STRUPPTAUBE in
der Form eines kleinen kurzstirnigen Tummlers und mit sich am ganzen Korper
ruckwarts krummenden Federn, eventuell unserer Lockentaube ahnlich.
STRUPPTAUBEN wurden in alter Fachliteratur haufig aufgefuhrt, durften
aber zumindest bei uns nicht mehr vorhanden sein. Bei ihnen war nicht nur das
Flugelschild, sondern der gesamte Korper einschlieUlich Kopf und Hals mit
gelockten. etwas gekrauselten Federn versehen. Die Strupptauben hatten die GroUe
einer Feldtaube, waren also wesentlich grober als Darwins Indische Strupptaube.
Die LOCKENTAUBEN (Ahh. 270-272) sind in Sudosteuropa, wahrscheinlich in
Ungarn, entstanden. Man unterscheidet Glattkopfige mit bestrumpften Laufen und
Kappige mit Latschen, wobei letztere nur im weiben Farbschlag anerkannt sind.
Man faUt aber beide zu einer Rasse und einem Standard zusammen. In vielen
anderen Landern hingegen teilt man die Lockentauben in zwei Rassen auf. Die
kappigen, belatschten werden "Mailander Lockentauben" und die bestrumpften,
glattkopfigen "Ungarische Lockentauben" genannt. Der weibe Farbschlag mit
Latschen soll zuerst in Mailand gezuchtet worden sein. Die Lockenbildung ist
durch eine Gefiedermutation entstanden und durch zielgerichtete Paarungen zur
heutigen Markanz gebracht worden.
Lockentauben haben die Gestalt einer
kraftigen, breitbrustigen, mittelhoch gestellten Feldtaube. Das Gefieder ist
etwas locker. Wichtigstes Rassemerkmal sind die gelockten Federn auf dem
Flugelschild. Der Kopf ist mittelgrob, leicht gewolbt und glatt, mit Ausnahme
des reinweiben Farbschlages, der mit und ohne Haube anerkannt ist. Die Augen
sind rot bis orangerot, auch diejenigen der weiben: nur die Schildigen sind auch
mit dunkler Iris zugelassen. Der Augenrand ist wenig entwikkelt und blab, der
lange Schnabel ist schwarz bei Blauschimmeln und Schwarzen. dunkelhornfarbig bei
Rotschimmeln, hellhornfarbig bei Gelbschimmeln und hellfleischfarbig bei weiben
und Schildigen. Die Schnabelwarzen sind nur wenig entwikkelt. Der Hals tritt
recht voll aus den Schultern hervor und verjungt sich zum Kopf hin. so dab die
Kehle gut ausgerundet ist. Die Brust ist breit und gut gewolbt, der Rucken an
den Schultern breit, wenig gewolbt und nach hinten leicht abfallend. Die Flugel
bilden ein verhaltnismabig grobes und breites Schild. Die Schwingen ruhen
geschlossen auf dem Schwanz. Die Beine sind mittellang, alle farbigen und die
glattkopfigen weiben Tauben bestrumpft. Die weiben mit Haube sollen mittellange
Latschen haben. aber auch eine kurzfedrige FuUbefiederung gilt nicht als Fehler.
Jede Feder des Flugelschildes soll eine geschlossene Locke bilden. Bindenlocken
werden verlangt.
Sie sind in den Farbschlagen weib und
Schwarz, BlauU, RotU und Gelbschimmel sowie Schildig in Schwarz, Blau, Rot,
Gelb, RotU und Gelbfahl anerkannt. Die Blauschimmel, ob hellU oder dunkelblau,
haben schwarze Flugelbinden. Flugelschild und Kopf sind hellU bis
dunkelschimmelig, Schwanz und Schwingen blau. Die Rotschimmel sind ziegelrot,
der Kopfhellschimmelfarbig, jedoch ohne Sprenkelung. Hals, Brust und
Flugelbinden mussen rein braunrot sein. Schwingen und Schwan/ sind hell, jedoch
kann die Innenseite der Handschwingen mit rotem Farbstott durchsetzt sein. Das
Flugelschild ist hellU bis dunkelschimmelig. Gelbschimmel zeigen die gleiche
Farbverteilung, die Grundfarbe soll jedoch ein intensives Semmelgelb sein. In
Ungarn gibt es noch Getigerte, und in den USA existieren auch weibschildige und
einfarbig Rote in Tummlerrot.
