19. JUGOSLAWISCHE, SERBISCHE UND KROATISCHE TUMMLER
Im
folgenden werden alle Rassen beschrieben, die im ehemaligen Konigreich
Jugoslawien entstanden sind.
Die Taubenzucht in Jugoslawien hat eine lange
Geschichte, begann mit dem Einfall der Turken im Jahre 1541. Ein turkischer
Reisender schrieb, er habe im Jahre 1666 die Stadt Sombor besucht und dort viele
Tauben beobachtet, die in grober Hohe flogen. Nachdem die Turken Jugoslawien
1687 wieder verlassen hatten, entstanden allmahlich die heutigen Taubenrassen.
Die Verbindungen zu jugoslawischen Zuchtern sind inzwischen so gut, dab fast
alle Rassen ausfuhrlich beschrieben werden konnen. Auf internationalen
Ausstellungen sind sie oft gezeigt worden, fur die meisten besteht ein
jugoslawischer Standard, und einige Rassen sind auch in Deutschland vorhanden.
Die meisten jugoslawischen Tummler sind langU oder mittelschnablig, nur wenige
kurzschnablig. Verwandtschaftlich stehen etliche den ungarischen Tummlern nahe.
Viele Rassen sind noch gute Flugtauben und fur den Hochflugtaubensport
interessant, vor allem die Serbischen Hochflieger, die inzwischen auch in
Deutschland ihre auUerordentlichen Flugleistungen bewiesen haben.
Die
BATSCHKAER TUMMLER (Abb. 440), fruher auch "Somborer TummlerUgenannt, stammen
aus der Batschka, der Region zwischen den Flussen Donau und TheiU in der
ungarischUjugoslawischen Tiefebene. Vor allem in Sombor sind sie verbreitet. In
ihrer Heimat werden als "Somborski Latac" bezeichnet. Bei uns sind sie als
Batschkaer Tummler anerkannt. Ihre Heimat gehorte fruher zu Ungarn. weshalb sie
oft den ungarischen Tummlern zugeordnet werden. Eine gewisse Uhnlichkeit mit dem
Szegediner Tummler ist auch nicht zu verkennen. Die heutigen Batschkaer Tummler
sind schnittige, mittelgrobe Tauben mit sehr langem Schnabel.
Der langgezogene, schmale Kopf erreicht seinen hochsten Punkt uber den
Augen. Stirn und Schnabel bilden eine ununterbrochene, flach ansteigende Linie,
von vorn gesehen ohne Kniff. Der Kopf wird von einer tief sitzenden, gut
anliegenden Haube mit Rosetten geziert. Die Augen sind bei allen Farbschlagen
perlfarbig mit ungewohnlich grober Pupille. Der schmale Augenrand ist je nach
Gefiederfarbe und Zeichnung graublau, blab oder gelblich, der sehr lange
Schnabel fleischfarbig: nur bei Einfarbigen und weibschwingigen ist ein dunkler
Schnabel gestattet. Den dunklen Farbschlagen der Geelsterten wird ein dunkler
Schnabelstipp zugestanden, ein heller jedoch angestrebt. Die Nasenwarzen sind
langlich und zart. Der mittellange Hals verjungt sich nach oben und wird zum
Kopf hin sehr schlank. Die gerundete Brust wird etwas angehoben getragen. Der
schmale Rucken fallt nach hinten etwas ab. Die schmalen Flugel werden gut
geschlossen auf dem Schwanz liegend getragen und stehen am Bug etwas vor. Die
Laufe sind mittellang und immer glattfuUig: die KrallenU soll der
Schnabelfarbung entsprechen. Zum Farbschlagrepertoire gehoren Einfarbige in
weib, Schwarz, Braun, Rot, Gelb, Blau mit schwarzen Binden, Blaufahl, Braunfahl,
Rotfahl, Gelbfahl und Silber, weibschwingige, die farbig mit weiben
Handschwingen sind, und Geganselte, die der Standard "Geelstert" nennt. Farbig
sind bei diesen Kappe, Hals, Brust, Schultern (Ruckenherz) und Schwanz mit Decke
und Keil. Diese Zeichnungsversion variiert in Schwarz, Braun, Rot, Gelb, Blau
und Silber. In Jugoslawien werden auUerdem noch Gescheckte, Bunthalsige und
Gestorchte gezuchtet. Die Silberfarbe dieser Rasse ist ein sehr helles Grau, wie
mit Reif uberzogen, das gleichmabig sein soll. Flugstamme konnen sich bei gutem
Wetter bis zu sechs Stunden in der Luft halten.
Die BATSCHKAER PURZLER (Backi prevrtac: Abb.
