14. ENGLISCHETUMMLER
A. LANGSCHNUBLIGE TUMMLER
Die
ENGLISCHEN ELSTERTUMMLER (Abb. 410) stammen von Danischen Elstertummlern ab.
Zunachst waren sie den danischen und deutschen Vertretern mit Elsterzeichnung
gleich und sahen etwa wie unsere Altdeutschen Elsterpurzler aus. Im Jahre 1908
paarten die Englander Bracey und W. E. Cooke eine franzosische Bagdette mit
einem Elstertummler und schufen durch diese Kreuzung, die sie in den folgenden
Jahren wiederholten, den modernen englischen Elstertummler. Die ersten Tiere
stellte Cooke 1910 in London aus und erregte damit grobes Aufsehen. Die beste
Taubin dieser Gruppe verkorperte das Ideal einer modernen Englischen Elster und
ging in die Geschichte der Taubenzucht ein.
Die englischen Elstertummler sind durch die
Zuhilfenahme franzosischer Bagdetten etwas grober als die Deutschen Elstern,
haben zudem einen noch langeren und dunneren Hals und sind hoher gestellt. Das
Farbbild stellt die ubliche ElsterUzeichnung in Schwarz, Rot, Gelb, Blau und
Zwischenfarben dar. In England und Amerika ist diese Rasse sehr popular.
Die MARTHAMTUMMLER (Abb. 411) sind quasi das einfarbige Gegenstuck zu
den langschnabligen Englischen Elstertummlern und um 1910 entstanden. Die
Geschichte ihrer Entstehung ist dabei mit derjenigen der Roubaisienbagdette
identisch - beide Rassen sind gewissermaben "ungleiche Geschwister". Als um 1908
die
Englander Bracey und Cooke den heutigen
Englischen Elstertummler durch Kreuzung mit Bagdetten schufen, fielen auch viele
einfarbige Tiere an. Diese wurden Marthamturnrnler genannt und sollen in
Korperform und allen Rassemerkmalen vollkommen der geelsterten Variante
entsprechen. Der Gesamteindruck ergibt eine schlanke, schnittige, gut
aufgerichtete Taube von mittlerer GroUe, deren Kopf lang und schmal, ohne Platte
und mit abgerundetem Hinterkopf ausgestattet ist. Kopf und Schnabel werden fast
waagerecht getragen. Die Rander der hellen Tummleraugen mit kleiner Pupille sind
schmal, zart und weiblich bis grau. Der Schnabel ist lang und gerade, der Hals
lang und dunn. Der schmale Rucken fallt zum Schwanz hin ah. auf dem die Flugel
ruhen. Die Beine sind sehr lang, Laufe und Zehen unbefiedert. Marthamtummler
sind reine Ausstellungstauben in Schwarz, Rot, Gelb, CremefaiUbig, Buntfarbig,
weib, Blau, Silberfarbig und Mehlfarbig. Ferner gibt e^ weibschwingige,
moglichst mit sieben bis zehn weiben Schwungfedern versehen und weibschwanze in
den genannten Farbvarianten. Schwingigschwanze soll es nicht geben. Schimmel,
Schecken und Tiger wiederum waren fruher vorhanden, sind jetzt aber nicht mehr
beliebt.
Die CUMULETTUMMLER (Abb. 412) sind franzosischer Herkunft, wenn
sie heute auch in grober Zahl in England und Amerika gehalten werden. Der
Schautyp wurde in England durch Kreuzungen mit anderen Rassen verfeinert. Diese
mittelgroben Tiere haben helle Perlaugen. Die Augenrander sind zart, schmal und
cremefarbig. Der mittellange Hals wird zum Kopf hin schlanker. Die Schwingen
ruhen aut dem Schwanz, der mit dem Rucken eine schwach abfallende Linie bildet.
Die Beine sind mittellang, Laufe und Zehen unbefiedert. Einziger Farbschlag ist
Reinweib. Beim englischen Schautyp handelt es sich um eine reine
Ausstellungstaube.
Der LONDONER BURTCHENTUMMLER verkorperte eine
Kreuzung von alten Braunschweiger Bartchentummlern mit Dragoon und diente in der
englischen Metropole einer Art Brieftaubensport, wie er vergleichsweise mit den
deutschen "KopenUhagener Elstern" betrieben wurde. Die Londoner Bartchentummler,
kleine Brieftauben mit hellen Tummleraugen, dabei farbig mit weiben
Schwungfedern und weibem Kehlfleck, gelten inzwischen als ausgestorben.