Die MAILUNDER LOCKENTAUBEN (Abb. 272) -
den auch in Deutschland bekannten weiben Farbschlag haben wir zuvor schon
beschrieben - sind im allgemeinen etwas kraftiger. Ihr Kopf wird stets von einer
Haube geziert, die an der Basi^ breit angesetzt sein soll. Die Augen sind
orangefarbig bis rot. die Laufe kurz und befiedert. Es sollten mittellange
Latschen vorhanden sein. Neben den hierzulande nur anerkannten Reinweiben werden
in Europa und vor allem in Amerika weitere Varianten wie BlauU, RotU und
Gelbschimmel, RotU und Gelb-
schildige, seltener Schildige in anderen
Farben, aber haufig einfarbig Schwarze gezuchtet. Zwischen den Ungarischen und
den Mailander Lockentauben gibt es drei wesentliche Unterschiede: Die Mailander
sind etwas kraftiger, belatscht und haben immer eine Haube, wobei die
glattkopfigen Lockentauben in den letzten 20 Jahren in der Korpersubstanz
deutlich aufgeholt haben.
Die PTARMIGANTAUBE (Abb. 273) aus England ist
eine Abart der Lockentaube und entstand um 1920. In der Korperform ahnelt sie
dieser. Der Unterschied besteht darin, dab die Ptarmigantauben auf dem
Flugelschild keine wirklichen Locken, sondern nur krause Federn zeigen. Die
Englander sagen, diese Struktur solle
aussehen wie "einzelne Schneeflocken auf weibem Untergrund". Diese
Tauben sind in England seit 1926 anerkannt. Ihr Kopf kann mit oder ohne Haube
versehen sein. Die Augen sind orangerot, die Laufe befiedert. Die Rasse
existiert einfarbig in weib.
Die PERUCKENTAUBEN (Abb. 274) sollen schon
um 1550 durch hollandische Seefahrer aus Indien nach Europa gebracht worden
sein. Zunachst gab es verschiedene Stamme, die teilweise unter anderen Namen
bekannt waren, und erst spater bildete sich die eigentliche Rasse der
Peruckentauben heraus. Dabei hatten wiederum englische Zuchter groben Anteil an
ihrer Vervollkommnung. In einigen Landern werden noch ahnliche Rassen wie z.B.
Altspanische Peruckentauben, Limburger Kragentauben. Althollandische Kapuziner
oder Danische Peruckentauben gezuchtet. Entfernter Verwandter war der
Kapuzinertummler, der in Europa aber vollig verschwunden ist.
Peruckentauben sind mittelgrob und stehen
aufrecht mit zuruckgeworfenem Kopf. Hauptrassemerkmal ist ihre Federstruktur im
Halsbereich. Der Kopf ist klein mit einer runden Stirn. Die Augen sind
perlfarbig, der Augenrand soll fleischfarbig sein. Der Schnabel ist mittellang,
bei SchwarzU und Blaugemonchten ein dunkler Anfing am Unterschnabel gestattet.
Der Hals ist lang Uje langer, desto besser. Die schmale Brust wird hoch
getragen. Der Rucken ist eher schmal und lang. Die langen Flugel ruhen auf dem
Schwanz, dessen Ende sie fast erreichen. Die Laufe sind verhaltnismabig kurz und
unbefiedert. Die Struktur der Perucke besteht aus "Rose", "Mahne". "Hut" und
"Kette". Unter "Rose" versteht man einen kreisrunden Wirbel an beiden Seiten des
Unterhalses. Die Federn wachsen strahlenformig nach allen Richtungen und bilden
Mahne, Hut und Kette. Am hinteren Teil des gestreckten Halses steigt die Mahne
den Oberrucken beruhrend, geschwungen und weitauslaufend auf und verlauft in den
Hut. Dabei soll sie dicht und fest sein. Der dicht geschlossene und gut
abgerundete Hut darf weder in der Mitte spitz noch an den Seiten eckig sein. Die
Feder soll so lang sein, dab sie, von oben herabfallend, uber der Kopfplatte
schwebt und bis moglichst dicht zur Stirn reicht, ohne den Kopf jedoch zu
beruhren. Die Kette wird bei dichtem Wuchs aus langen Federn gebildet, die an
Wangen und Halsseiten anliegen und oben bis uber Schnabel und Augen
hinausreichen, um in ununterbrochener Bogenlinie so weit wie moglich nach unten
bis zur Brust zu verlaufen.