441) stammen aus der jugoslawischen Stadt Backa Palanka und deren Umgebung. Der
Kopf dieser kleinen Taube ist abgerundet, entweder glatt oder mit Muschelhaube
versehen. Die Augen sind perlfarbig, der Augenrand etwa 2 mm breit und hell. der
Schnabel mittellang und hell. Die Schnabelwarzen sind nur wenig entwickelt und
weib gepudert. Die Brust tritt etwas hervor und ist schon gerundet. Der Rucken
fallt nach hinten leicht ab. Die Flugel liegen gut am Korper an und werden auf
dem schmalen Schwanz aufliegend getragen. Die Beine sind kurz, Laufe und FuUe
unbefiedert. Jeweils einfarbig werden die Farbschlage Schwarz, Rot, Gelb, Dun
und weib gezuchtet. Diese Tauben fliegen in unterer Hohe und purzeln mehrfach
hintereinander.
Die BLAUGEELSTERTEN SOMBORER TUMMLER (Somborski Plavosrcasti Letac; Abb.
442) sind seit 1928 bekannt. Sie stammen vom Topoljaner Hochflieger ab und
entstanden, nachdem Szegediner Tummler eingekreuzt worden waren. Die Somborer
stellen reichlich mittelgrobe Tauben mit 24 bis 26 cm langem schnittigen Korper
dar. Der Kopf und die Stirn sind abgerundet. Zum Schnabel hin verjungt sich der
Kopf, den eine Rundkappe ziert. Die Augenfarbe ist gelborange, der Augenrand
schmal und von gelblicher Farbung. Der Schnabel ist 24U26 mm lang und immer
dunkel, der Hals voll, mittellang und verjungt sich zum Kopf hin nur gering. Die
Brust ist gut entwickelt, schon abgerundet und breit. Die langen Flugel werden
aul dem Schwanz aufliegend getragen. Die Beine sind mittellang, Laufe und FuUe
unbefiedert, die Krallen dunkel. Es existieren lediglich Blaue mit weibkopfigei
Elsterzeichnung. Die blaue Farbe soll so hell wie moglich sein. Die Kappe ist
farbig. der Schwanz etwas dunkler und zeigt eine dunkle Schwanzbinde.
Die BELATSCHTEN SOMBORER HOCHFLIEGER (Somborski Visokletac oder
Somborski Kruznoletac: Abb. 443) sind seit 1957 als Rasse anerkannt. Sie wurden
aus Kreuzungen von Danziger Hochfliegern, Szegediner, Konigsberger und
Budapester Tummlern herausgezuchtet. Stets reinweib, sind diese Tauben
mittelgrob. stark belatscht und breitbrustig. Der Kopf ist abgerundet mit
ansteigender Stirn und immer ohne Haube. Die Augen zeigen eine marmorweibe Iris.
Der Augenrand i^t schmal und dunkelblau, der Schnabel mittellang, der Hals kurz.
Die breite Brust soll hervortreten. Der kurze Rucken fallt zum Schwanz hin
leicht ab. Die langen Flugel werden auf dem Schwanz liegend getragen und
erreichen fast dessen Ende. Die Beine sind kurz, Laufe und FuUe stark belatscht.
Diese Tauben sind auch noch als Flugtummler zu verwenden und konnen in fest
geschlossenen Trupps einige Stunden fliegen.
Die TOPOLJANER HOCHFLIEGER (Backtopolski
Visokoletac; Abb. 444) eignen sich als Hochflugtauben, stellen aber auch edle
Ausstellungstauben dar. Ihre Heimat ist die Stadt Backa Topola, unweit von
Sombor gelegen. Es handelt sich um eine alte Rasse, die aus Szegediner Tummlern,
gekreuzt mit einheimischen Flugtauben, entstanden sein soll und mittelgroben,
schlanken Typ reprasentiert. Der Kopf ist langlichrund und mit breiter Rundhaube
versehen. Die Augen sind dunkel hei Geganselten, hell bei Einfarbigen und
Bindigen. Der reichlich mittellange Schnabel ist hornfarbig bei Geganselten und
der jeweiligen Gefiederfarbe angepaUt bei Einfarbigen. Der mittellange Hals
tritt voll aus der Brust hervor und verjungt sich zum Kopf hin. Die Schwingen
werden leicht auf den Schwanzseiten getragen. hangen bei Flugtieren mitunter
auch leicht neben dem Schwanz. Die Beine sind mittellang, Laufe und Zehen
unbefiedert. Ihre Zeichnung ist wiederum geganselt. Farbig sind dabei der Hals
mit Kappe, ein Herz auf dem Oberrucken und der Schwanz. Alle Hauptfarben
befinden sich in zuchterischer Obhut, am haufigsten sind Blaue. weib ist der
Kopf mit einem groben Latz am Vorderhals. Neben Gegansell sind auch Einfarbig
und Bindig in allen Farbmoglichkeiten anzutreffen.
