GRUPPE X SPIELFLUGTAUBENURINGSCHLUGER
Die Ringschlager sind
eine sehr alte europaische Taubenrasse, die schon von Aldrovandi 1599 erwahnt
wurde. Am Niederrhein, in den heutigen Niederlanden und in Belgien sind sie in
Europa zuerst aufgetreten. Dort nannte man sie "Draejers" (Dreher). Unter diesem
Namen kannte sie auch Vollenhovens' (1686) "Van de Draejertches". Moore schrieb
1835 uber sie: "Ist der Tauber geil, so erhebt er sich uber die Taubin und dreht
sich dreiU oder viermal, seine Flugel schlagend, herum. dann kehrt er um und
dreht sich ebensovielemal nach der anderen Seite." Heute wird vermutet, dab die
UrURingschlager aus Anatolien durch Seefahrer und Kaufleute in die Niederlande
gekommen sind. Vollenhovens kannte ja 1686 auch schon die Schildmovchen, von
denen wir wissen, dab sie ihren Ursprung in Anatolien hatten. Nachdem uns auch
die Anatolischen Ringschlager bekannt sind, wird angenommen. dab Ringschlager
auf dem gleichen Weg wie die Movchen in die Niederlande gekommen sind. Dort
entstanden aus den importierten Tauben, vielfach gekreuzt mit einheimischen oder
aus anderen Gebieten importierten Tauben, im Laufe der Zeit die einzelnen
Rassen. Die Belgischen Ringschlager sind, nachdem sie fast verschwunden waren,
unter Verwendung von Genter Kropfern wiedererzuchtet worden. Die Sienktauben
sind mit dem Amsterdamer Kropfer verwandt; beide stammen von gemeinsamen
Vorfahren ab, wobei die Sienken nichtblasende Bruder der Amsterdamer Kropfer
sind. Das Typische der Ringschlager ist ihre Flugweise, von der ihr Name
abgeleitet wurde. Diese Tauben zeigen ein Balzspiel, das wir von keiner anderen
Rasse kennen. Die Tauber umfliegen die sitzende Taubin in engen Kreisen und
schlagen dabei laut klatschend die Flugel zusammen. Aus diesem Grunde sind die
Schwungfedern der Tauber haufig zerschlissen. Heute wird bei der Zucht auf
Elastizitat und Harte der Federn geachtet.
Schon 1835 lesen wir: "Die sie
aber als die edelsten hochhalten, nennen sie Draejers. welche wahrend des
Fliegens die Flugel zusammenschlagen und auch im Kreis herumfliegen uber dem
Weibchen mit so starkem Flugelschlag, dab dieser starker ist. als das Getose
zweier zusammenschlagender Latten, woher es kommt, dab man ihre Ruderfedern fast
immer zerschlagen sieht und sie manchmal nicht mehr fliegen konnen." Fruher
wurden in den Niederlanden, dem heutigen Belgien Wettbewerbe veranstaltet. Man
setzte ein Weibchen in einem Saal auf den FuUboden. Dann wurde ein Tauber
freigelassen, der uber dem Weibchen laut mit den Flugeln klatschend seine Ringe
flog. Der Tauber soll so hoch wie moglich uber der Taubin fliegen und darf sie
beim Ringflug nicht mit den Flugeln beruhren. Derjenige Tauber, der die meisten
Ringe uber der Taubin fliegt, ohne sich niederzulassen, gilt als Sieger. Dieser
Flugsport verschwand um die Jahrhundertwende fast vollstandig. So nahmen die
Ringschlager zahlenmabig ab, und die vorhandenen Tiere wurden zu
Ausstellungstauben gezuchtet. Die deutschen Zuchter haben den Sport wieder
aufleben lassen. In Deutschland werden seit 1968 "Wettdrehen" veranstaltet. An
diesen Wettdrehen nehmen vorwiegend Rheinische Ringschlager und Anatolische
Ringschlager teil. Die Belgischen Ringschlager sind, bedingt durch ihre
WiedererUzuchtung, noch keine guten Dreher, doch klatschen sie viel mit den
Flugeln. Ihre Regeneration als echte Ringschlager ist im Gange. Die heutigen
Speelderken, die auch eine Wiedererzuchtung darstellen, waren ebenso
ausgestorben. Es wird versucht, durch Einkreuzungen von Anatolischen
Ringschlagern fruhere Leistungen zu erreichen. Die Smyter waren auch
ausgestorben, wurden jedoch als massige Tauben durch Einkreuzungen von Montauban
wieder erzuchtet. Sie drehen nicht, sollen aber wenigstens mit den Flugeln
klatschen. Ursprunglich gehorten alle diese Rassen zu einer Familie. Erst im
Laufe der Zeit entstanden in den verschiedenen Verbreitungsgebieten
unterschiedliche Erscheinungsformen der Ringschlagerrasse.