Die Farbpalette setzt sich aus weib, Getigert in
Gelb, Rot und Schwarz sowie Gemoncht in Gelb. Rot, Schwarz und Blau mit oder
ohne Binden, neuerdings auch in RotU und GelbfahlU Gemoncht zusammen. Auf die
gemonchte Grundzeichnung beziehen sich auch die Getigerten, die immer uber
weibes SchwanzU und Schwingengefieder verfugen. Wahrend der Zuchtzeit wird die
Kopfstruktur etwas beschnitten, damit Brut und Aufzucht nicht behindert werden.
Fruher gab es sogar DOPPELKUPPIGE PERUCKENTAUBEN. Sie gelten als
ausgestorben, aber in Spanien gibt es noch ahnliche Tiere. Ihre Korperhaltung
ist mehr waagerecht. Sie prasentieren uber dem Schnabelansatz eine
Schnabelkuppe, die aber nur aus wenigen Federn besteht. Die Struktur an Hals und
Kopf ist weniger stark entwickelt und schliebt Schnabel sowie Augen nicht ein.
Der Hut uberragt den Kopf nur unwesentlich. In Spanien heiUen diese Tauben
"Capuchini de Visera". Sie kommen in allen Farben vor und haben immer
perlfarbige Augen.
Die ALTSPANISCHE PERUCKENTAUBE (Paloma Monjin,
katalanisch "Colom Pappatacci": Abb. 275) ist vielleicht die Urform aller
Peruckentauben. Sie soll aus Zypern und Griechenland nach Spanien gekommen sein
und war dort schon 1610 bekannt. Sie zeigt eine fast waagerechte Korperhaltung.
Die Federstrukur an Kopf und Hinterhals ist weniger stark entwickelt. Der Hut
uberragt den Kopf nur wenig.
und
an den Seiten reicht die Struktur nur bis zu Auge und Schnabel. Diese Rasse wird
in allen Farben, jedoch hauptsachlich gescheckt gezuchtet. Die Augen sind bei
farbigen Tieren rot bis orangerot und bei solchen mit weibem Kopfgefieder
dunkel.
Die DUNISCHE PERUCKENTAUBE (Dansk Paryk: Abb.
276) ist eine junge Strukturtaubenrasse. Sie entstand in Danemark, ist jedoch
dem Althollandischen Kapuziner ahnlich. Die Federstruktur endet am Kopf sowohl
vor wie an den Seiten unterhalb der Augen, nur am Hinterkopf geht sie hoher
hinauf. Die Figur dieser Rasse ist langer und schmaler als diejenige des
Althollandischen Kapuziners, ihre Zeichnung ist gemoncht.
Die
GRIECHISCHEN PERUCKENTAUBEN, die auch auf Kreta und Zypern heimisch sind, sollen
nach Levi (1965) der Altspanischen Peruckentaube ahnlich sein.
Die RUSSISCHEN PERUCKENTAUBEN gleichen in der Form unseren
Peruckentauben mit dem Unterschied, dab die Federstruktur den Kopf nicht
uberragt. Ihre Korperhaltung ist waagerecht, auch sie werden in Gemoncht und
Getigert gezuchtet.
LIMBURGER KRAGENTAUBEN (Abb. 277) gelten als
Vorfahren der Althollandischen Kapuziner. Um 1980 wurden Restbestande in der
Provinz Limburg bekannt, und in den folgenden Jahren traf man sie vereinzelt
wieder auf Ausstellungen. Sie sind im Habitus kleiner und schmaler als die
Althollandischen Kapuziner sowie kurzer als die Danische Peruckentaube und
werden vorwiegend einfarbig, also nicht in gemonchter Zeichnung, gezuchtet.
Die ALTHOLLUNDISCHEN KAPUZINER (Abb. 278) sollen etwa 1500 von
Seefahrern aus Indien nach Holland gebracht worden sein. Die Rasse wird
nachweislich seit 1661 in Holland gezuchtet, wie alte hollandische Gemalde
bezeugen, jedoch gerieten sie zwischenzeitlich in Vergessenheit, denn erst nach
dem zweiten Weltkrieg tauchten sie wieder auf und wurden als Ausstellungsrasse
anerkannt. Es sind mittelgrobe Tauben, die im Typ zwischen Tummlern und
Feldtauben stehen.