B. MITTELSCHNUBLIGE TUMMLER
Die ENGLISCHEN NONNEN (Abb. 413)
sind ebenso wie die Deutschen Nonnchen als eigene Rasse anerkannt, wobei beider
Herkunft die gleiche ist. Ihre Vorfahren kamen aus Holland und wurden erst auf
der Insel zu ihrer heutigen Form gezuchtet. Die Englischen Nonnen sind
verhaltnismabig grob und kraftiger gebaul als unsere Nonnchen.
Ihr Kopf ist breit, hochstirnig und gut
gerundet, mit hochangesetzter, aufrechtstehender, breiter, dicker, seitlich und
im Nacken allmahlich auslaufender Rundhaube versehen, deren Vorderseite nicht
hohl, sondern gut gefullt sein soll. Die Haube lauft ohne Wirbel und Scheitel
aus. Die Augen sind perlfarbig - je heller, desto besser Uund etwas tiefliegend
mit kleiner Pupille. Der schmale Augenrand ist bei Schwarzen und Blauen dunkel,
bei Braunen grau und bei Roten sowie Gelben hell bis blabrotlich. Der knapp
mittellange und kraftige Schnabel bildet zur Stirn einen deutlichen Winkel und
ist bei Schwarzen und Blauen dunkel, bei Braunen hornfarbig und bei Roten sowie
Gelben hell. Der Hals ist sehr kraftig mit mahnenartiger Befiederung am
Hinterhals, die Brust sehr breit, gut gerundet und angehoben getragen. Der
Rucken ist in den Schultern sehr breit, wird nach hinten schmaler und fallt zum
Schwanz hin ab. Die Flugel sind kraftig, und die Schwingen ruhen auf dem kurzen
und gut geschlossenen Schwanz. Die Laufe sind kurz und unbefiedert. Die
Zehenfarbung entspricht derjenigen des Schnabels. Das Gefieder ist reich
entwickelt. Farbig sind Kopf mit einem Latz, Schwingen und Schwanz
einschlieUlich Schwanzdecke und Keil sowie auch das Aftergefieder, weib hingegen
Haube und restliches Gefieder. Der farbige Latz soll moglichst lang, sauber
begrenzt und unten abgerundet sein. Englische Nonnen kommen in Schwarz, Braun,
Rot, Gelb und Blau vor.
Die ENGLISCHEN TIPPLER (Abb. 414) verkorpern die
Flugsporttaube GroUbritanniens und sind auch in der Bundesrepublik stark
verbreitet. Wie haufiger bei englischen oder amerikanischen Tummlern zu
beobachten, sind ein FlugU und ein Schautyp als jeweils eigene Rasse anerkannt.
Der Flugtyp entstand in England um 1840 durch Kreuzungen von einheimischen
Tummlern mit franzosischen CumuletUtummlern. Im Flugsport entwickelten sich
abermals verschiedene Typen wie SheffieldU, ManchesterU, MacciesfieldU,
Leicestertippler oder LincolnUCrazies. Diese Variationen wuchsen, was die
Korperform betrifft, im Laufe der Zeit weitgehend zusammen. Die am Flugsport
interessierten Zuchter kennen jedoch heute noch die jeweiligen den Flug
betreffenden Unterschiede. Der Weltrekord im Dauerfliegen mit Alttieren liegt
seit Mai 1994 bei 21 Stunden und 21 Minuten, aufgestellt von E. Lauslow,
GroUbritannien, die Weltbestleistung mit Jungtipplern bei 19 Stunden und 40
Minuten, aufgestellt am 4. Juli 1993 in Irland. Dagegen nehmen sich die
Deutschen Rekorde etwas bescheidener aus: fur Alttippier mit 19.45 Stunden
(18.06.94) und mit Jungtieren 18.08 Stunden (1993). Tippier fliegen ruhig, ihr
Flug gleicht einem Spazierflug. Da sie keine rasanten Manover wie blitzschnelle
Wendungen etc. zeigen, ist es ihnen moglich, solche Ausdauerleistungen zu
erbringen. Tippier werden nur in kleinen Gruppen von drei bis sechs Tieren
aufgelassen. Bei geeignetem Wetter fliegen sie lange und hoch. Diese Tauben sind
mittelgrob. Ihr Kopf ist rund, die Augen perlfarbig, der Hals kurz und zum Rumpf
hin voller werdend. Die Flugel ruhen auf dem Schwanz, der mit dem Rucken eine
leicht nach hinten abfallende Linie bildet. Die Beine sind knapp mittellang,
Laufe und Zehen unbefiedert. Einfarbige in Blau, Braun, Gelb, Rot, Schwarz,
weib, Blaufahl, Schokoladenfarbig mit farbigem und weibem Schwanz sind gelaufig,
auUerdem Hellbunt, Kranzhalsig, Schimmel und Dunkelbunt. Bei letzteren handelt
es sich um echte Tiger. Bei den Hellbunten laufen Steuerfedern und Schwingen
dunkel aus, Hals und Kopf sind mit dunklen Federn durchsetzt. Dieser Tippier des
Flugtyps wird in GroUbritannien und USA unter dem Namen "Flying Tippier" zum
Flugsport verwendet und unter der Bezeichnung "Exibition Flying Tippier" auch
ausgestellt. Dabei werden Hellbunte, Dunkelbunte und Tiger bevorzugt.