Die ANATOLISCHEN RINGSCHLUGER (Abb. 647) sind erst 1981 nach Deutschland
gekommen. Ihre Heimat liegt in der Turkei um die Stadt Trabzon am Schwarzen
Meer, entlang der Schwarzmeerkuste und an der StraUe uber das Gebirge zwischen
Trabzon, Kelkit, Erzincan und Erzurum. In den Dorfern werden diese Tauben seit
Menschengedenken gehalten, vorwiegend in Kuhstallen, in den Stadten auch auf
Flachdachern der Wohnhauser. Die stadtischen Zuchter sind rassebewuUter. Der
turkische Name lautet "tepeli kanad cirpan" (kappige Tauben, die mit den Flugeln
schlagen), und nach dieser Kurzbeschreibung werden sie auch gezuchtet. Diese
Tauben zeigen Feldtaubentyp und Feldtaubengrobe, sind mit Rundhaube, mittelhohem
Stand und waagerechter Korperhaltung ausgestattet. Der Kopf ist langlich mit gut
gerundeter Stirn und einer uber den Scheitel leicht hinausragenden Rundhaube mit
Rosetten. Die Augen sind gelb oder perlfarbig. weibe Tiere haben dunkle Augen.
Die Tauben aus Trabzon und Kelkit besitzen meist gelbe Iriden, diejenigen aus
Erzincan hingegen fast alle Perlaugen. Der Augenrand ist unauffallig, schmal und
der Gefiederfarbe angepaUt, ebenso der mittellange Schnabel. Der Hals ist
mittellang. Brust und Rucken sind breit und gewolbt. Die Flugel sind mittellang.
die Schwingen werden auf dem Schwanz liegend getragen. Die auUeren Schwungfedern
konnen vom Klatschen leicht zerschlissen sein. Die Beine sind mittellang, Laufe
und Zehen unbefiedert. Das Gefieder ist straff und fest mit elastischen und
breiten Federfahnen.
An Farbschlagen gibt es Einfarbige in Schwarz, weib,
Rot, Gelb, Braun, Mausgrau mit rostfarbigen oder schwarzen Binden, Ockerfarbige
mit grauen Binden und Blaue mit rostfarbigen Binden. Schecken in den gleichen
Farbschlagen prasentieren weibe Schwungfedern und eine weibe Brustzeichnung,
ahnlich der "SpeeriderkeUScheckung". Auch die Zeichnung spielt keine bedeutende
Rolle, wichtiger ist, dab die Tauben ein sehr lebhaftes Temperament durch
Flugelklatschen und Ringschlagen zeigen. Verpaart vererben weibe und Einfarbige
manchmal eine der SpeelderkeUScheckung ahnliche Zeichnung ohne weibes
Ruckenherz. Es kommt bei der Zucht vorwiegend darauf an, den Ringschlag zu
fordern und die Rasse rein zu erhalten.
Die RHEINISCHEN RINGSCHLUGER (Abb. 648)
verfugen uber die GroUe einer gedrungenen Feldtaube. Sie wurden 1599 von
Aldrovandi erstmalig beschrieben. In der heutigen Erscheinungsform mit
Monchzeichnung sind sie seit etwa 1850 am Niederrhein heimisch. Vorher waren die
Tauben vorwiegend einfarbig anzutreffen. Die Tauben zeigen ein lebhaftes
Temperament. Besondere Rassemerkmale sind das Drehen und das Klatschen. Dieses
alte Kulturgut gilt es durch Zuchtwahl zu erhalten und zu fordern Der Kopf ist
langlich, mit breiter, hoher und gewolbter Stirn. Eine breit angesetzte
Spitzkappe soll etwas uber den Kopf hinausragen und am Hinterhals einen Kamm
bilden. Die Augen sind dunkel mit hellfleischfarbigem und schmalem Rand. Der
Schnabel ist mittellang und hell. Die Schnabelwarzen sind nur wenig entwickelt.