Der Kopf ist gut abgerundet, nicht zu schmal,
mit leicht gewolbter Stirn. Die Augen zeigen einen lebhaften Ausdruck. Ein
weiber Ring umgibt die Pupille, der allmahlich in Orangefarbig ubergeht. Die
Augenrander sind fleischfarbig bis rotlich, von feiner Struktur und nicht breit,
der Schnabel mittellang, fleischfarbig und mit feinen. glatten Schnabelwarzen
versehen, der Hals gut mittellang, kraftig und mit gut ausgeschnittener Kehle.
Die breite Brust wird etwas angehoben und vorgewolbi getragen. Der zwischen den
Schultern breite Rucken wird zum Schwanz hin schmaler und fallt leicht nach
hinten ab. Die Flugel sollen gut geschlossen auf dem Schwanz liegen, der mit dem
Korper eine fast waagerechte Linie bilden soll. Die Laufe sind mittellang,
kraftig und unbefiedert. Die Kopfstruktur wird von der hohen. aufrecht stehenden
Kappe gepragt, gut gerundet, ohne Knick in die volle Nackenbefiederung
ubergehend, seitlich etwas vom Kopf abstehend und ohne Unterbrechung in den
Halskragen verlaufend, der die Vorderseite des Halses offenlabt. An den unteren
Halsseiten bildet das Gefieder eine ovale Rosette. Vorderkopf und Augen bleiben
von der Struktur unbedeckt. In Monchszeichnung gibt es die Farbschlage Schwarz,
Dun, Rot, Gelb, Rotfahl. Gelbfahl, Blau mit Binden, Blaufahl mit Binden sowie
Getigert in Schwarz, Rot und Gelb, auUerdem einfarbig weibe. Die Monchszeichnung
mub auch bei Getigerten erkennbar bleiben.
Der SCHMALKALDENER MOHRENKOPF
(Abb. 279) entstand durch Kreuzungen von Suddeutschen Mohrenkopfen mit
Peruckentauben. Seine Herkunft ist die Stadt Schmalkalden in Thuringen, aber
auch im Erzgebirge wurde er fruher haufig gehalten. Ihm ist eine langgestreckte
Feldtaubengestalt mit stark ausgepragter Peruckenstruktur an Hals und Kopf sowie
mit starker Belatschung an den FuUen eigen. Der Kopf ist gewolbt und mit hoher
Stirn versehen. Augen und Augenrandcr sind dunkel, der Schnabel lang und
schwarz. Rote und Gelbe zeigen helle Schnabel. Der Hals ist verhaltnismabig
lang. Die Struktur nimmt ihren Ausgang in mehr oder weniger ausgepragter
Scheitelung an der unten Halfte der Halsseiten. Die von dort nach vorn, oben und
hinten strebenden Federn bilden die den Vorderhals umschlieUende, an den
Halsseiten flach anliegende Kette sowie uber den Hinterhals die Mahne, die ohne
Unterbrechung in den Hut ubergeht, der sich von hinten uber den Kopf legt. Die
gesamte Struktur soll moglichst langfiedrig, straff und dicht sein. Die Brust
ist tief und gut gerundet. Die Schwingen ruhen auf dem Schwanz. Die Beine sind
kurz, die FuUbefiederung reichlich und dicht. Das Gefieder wird uppig, dabei
aber nicht zu weich entwickelt, gewunscht. Bei weiber Grundfarbe sind Kopf mit
Latz sowie Schwanz mit oberer und unterer Schwanzdecke farbig. Rot, Schwarz,
Gelb und Blau bilden das Farbrepertoire.
Die SAINT-TAUBE (Abh. 280) aus
Amerika sieht aus wie ein reinweiber Schmalkaldener Mohrenkopf. "Saint" bedeutet
soviel wie "Heiliger", sicher eine Assoziation zur Kombination von Gefiederfarbe
und Struktur. Diese Taube entstand um 1958 in Pin Lawn/Missouri aus Kreuzungen
von Schmalkaldener Mohrenkopfen
Latz, ebenso Schwingen, Schwanz und Befiederung der FuUe. Diese Rasse
kommt in allen Farben vor. Vermutlich ist sie ein Verwandter der Ungarischen
Riesentaube. Die Federstruktur der breiten Muschelhaube verlauft in einer Art
Mahne uber den Hinterhals und zieht sich bis zu den Halsseiten hinunter.