Der ENGLISCHE SCHAUTIPPLER (Show Tippier; Abb. 415 u. 416) zeigt eine
gedrungene Figur und eignet sich nicht mehr zum Flugsport. Laut Standard sind
diese Tauben mittelgrob sowie breit in Brust und Schultern. Der gut gerundete
Kopl ist mit hoher, aber nicht vorgewolbter Stirn ausgestattet. Die Augen sind
perlfarbig. die Rander schmal und dunkel. Der mittellange, dunkle Schnabel
bildet mit der Stirn
einen stumpfen Winkel. Der Hals ist kurz und kraftig mit gut
ausgerundeter Kehle. die Brust breit sowie gut gerundet und wird leicht
angehoben getragen. Der breite. kurze Rucken fallt nach hinten stark ab. Die
kraftigen Flugel werden auf dem Schwanz getragen. Die Beine sind kurz, Laufe und
FuUe unbefiedert. Die Zehennagel sollen dunkel, das volle Gefieder glanzreich
sein.
Nach dem Standard sind neben Kupferfarbigen
(Abb. 415) in verschiedenen Zeichnungsvarianten noch Tieger und Schildtiger in
Schwarz anerkannt. Die Schwingen der Kupferfarbigen sollen schwarzgesaumt und
eine dunkle Schwanzbinde vorhanden sein. Neben Einfarbigen gibt es Dunkeltiger
(Abb. 416) mit gleichmabig weib durchsetztem Flugelschild, moglichst im
Verhaltnis farbig zu weib = 2:1; Schwanz und ArmU sowie Handschwingen sind
farbig. Bei den Helltigern sind Handschwingen und Schwanz farbig, das andere
Gefieder hingegen gleichmabig weib durchsetzt, moglichst im Verhaltnis l :2 von
farbig zu weib. Bartchen zeigen farbige Handschwingen, Schwanz und einen Fleck
unter dem Schnabel, das Bartchen, das 10U15 mm lang sein soll und die Augen
nicht beruhren darf. Eine weitere Variante hat farbige ArmU und Handschwingen,
Bartchen und Schwanz, wahrend das ubrige Gefieder weib ist. In den USA und
Kanada werden alle erdenklichen Farbschlage wie Blaue, Schwarze, Schimmel,
weibschwingige usw. ausgestellt. Der Name Tippier ist von "tipped" (befleckt)
abgeleitet worden, weil die ersten Tiere getigert oder bunt waren.
Die WESTENGLISCHEN TUMMLER (West of England
Tumbler: Abb. 417) sind Verwandte der Birmingham Roller. Um 1860 wurden Tummler
aus Holland mit orientalischen Rollern und einheimischen Tummlern gekreuzt. Man
wunschte im Westen von England gut fliegende, aber nicht purzelnde Tauben. Aus
den verschiedenen Kreuzungen gingen jedoch sowohl Hochflieger als auch Purzier
hervor, und erst durch intensive Zuchtauslese entstanden einerseits die
Westenglischen Tummler, andererseits die intensiv purzelnden Birmingham Roller.
Zunachst gab es wieder lediglich den Flugtyp mit mittelmabiger Latschenbildung
und in allen denkbaren Farbspielarten. Spater wurde jedoch auch noch ein
Schautyp geschaffen. Der Flugtyp ist von mittelgrober Statur, kraftig und
vollbrustig, glattkopfig und mil belatschten FuUen ausgestattet. Gut trainiert
konnen diese Tauben bis zu zehn Stunden fliegen. Es handelt sich um
Truppflieger, die besser in groben Schwarmen fliegen. Alle Farben und
Zeichnungen sind anerkannt, wobei Einfarbige und weibkopfe am beliebtesten sind.