Der Hals ist mittellang, infolge der uppigen Befiederung recht stark
erscheinend. Die breite und volle Brust wird etwas vorgewolbt. Der Rucken ist in
den Schultern breit und etwas gewolbt. Die Flugel werden auf dem Schwanz
getragen und erreichen fast dessen Ende. Die auUeren Schwingen sind vom
Klatschen mehr oder weniger zerschlagen. Die Beine sind mittellang, Laufe und
Zehen unbefiedert. Das Gefieder soll straff mit harter Feder und breiten Fahnen
sein. Es gibt sie in Schwarz, Blau mit schwarzen Binden, Blaugehammert, Rot,
Gelb, Rotbund Gelbfahl. Die Farbe ist von untergeordneter Bedeutung. Das
Farbbild verkorpert eine Monchzeichnung. Die weibe Farbe des Kopfes verlauft mit
moglichst glattem Schnitt in leichtem Bogen etwa 5 mm unter dem Schnabel und
unter den Augen zur Kappe, die auch innen farbig ist. Mindestens sechs
Flandschwingen sind weib. Schwarze und Blaue weisen gleichfarbigen Rucken und
Schwanz auf. Rote, Gelbe und Fahle haben einen hellen bis weiblichen Schwanz.
Die Lackfarben sollen kraftig sein und bei den Farbschlagen mit hellem Schwanz
bis zum After reichen. Bei den Fahlen paUt sich die Farbung von Bauch und Flosen
dem Schild an. Geringe Pigmentierung von Keil und Unterschwanz schliebt eine
hohe Bewertung auf Ausstellungen nicht aus.
Die BELGISCHEN RINGSCHLUGER (Abb. 649) reprasentieren eine sehr alte
Taubenrasse, deren Heimat um die Stadt Aalst und in der Provinz Brabant liegt.
In Belgien werden die Roten und Gelben als "Aalster Ringschlager" bezeichnet,
die anderen Farbschlage als "Brabanter Ringschlager". Leider haben die Zuchter
auf Klatschen, Drehen und Ringschlagen schon vor der Jahrhundertwende wenig Wert
gelegt. Den ersten Weltkrieg hatten nur wenige Tiere uberlebt. Durch Kreuzungen
mit Genter Kropfern hat man die Belgischen Ringschlager wiedererzuchtet. Der
rassetypische Flugstil ist dabei leider verlorengegangen, doch bemuht man sich
darum, ihn wieder anzuzuchten. Im Schlag sind die Belgischen Ringschlager
ruhiger und vertraglicher als die Rheinischen Ringschlager. Temperament und
TriebhaftigUkeit stehen bei den Ringschlagern in direktem Zusammenhang mit dem
Klatschen und Drehen.
Die Belgischen Ringschlager sind grobe, kraftige,
spitzkappige Tauben mit leicht aufgerichteter Haltung bei knapp mittelhoher
Stellung. Der Kopf ist kraftig, lang, mit hoher Stirn und hat immer eine
Spitzkappe, die etwas uber den Kopf hinausragt und hinten in einem Kamm
auslauft. Die Augen sind orangefarbig bis rot. Es sind aber folgende
Farbkombinationen zulassig, wobei das gebrochene Auge stets den Vorzug erhalt:
a) zwei gebrochene Augen, b) zwei orangefarbige Augen, c) ein dunkles und ein
gebrochenes oder ein orangefarbiges Auge. Der Augenrand ist hellfleischfarbig
bei Roten und Gelben sowie hellgrau bei den dunklen Farbschlagen. Der Schnabel
ist mittellang und hellhomfarbig bei Roten und Gelben. Bei den Weibchen wird
eine dunklere Tonung geduldet. Schwarz oder dunkelhornfarbig zeigt er sich bei
den dunklen Farbschlagen. Die Schnabelwarzen sind nur wenig entwickelt. Der Hals
ist gut mittellang und ziemlich voll, die Brust breit, tief und recht muskulos.
Der breite Rucken fallt nach hinten etwas ab. Die Flugel sind kraftig und mit
breiten Schwingen, die auf dem Schwanz ruhen, versehen. Der Schwanz ist etwas
offen, aber nicht sehr lang. Die Beine sind glatt, die Krallen hell. Das
Gefieder zeigt sich gut entwickelt und straff. Vom Klatschen zerschlissene
Schwingen sind nicht fehlerhaft. Gezuchtet werden Rot, Gelb, Schwarz, Blau mit
schwarzen Flugelbinden, Blaugehammert und Rotfahl. weib ist ein halbmondformiges
Band (Herz) in der Mitte des Vorderhalses, bis zu 5 cm breit, dessen Spitzen
hinter den Augen auslaufen. Weiterhin sind 7U12 Handschwingen, UntenUucken,
Bauch und Schenkel weib. Nur bei den Roten und Gelben ist der Schwanz hell bis
weib. Die anderen Farbschlage weisen farbige Schwanze auf. Das ubrige Gefieder
soll moglichst farbig sein.