Die CHINESENTAUBEN (Chinesische Movchen, Abb. 282) werden in Deutschland
zu den Strukturtauben gerechnet, obwohl sie in vielen anderen Landern ihren
herkommlichen Namen "Chinesische Movchen" behalten haben und vielfach nocii als
zu den Movchen gehorig eingestuft werden. Entstanden in Nordafrika, kamen sie
durch die Mauren fruhzeitig nach Spanien, und zwar in Form der dort noch heute
existierenden Correramovchen. Nach Deutschland sollen diese Tauben auf zwei
Wegen gekommen sein: um 1850 mit Handelsschiffen aus Nordafrika nach Memel und
Tilsit, sodann 1865 aus Paris durch den dortigen Taubenhandler Destriveaux, dei
sie dem Fechtmeister Frosche in Dresden verkaufte. Um einen hoheren Preis
fordern zu konnen, erfand er den exotischen Namen "Chinesische Movchen". Viele
der vorhandenen Farbschlage sind erst in Deutschland erzuchtet worden.
Chinesentauben sind kleine, movchenartige Strukturtauben mit ruhigem und
zutraulichem Wesen. Der Kopf ist leicht gezogen, breit zwischen den Augen und
mit gut gefullter Stirn. Die Augen sind dunkel bei weiben, Schildigen und
Farbschwanzen, rot bi^ orangerot bei den anderen Farbschlagen. Der Augenrand ist
glatt und hell. nicht rot. Der breit angesetzte und mittellange Schnabel ist bei
weiben, Schildigen und Farbschwanzen fleischfarbig, bei den ubrigen Farbschlagen
variiert er je nach Gefiederfarbe von hell bis schwarz. Die Schnabelwarzen sind
nur wenig entwickelt und glatt, der Hals mittellang und durch die Mahne leicht
nach hinten ausgebogen.
Von vorn und auch seitlich ist der Hals vom Kissen
eingehullt. Brust und Rucken sind recht breit, wobei letzterer nach hinten
leicht abfallt. Die Flugel sind kurz, die Schwingen breitfedrig, die Laufe sind
kurz und breitstehend, dabei unbefiedert. Das Gefieder ist gut entwickelt und
weich. Die Struktur besteht aus einem Kragen, der fast bis zu den Augen reicht
und dicht geschlossen sein soll, nach hinten glatt auslauft und in die Mahne
ubergeht, die durch waagerechte Nackenfedern gebildet wird. Das Kissen besteht
aus langen, weichen und leicht aufU und seitwarts gewachsenen Federn, reicht
oben bis zum Kragen und soll seitlich den Flugelbug uberdekken. Dabei wird es
durch einen waagerechten Scheitel, der von Flugelbug zu Flugelbug verlauft, von
der Struktur des Bauches unterteilt. Die Decke wird durch die Randfedern des
Bauches zwischen Hoschen und Scheitel gebildet, die waagerecht nach auUen
streben und damit den Flugelbug wie eine Decke einhullen. Die Hoschen sind
lockere, bauschige Federn vor den Schenkeln und sollen so grob wie moglich sein.
Ein StrauUchen, d.h. gedrehte oder nach oben gebogene Federn aul den Schultern,
ist erlaubt, wird aber nicht gefordert. Neben Einfarbigen in weib. Schwarz, Rot,
Gelb, Blau mit Binden, Blaufahl mit Binden, Blauschimmel, Andalusierfarbig,
Blaugehammert, BlaufahlU Gehammert, Rotfahl, Gelbfahl, RotfahlUGehammert und
GelbfahlUGehammert sind Vielfarbige. Getigerte in Schwarz, Rot und Gelb,
Schildige in Schwarz, Blau mit Binden, Rot. Gelb, Blaufahl, Rotfahl, Gelbfahl,
BlaufahlU, RotfahlU und GelbfahlUGehammert, Farbschwanze in Schwarz, Blau,
Blaufahl, Rot und Gelb sowie weibschildige in Gelb bekannt.