Letztere zeigen auUer weibem Kopf und Latz auch weibe Schwungfedern, Unterleib
und Schwanz sowie FuUbefiederung. Die Augen sind immer perlfarbig, der Schnabel
gut mittellang. Der Schautyp (Abb. 417) ist nicht in England, sondern in den
Jahren 1950U52 in Amerika entstanden. Dort wurden Flugtiere mit kurzschnabligen,
belatschten, englischen Tummlern gekreuzt, und somit zeigt sich der Schautyp
kleiner und kurzschnabliger, sein Kopf runder, die Beine kurzer, und starkere
Latschen sind vorhanden. An Zeichnungsvarianten sind zunachst die schon
beschriebenen weibkopfe in Schwarz, Schokoladenbraun, lsabell, Rot, Gelb, Blau,
Dunfarbig, Mehlfarbig, Fahl, Almondfarbig und in Zwischenfarben zu nennen,
ferner Gescheckte mit jeweils weibem Kopf, Schwungfedern und Latschen sowie
Einfarbige in allen Farbmoglichkeiten. Der Schautyp ist in Amerika sehr beliebt
und weit verbreitet.
C. KURZSCHNUBLIGE TUMMLER
Die englischen
kurzschnabligen Tummler existieren in zwei Varianten, "Long Faced" und "Short
Faced", also wortlich ubersetzt "Langgesichtig" und "Kurzgesichtig".
Die ENGLISCHEN LONG FACED TUMMLER (Abb.
418U420) sind in GlattfuUig und Belatscht zu differenzieren. Es handelt sich um
eine rein englische Zuchtung, auch wenn sie mit den ostpreuUischen
kurzschnabligen Tummlern verwandt ist. Bei uns seit 1900 bekannt, werden die
Einfarbigen (Selfs) entgegen den ubrigen Zeichnungsarten hierzulande gern
gezuchtet. Englische Long Faced Tummler sind mittelgrobe gedrungene Tauben. Ihr
Kopf ist von allen Seiten kugelformig, wobei der hochste Punkt uber den Augen
liegt. Die sehr breite Stirn steigt rechtwinklig vom Schnabel auf. Die Backen
sind gut ausgepragt, die Augen verhaltnismabig grob und liegen in der Mitte des
Kopfes, sollen dabei rein weib mit sehr kleiner Pupille sein. Der nur wenig
entwickelte, zarte und schmale Augenrand ist schwarz bei Schwarzen, pflaumenblau
bei Blauen und hell bei allen anderen Farbschlagen einschlieUlich weibkopfen.
Der Schnabel ist kurz, dabei dick und stumpf, gerade eingesetzt wirkend. Der
verlangerte Schnabelschnitt verlauft waagerecht am unteren Augenrand vorbei.
Beide Schnabelhalften sollen gleich stark sein. Die SchnabelU richtet sich nach
der Gefiederfarbe und tendiert von Schwarz oder HornU bis zu Fleischfarbig.
weibkopfe sowie rote und gelbe Bartchen prasentieren fleischfarbige Schnabel,
blaue und schwarze Bartchen schwarzen OberU und hellen Unterschnabel. Die
Schnabelwarzen sind klein und gut anliegend. Der Hals ist mittellang, kraftig
und leicht gebogen, die Brust breit, gut gerundet und tritt etwas hervor. Der an
den Schultern breite Rucken verlauft nach hinten keilformig und abfallend. Die
kurzen Fluge] werden fest anliegend auf dem Schwanz getragen. Die mittellangen
Beine sind kraftig und breitgestellt. In Deutschland sind bisher nur GlattfuUige
anerkannt. Das Gefieder besteht aus breiten Federn. soll fest und gut anliegen.
In Deutschland standardisiert sind Einfarbige
(Abb. 418) in weib, Schwarz, Dun. Braun, Rot, Gelb, Blau mit schwarzen oder ohne
Binden, Blaugehammert, BlauU. RotU und Gelbschimmel, Blaufahl, Braunfahl,
Rotfahl (Abb. 419), Gelbfahl, BlaliUfahlUGehammert, BraunfahlUGehammert,
RotfahlUGehammert, GelbfahlUGehammert. Indigo und Vielfarbig. Indigofarbige sind
an Kopf, Hals und Brust schwarzblau. dabei Bauch und Schwanz etwas heller; die
Flugeldecken sind dunkelblau mit oder ohne schwarzblauen Saum, die Schwingen
moglichst dunkel auslaufend. Kleine schwarze Spritzer und etwas Schilf sind
erlaubt. Rosflugel oder Rosenflugelige kennt man in Schwarz, Rot und Gelb. Sie
besitzen einzelne weibe Federchen nahe dem Flugelbug. Dunkeltiger variieren in
Schwarz, Rot sowie Gelb und weisen ebenfalls weibe Federchen nahe dem Flugelbug
neben weibgetigerter oder vU formig weiber Schultermitte an der Basis des
Hinterhalses auf. weibschildige kommen in gleicher Farbpalette vor und sollen
ein gut geformtes, sauber weibes Flugelschild prasentieren.