Das SPEELDERKE (Abb. 650) stammt ebenfalls aus Belgien, jedoch aus dem
flamischsprachigen Teil. Der Name bedeutet "Spieltierchen". Diese Tauben sind in
der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts hauptsachlich zum Wettdrehen verwendet
worden. Damals naherte sich ein SpeelderkeUTauber der Taubin am Boden mit
kleinen Schritten, erhob sich und uberflog die Taubin in kleinen Kreisen. Von
allen Ringschlagerrassen sind die Speelderke am kleinsten. Diese ehemals guten
Ringschlager waren vollstandig ausgestorben. Nach 1945 wurden sie durch
Kreuzungen von Zwergkropfern mit kappigen Tauben neu erzuchtet. Daraus ergibt
sich, dab die heutigen Speelderke dem ehemaligen Typus zwar auUerlich
entsprechen, die charakteristische Flugweise aber nicht mehr zeigen. Erst in den
letzten Jahren wird versucht, die Speelderke durch Einkreuzung von Anatolischen
Ringschlagern wieder zu ringschlagenden Tauben zu machen. Diese Rasse tragt
einen langlichen Kopf mit breiter und hoher Stirn. Eine Spitzkappe ist vorhanden
und lauft in einem Kamm am Hinterhals aus. Der Schnabel ist gut mittellang. Die
Augen sind meist dunkelrot, doch werden bei dieser Rasse gebrochene Augen immer
bevorzugt. Der Hals soll kurz und kraftig sein. Die Brust wird breit und voll
gewunscht. Rucken und Schwanz fallen in einer Linie leicht nach hinten ab. Die
Schwingen werden auf dem Schwanz liegend getragen. Die Beine sind mittellang,
FuUe und Zehen nackt. Die Zeichnung erweist sich als derjenigen der Belgischen
Ringschlager ahnlich. Bei farbigem Grundton sind 7U13 Schwungfedern, Bauch und
Unterleib von der Halfte der Brust an bis zum Schwanzansatz, Unterrucken und
eine halbmondformige Zeichnung auf der Oberbrust weib. Sie beginnt gleich hinter
den Augen in einer schmalen Linie und verlauft breiter werdend zum Vorderhals
hinunter, wo sie einen breiten Halbmond bildet. Dessen grobte Breite soll genau
in der Mitte liegen. Am Flugelbug befindet sich ferner eine Flugelrose. AuUerden
findet man weibe Federn in Form eines kleinen Herzens auf dem Oberrucken. Auch
mub noch eine kleine weibe Stirnschnippe, unmittelbar uber dem Schnabel
beginnend, vorhanden sein. OberU und Unterschnabel sind bei den Schwarzen,
Blauen und Dominant Roten schwarz, bei den anderen Farbschlagen blab bis
hellhomfarbig. An Farbschlagen gibt es Schwarze, Blaue mit schwarzen Binden,
Blaugehammerte, Rote, Gelbe und Rotfahle. Die Roten, Gelben und Rotfahlen
verfugen uber hellen Schwanz. Die dunklen Farbschlage weisen gleichfarbige
schwarze oder blaue Schwanze auf. Es soll fruher auch rein weibe Exemplare
gegeben haben.
SMYTER (Abb. 651), wiederum aus Belgien
stammend, drehen keine Ringe, klatschen aber mit ihren Flugeln. Sie entstanden
durch Kreuzungen von Ringschlagern mit starken Formentauben, sogar Montauban
wurden eingekreuzt. So sind Smyter heute eigentlich grobe Formentauben, die kaum
noch etwas mit den Ringschlagern zu tun haben. Fruher waren sie als
Wirtschaftstauben in der Provinz Antwerpen stark verbreitet, heute sind sie in
nur wenigen Zuchterhanden. Sie sind ziemlich grob und kraftig, ihr Gewicht
betragt 500U700 g. Der grobe Kopf zeigt eine stumpfe Spitzkappe, die nicht so
spitz auslauft wie bei den Ringschlagern, eher mahnenartig. Der Schnabel ist gut
mittellang, verhaltnismabig dunn und dunkel. Die Augen sind orangefarbig bis
rot. Der Hals ist kurz und dick, die Brust breit und voll. Die Schwingen ruhen
auf dem Schwanz. Schwanz und Rucken bilden eine leicht nach hinten abfallende
Linie. Die Beine sind mittellang, Laufe und Zehen unbefiedert. Einige kleine
Federn an den Laufen gelten nicht als Fehler. Man kennt nur Einfarbige in
Schwarz, Blau mit schwarzen Binden, Hellblau wie Dunkelblau, Blaugehammert und
Dunkelgehammert.