Weibkopfe (Abb.
420), die in Schwarz, Dun, Rot, Gelb, Blau mit schwarzen Binden. Blaugehammert,
BlaufahlUGehammert, Blaufahl, Rotfahl und Gelbfahl vorkommen. verfugen uber
weiben Kopf, bei dem der Schnitt etwa 5 bis 10 mm unter die Augen reicht, sieben
bis zehn weibe Handschwingen, weiben Bauch und weiben Schwanz. Das ubrige
Gefieder soll scharf begrenzt farbig sein. Bartchen, bei denen sich ein
halbmondformiger weiber Fleck beidseitig vom unteren Augenrand uber die Kehle
hinzieht, weisen auUerdem sieben bis zehn Handschwingen und den Schwanz farblos
auf. Bauch und ubriges Gefieder sollen hingegen farbig sein. Vielfarbige
prasentieren bei rotlichgelber Grundfarbe auf jeder Feder einen schwarzen Fleck
sowie in Schwingen und Schwanz weibe Abzeichen. Helle Almonds zeigen hingegen
auch weibe Flecken im Korpergefieder. Im deutschen Standard werden weibe mit
farbiger Stelle am Hinterhals nicht genannt. Diese "bell necks" (Glockenhalse),
weil diese Zeichnung die Form einer Glocke haben soll, kommen vorwiegend in
schwarzer und roter Farbe vor. In die Rosenflugeligen werden ab und zu
einfarbige Tiere eingekreuzt. Zwischen den Zeichnungsformen weibschild und
Rosenflugelig liegen die sogenannten Schildtiger, bei denen das Flugelschild
entweder weib und mit farbigen Federn durchsetzt oder farbig und mit weiben
Federn durchsetzt ist. Solche Tiere werden in ihrer Heimat ausgestellt. In
England und Amerika existieren auUerdem noch Gescheckte und Schimmel.
Die BELATSCHTEN ENGLISCHEN LONG FACED TUMMLER (Long Faced Muffed
Tumbler; Abb. 421) unterscheiden sich von den glattfuUigen nur durch die
vorhandenen Latschen, die sie grober und stabiler wirken lassen. Betreffs
KorperUund vor allem Kopfform, in der die GlattfuUigen bereits vollendet sind,
darf man bei den Belatschten noch nicht zu hohe Anspruche stellen. Sie
entstanden in England durch Kreuzungen von GlattfuUigen Long Faced mit
Westenglischen Tummlern. An Farbschlagen und Zeichnungen uberbieten die
Belatschten die GlattfuUigen um einiges: Gezeichnete (Marked) als Almonds,
Gesprenkelte (Mottled) in Schwarz, Rot und Gelb, Gescheckte (Chequers) in
Schwarz, Blau und Silber, Rosenflugelige (Rosewings) in Schwarz, Rot und Gelb,
Schildtiger in gleichem Farbaufgebot, Bindige (Barred) in Blau, Silber,
Mehlfarbig (Gelbfahl) und Cremefarbig, Schimmel in Blau, Silber, Rot und Gelb,
die "Grizzle" genannt werden. weibkopfe (Baldheads) und Bartchen (Beards)
jeweils in Schwarz, Rot, Gelb, Blau, Silber, Mehlfarbig, Creme und Fahl,
Farbnacken (Bell Necks) in Schwarz, seltener in anderen Farbschlagen.
Neben
normalen Tigern in Schwarz, Rot und Gelb kennt man in Gegensatz zu den
GlattfuUigen bei den Belatschten weitere Zeichnungsarten wie Farbkopfe (Colored
Heads), also weibe Tiere mit farbigem Kopf und Schwanz in Schwarz, Rot und Gelb
oder Geelsterte (Saddle) in Schwarz, Rot, Gelb, Blau, Lavendel, Mehlfarbig,
Creme, Silber und Dun, deren Zeichnung zumindest am Kopf ganz eigenartig ist.
Bei weiber Grundfarbe der Tauben sind Schwanz, ein Herz auf dem Oberrucken,
Hals, Brust und Kopf farbig, wobei letzterer jedoch folgende Zeichnung aufweist:
Eine mittelUbreite weibe Blesse verlauft in der Mitte des Gesichts, ausgehend
von der Schnabelwurzel, nach oben bis etwa in Hohe der Augen, beruhrt diese aber
nicht. Ein weiber Punkt befindet sich, vollstandig von farbigem Gefieder
umgeben, uber den Augen. Unterhalb der Augen ist ferner ein weiber Fleck
vorhanden, der unterhalb des Schnabels durchlauft, wahrend am Kinn wieder ein
farbiger Fleck inmitten des weiben Umfeldes eingelagert ist. Es handelt sich um
eine der kompliziertesten und merkwurdigsten Kopfzeichnungen, die bei Tauben
vorkommen.
Als letzte Zeichnungsvariante ist
weibschwingig zu nennen, das auf farbiger Basis des Gefieders weibe
Schwungfedern erster Ordnung und FuUbefiederung aufweist. Der Kopf ist ebenso
wie derjenige der Geelsterten gezeichnet. Beide Zeichnungsarten sind miteinander
verwandt. weibschwingige existieren in Schwarz, Rot, Gelb. Blau, Lavendel,
Mehlfarbig, Creme, Silber, Gehammert und Fahl. Im Gegensatz zu den GlattfuUigen
werden die Belatschten glattkopfig oder mit Rundkappe bzw. Muschelhaube
gezuchtet. Kappige Tiere sind jedoch in der Minderheit und noch nicht in jeder
Zeichnungsart vorhanden.
ENGLISCHE SHORT FACED TUMMLER (Abb. 422 - 425)
verfugen im Vergleich zu ihrer LongUFacedUVerwandtschaft uber eine andere
Korperform, andere Flugelhaltung und auch abweichende Kopfform, so dab beide
englischen kurzschnabligen Tummlerrassen leicht voneinander zu unterscheiden
sind. Die Shorl Faced Tummler stellen kleine und kurze Tauben dar, deren Kopf so
rund und kugelformig wie nur moglich sein soll, mit vollen Backen und sehr
steiler, breiter Stirn ausgestattet. Doch mub die Kopfbreite in harmonischem
Verhaltnis zur Hohe stehen. Die Stirn mub mit dem Schnabel einen rechten Winkel
bilden. Der Hinterkot ist abfallend. Die recht groben, perlfarbigen Augen liegen
in der Mitte des Kopfes
und stehen etwas hervor. Der Augenrand ist
schmal und zart, der Schnabel dunn und kurz, dabei waagerecht vom Kopf abstehend
und in seiner Form einem Gerstenkorn gleichend. Im ubrigen hornfarbig, ist er
nur bei Kites schwarz. Die Schnabelwarzen sind klein und nur wenig entwickelt.
Die Brust ist breit und vorgewolbt. Der volle Hals tritt harmonisch aus der
breiten Brust hervor und wird zur Kehle hin dunner. Der Rucken ist kurz, mabig
gewolbt und nach hinten abfallend. Die Flugel sind kurz und gut geschlossen, die
Schwingen werden unter dem Schwanz getragen. Die Beine sind kurz, die Schenkel
nicht sichtbar. Laufe und Zehen sollen so kurz wie moglich und unbefiedert sein.
Das Gefieder ist gut entwickelt, weich und fullig. Auch von dieser Rasse werden
zahlreiche Zeichnungsvarianten und Farbschlage gezuchtet. Am bekanntesten sind
Almondfarbige (Abb. 422), auch Mandelfarbige genannt, deren Grundfarbe
mandelgelb ist. Im Jugendkleid sind Almonds hellgelb und werden erst mit
zunehmendem Alter durch schwarze Spritzer und Flecken immer dunkler. Mannliche
Vertreter dieser Zeichnungsform sind in der Regel
dunkler als weibliche anzutreffen. Bei der
Bewertung ist die Farbung des Schwanzes und der acht bis zehn Schwungfedern
erster Ordnung ausschlaggebend. Diese mussen auf gelbem Grund weib und schwarz
abgesetzte Zeichnung aufweisen, also dreifarbig (almondfarbig) und frei von
Grautonen sein. Die schonste Farbung zeigen diese Tauben im Alter von zwei bis
drei Jahren. Almondfarbige vererben Farbe und Zeichnung nicht rein, sondern es
fallen auch Einfarbige und die sogenannten gefleckten Almonds in Rot und Gelb
mit weiben Flecken am ganzen Korper und nur wenigen schwarzen Abzeichen. Sie
werden in England "Almond Splashes" genannt: ihre Schwungfedern der ersten und
auch zweiten Ordnung sind oft weib, schwarz oder sehr hell bis gelblich. Als
"Kite" werden einfarbig Braunschwarze mit starkem Bronzeglanz in Brust,
Schwingen und Schwanz (Abb. 423) bezeichnet. Einfarbige sind ferner in sattem
Rot, Gelb oder Schwarz sowie in Dun vorhanden. Letztere sollen uber gleichmabige
Dunfarbe verfugen oder als "Golddun" gelblichen Anflug am Hals zeigen, wobei
diese bevorzugt werden, aus der Paarung von Kites mit Almonds fallen und immer
dem weiblichen Geschlecht angehoren. Achat haben
keine genau festgelegte Zeichnung und kommen
in Rot, Gelb und De Roy (Abh. 424) vor. Letztere zeigen ein stark rotliches
Orangegelb und wurden erstmals von Grindey aus Booth in England erwahnt. Bei
diesem Farbton, der zwischen Rot und Gelb liegt, zeigen sich oft etwas dunklere
Schattierungen an der Brust. Bei allen "Agate" ist das Gefieder mehr oder
weniger weibscheckig mit weiblichen Federschaften.