Die GRONINGER SLENKE oder SLENKTAUBE (Abb.
652) bildet den Abschlub der Spielflugtauben. Sie verkorpert eine sehr alte
Rasse, deren Ursprung mindestens bis ins 16. Jahrhundert zuruckreicht.
Verwandschaftlich steht sie sowohl den UrURingschlagern als auch dem Amsterdamer
Kropfer nahe. Die Sienken klatschen beim Flug laut mit den Flugeln, wobei sie
diese uber und unter ihrem Korper zusammenschlagen. Auch bei ihnen sind im
Herbst die Schwungfedern oft vollstandig zerschlissen. Diese Tauben schlagen
selbst noch auf dem Dach sitzend die Flugel uber ihrem Korper zusammen. Beim
Flug halt sich der Tauber meist uber seiner Taubin. Diese Tiere fliegen mit
ruckwarts gebogenem Hals, wahrend der Schwanz offen und etwas erhoben getragen
wird. Ihr Flug ist wellenformig. Sienktauben sind zitterhalsig. Den zweiten
Weltkrieg uberlebten nur sieben Taubinnen und ein Tauber auf einigen abgelegenen
Bauernhofen. Inzwischen ist die Rasse aber in Holland wieder in groberer Zahl
vorhanden, und auch bei uns haben sich Liebhaber gefunden. Die starkste
Verbreitung ist in der Umgebung von Groningen und Enschede zu registrieren.
Sienktauben sind mittelgrob. Ihr Vorderkorper ist breit mit hochgetragener
Brust. langem, sUformig nach hinten gebogenem Hals und kurzer Hinterpartie. In
Aktion trippeln die Tauben auf den Zehenspitzen. Sie haben ein sehr lebhaftes
TemperaU ment, das sich im Freiflug in einem merkwurdigen, bei keiner anderen
Rasse vorkommenden Flugstil auUert: Man unterscheidet die Flugbilder "Springen",
"Schwimmen" und "Segeln", die in weiten Kreisen, in standigem Auf und Ab, zum
Teil unter sehr lautem Klatschen, gezeigt werden. Der Kopf ist lang und schmal
mit hoher Stirn, dabei immer ohne Haube. Die Augen sollen nicht zu hoch im Kopf
liegen. Die Iris um die kleine Pupille ist zunachst rein weib und geht zum Rand
hin in Orangefarbig uber, auch bei den weiben. Der schmale Augenrand ist der
Gefiederfarbe angepaUt, der Schnabel mittellang und dunn. Rote und Rotfahle
weisen einen dunklen Schnabel auf, weibe einen fleischfarbenen. Bei den anderen
Farbschlagen ist er hellhornfarbig, wahrend nur Rotbindige dunkle
Schnabelflecken zeigen durfen. Die Schnabelwarzen sind nur wenig entwickelt. Der
Hals ist sehr lang und beweglich, dabei sUformig zuruckgebogen, so dab der Kopf
fast auf dem Rucken aufliegt. In Erregung zittert der Hals leicht. Die Brust ist
sehr breit, nach vorn hochgetragen und gut gewolbt, der Rucken breit und hohl.
Die kraftigen Flugel werden lose am Korper getragen und liegen neben den
Ortfedern an. Der kurze und breite Schwanz soll nach Moglichkeit den Boden nicht
beruhren. Die kurzen Beine sind ziemlich weit nach hinten angesetzt, Laufe und
Zehen unbefiedert. Das Gefieder ist voll, soll jedoch gut anliegen. Die
Schwingen sind vom Klatschen oft zerschlissen. Man unterscheidet weibe, Rote,
Gelbe, Rotfahle, Gelbfahle, Rotstreifige und Gelbstreifige. Rote, Gelbe,
Rotfahle und Gelbfahle verfugen uber helle Schwingen, Schwanz, Bauch und Rucken.
An der Unterbrust verlauft das farbige Gefieder allmahlich in weib. Die Fahlen
sind stets bindig, die Streifigen uberwiegend weib mit Ausnahme eines
halbmondformigen Brustbandes, farbiger Flugelbinden und einzelner farbiger
Federn auf den Flugelschildern, in Hals und Nacken. Bei einer hellen Variante
sind die Farbfelder der Streifigen noch mehr durch weib verandert.