Alle bisher genannten
Farbschlage werden untereinander mit dem Ziel gekreuzt. almondfarbige Tiere zu
erzielen, wobei alle Zeichnungsarten und Farbschlage auch ausgestellt werden
konnen. Die folgenden Spielarten wurden fruher als selbstandige Rassen
bezeichnet: Die Gescheckten (Mottles), bei uns "Rosettentiger" genannt, sind
einfarbig bis auf einige weibe Federchen auf Flugelschildern und Rucken in Form
eines V. Bei den schwarzen Tigern soll die Innenseite der Schwingen ohne Rost
sein. Mottles werden in den Farben Rot, Gelb und Schwarz gezuchtet. Die
RosenflugeUligen (Rosewings) fuhrt unser Standard nicht auf. Bis auf einige
weibe Federchen am Flugelbug sind diese Exemplare einfarbig. Wahrend sie in
England in Schwarz, Rot und Gelb gezuchtet werden, umfaUt die Farbschlagskala
der Bartchen (Beards; Abb. 425) Schwarz, Rot, Gelb, Dun, Blau mit schwarzen
Binden und Blaufahl mit Binden. Diese Zeichnungsform zeigt sich farbig mit
Ausnahme eines weiben, halbmondformigen Fleckes unter dem Schnabel, der nur bis
zu den Augen reichen darf. Hinzukommen weibe Schenkel, Schwungfedern und
Schwanz. Der Schnabel ist bei Roten und Gelben fleischfarbig, bei Blauen und
Schwarzen der Oberschnabel schwarz, der Unterschnabel fleischfarbig, bei
Blaufahlen ersterer hornfarbig und letzterer fleischfarbig. Bei weibkopfen in
Schwarz, Rot, Gelb, Blau mit Binden oder Blaufahl mit Binden sind Kopf,
Schwungfedern, Schwanz, Unterleib sowie Schenkel weib (Monchzeichnung) und die
Schnabeltonung ausnahmslos fleischfarbig. Die Bindigen (Barred) in Blau mit
schwarzen Binden und Blaufahl mit Binden ohne jegliche weibe Zeichnung werden im
Standard zu den Einfarbigen gerechnet.
D. ROLLERTAUBEN
Die
BIRMINGHAM ROLLER (Abb. 426) entstanden in der Umgebung der englischen GroUstadt
Birmingham und sollen aus Kreuzungen von Orientalischen Rollern mit gewohnlichen
Tummlern hervorgegangen sein: zur gleichen Zeit, als in England auch die Tippier
erzuchtet wurden. Wahrend diese zu reinen Dauerfliegern wurden, entwickelten
sich die Birminghamer zu ausgesprochenen Rollertauben. Rein auUerlich
unterscheiden sich beide Rassen dabei kaum. Birmingham Roller sollen
hoch fliegen und sich dabei ruckwarts
uberschlagen. Dabei sollen sie diesen Vorgang nicht nur einmal vollziehen,
sondern sich wie ein Ball langandauernd und ununterbrochen uberschlagen. In
England starten die Jungtiere im Juli und August, die Alttiere um die
Weihnachtszeit zu Preisflugen. Bei uns legt man die Preisfluge in die SommerU
und Herbstmonate. In England besteht ein Schwarm aus 20 bis 25 Tieren, in
Amerika und bei uns werden oft nur 3 bis 4 Tiere aufgelassen. Man hat diese
Rasse, wie viele andere auch, an tragbare Auflabkasten gewohnt (Abb. 427). Mit
diesen Kasten kann man die Tiere auch in vollkommen fremder Umgebung starten
lassen. Nach dem Flug finden sie zum Kasten zuruck.
Birmingham Roller sind knapp mittelgrob. Ihr
Kopf ist abgerundet, der Schnabel mittellang. Die Augen sind im allgemeinen
gelblich, manchmal auch orangerot, bei weibem Kopfgefieder dunkel. Da es sich in
erster Linie um Flugtauben handelt, legt man auf das auUere Erscheinungsbild
keinen so groben Wert. Der Hals ist mittellang. die Schwungfedern ruhen auf dem
Schwanz. Die Beine sind mittellang. Diese glattfuUigen und U kopfigen Tauben
gibt es in allen Zeichnungen und Farben, die man sich nur denken kann:
Einfarbige in allen Varianten, weibschwingige, weibschwanze, weibschildige,
Bartchen, weibkopfe, Almondfarbige, Geganselte, Gescheckte (Abb. 428), Tiger,
Schimmel, Rosenflugelige usw. Beliebt sind auUerdem weibe mit farbigem Nacken,
"Glockenhalsige" (Bell Necks) genannt. Farbnackentummler oder Glockenhalsige
sind als Ausstellungsvariante in Amerika auch belatscht vorhanden. Dabei weisen
letztere dunkle Augen auf.
Die sogenannten PENSOMUROLLER entsprechen
vollkommen den Birmingham Rollern, sind nur vom Zuchter Pensom in den USA auf
besondere Flugleistungen gebracht worden. In diesem Sinne kommen weitere Stamme
vor, die nach ihren Zuchtern benannt wurden, aber reine Birminghamer Roller
sind. Beispielsweise gibt es Linien, die hoch und lange fliegen, aber kaum
rollen.
Die PARLORUBODENPURZLER (Abb. 429) sind in
Schottland entstanden, wo sie zuerst 1855 auftauchten. Von dort kamen sie nach
Amerika, wo sie sich schnell verbreiteten, wahrend sie in England und Schottland
wieder verschwanden. Moglich ist, dab die Amerikaner zur gleichen Zeit eine
ahnliche Taube geschaffen haben, die schlieUlich mit der schottischen Linie
zusammengewachsen ist. Der Name "Parlor" wurde auf jeden Fall erst in Amerika
gewahlt, denn in England hieU die Rasse schlicht "House Tumbler" (Haustummler).
Es ist nicht erwiesen, dab LowtanUtummler zur Erzuchtung verwendet wurden;
wahrscheinlich sind diese Tauben durch Zuchtauslese aus normalen Tummlern
entstanden. Die Parlor-Bodenpurzler haben das Fliegen nunmehr ganz verlernt.
Jungtauben fliegen zwar noch, aber sobald sie etwa zehn Wochen alt sind und zu
purzeln beginnen, horen sie damit auf. In jeder Stellung, bei der normale Tauben
vom Boden auffliegen wurden, fangen sie an, sich ruckwarts zu uberschlagen. Die
Versorgung der Tauben mub somit ebenerdig erfolgen. Nach erfolgtem Uberschlagen
landen sie mit den FuUen wieder an der gleichen Stelle und wiederholen diesen
Vorgang einige Male. "Doppelpurzler" vollfuhren sogar zwei ruckwartige
Uberschlage, einen 'im Aufsteigen und einen weiteren im Abstieg. Dennoch landen
auch sie mit den FuUen exakt auf dem Ausgangspunkt ihrer Akrobatik. "Rollende"
(oder "Dauerpurzier" l sollen sich laufend in einer geraden Linie ruckwarts
uberschlagen und dabei nach jedem Uberschlag wieder kurz mit den FuUen den Boden
beruhren. Parier Bodenpurzier sind auch in Deutschland vorhanden. Das Rollen
oder Uberschlagen dieser Tauben wird nach einem Punktsystem beweitet. Ein Paar
Parlorpurzler kann ohne weiteres in einer Kaninchenbucht gehalten und gezuchtet
werden. Wahrend der Mauser purzeln die Tiere seltener. In ihrem Wesen sind diese
Tauben sehr zahm. Wettbewerbe mit Bodenpurzeltauben werden in Deutschland seit
1969 alljahrlich durchgefuhrt. Als Ausstellungstaubenrasse sind sie hierzulande
bislang nicht zugelassen. Der Kopf der kleinen Taube ist langlichrund mit hoher
Stirn und immer ohne Haube. Die Augen sind perlfarbig, der Schnabel mittellang
und gerade, der Hals mittellang. Die Schwingen ruhen auf dem Schwanz, der mit
dem Rucken eine nach hinten abfallende Linie bildet. Die Beine sind mittellang,
Laufe und Zehen unbefiedert. In puneto Farbschlage und Zeichnungen gibt es
keinerlei Beschrankung. So kennen wir Einfarbige in Schwarz, Rot, Gelb, Dun,
Blau und weib, Gescheckte, Getigerte, Almondfarbige und Schimmel.