Die ZRENJANINER HOCHFLIEGER (Zrenjaninski
Prugasti Visokoletac: Abh. 445) sind seit etwa 60 Jahren bekannt. Sie entstanden
aus Kreuzungen von Szegediner Tummlern mit Danziger Hochfliegern und Nischer
Tummlern. Diese Tauben, 1967 auch in Leipzig bei einer internationalen Schau
ausgestellt, sind mittelgrob, dabei etwa 33 bis 36 cm lang. Ihr Kopf ist
abgerundet, mit hoher Stirn und von einer Rundhaube versehen. Die Augen sind
hell, der schmale Rand blab bis rotlich. Der mittellange Hals tritt voll aus der
Brust hervor und verjungt sich zum Kopf. Der Rucken fallt nach hinten leicht ab.
Die langen Flugel ruhen auf den Schwanzseiten. Der lange und breite Schwanz
besteht aus 14 bis 18 Steuerfedern. Die Laufe sind kurz und unbefiedert. Diese
Rasse wird vorwiegend in Bindig gezuchtet, namentlich in Blau mit schwarzen
Binden, Fahl mit roten oder gelben Binden und Braunlich mit dunklen
Flugelbinden, neuerdings aber auch einfarbig in allen Spielarten, und sie gilt
als Flugtaube. Die SERBISCHEN HOCHFLIEGER (Srpski Visokoletac: Abb. 446) sollen
turkischer Herkunft und von der Turkenbesetzung zuruckgeblieben sein. Ihre
Heimat ist Serbien um die Stadte Belgrad, Nis, Zemun und Kaljevo. Diese Tauben
sind
mittelgrob. Der gestreckte Kopf mit
ausgepragter Stirn wird von einer breiten, schauU felformigen Haube eingerahmt.
Der mittellange und kraftige Schnabel von bedeutungsloser Farbung wird geneigt
getragen. Die Schnabelwarzen sind nur schwach entwickelt, die Augen hell, bei
weiben Tieren auch dunkel. Der Hals ist mittellang und kraftig, der Rucken lang
und breit. Die Flugel sind lang und kraftig. Die Schwingen werden auf dem
verhaltnismabig langen Schwanz liegend getragen, der die Schwingen um etwa 2 cm
uberragt und aus mehr als 12 Steuerfedern besteht. Die Laufe sind mittellang,
kraftig und glattfuUig. Diese Rasse kommt einfarbig in allen Variationen,
auUerdem auch schildig, bindig und mit Bartchen vor und demonstriert sehr gutes
Flugvermogen.
Die BELGRADER HOCHFLIEGER (Beogradski
Visokoletac: Abb. 447) sind eine lokale Abwandlung der Serbischen Hochflieger,
von denen sie sich kaum unterscheiU den. Im Vergleich sind Korper und Schnabel
kurzer. Der Kopf ist abgerundet, mit schaufeiformiger Haube am Hinterkopf, der
Hals mittellang und voll. Die Schwingen werden auf dem Schwanz liegend getragen.
Die Laufe sind kurz, dabei immer glattfuUig. Wiederum hat sich ein breites
FarbenU und Zeichnungsspektrum herausgebildet: Einfarbig in Schwarz, weib,
Kaffeebraun, Kupferfarbig, Rot, Gelb, Hellgrau. Silber, Dun, sodann Bindig in
Blau, Silber und Fahl, ferner Bartchen, Gescheckte. weibschwingige, weibschwanze
und Geganselte. Belgrader Hochflieger wurden schon auf einer Schau in Leipzig
gezeigt.
Die NISCHER TUMMLER (Niski Visokoletac; Ahh.
448) stammen aus der Stadi Nis, werden seit der Zeit der Turkenherrschaft fast
unverandert gezuchtet und von ihren Zuchtern oft "Turken" genannt. Ihr Korperbau
ist robust, der Kopf abgerundet und mit voller Stirn sowie mit sparlicher Haube
versehen. Nur die weibschlagUweibschwanze verfugen uber vollere Haube. Die
Farbung des mittellangen Schnabels entspricht derjenigen des Gefieders. Augen
und Augenrand sind hell, der Hals mittellang und voll. Die gut entwickelte Brust
tritt hervor, die langen Schwingen ruhen auf dem Schwanz. Man differenziert
zwischen Einfarbigen in allen Farben und weibschwanzen,
weibschlagUweibschwanzen, weibkopfen mit weiben Schwanz und weiben Schwingen,
Tigern sowie Schecken.
Die WAITZENER TUMMLER (Vrsacki Prevrtare; Abb
449) entstammen der Stadi Vrsac, die fruher zu Ungarn gehorte, und wurden schon
1903 von Lavalle beschrieben. Nach Uberlieferungen sind sie aus Kreuzungen von
Komorner und asiatischen Tummlern entstanden. Es handelt sich um kleine,
gedrungene Tauben mit kurzen. unbefiederten Laufen. Der rundliche Kopf mit hoher
Stirn zeigt eine kleine Rundhaube. Der mittellange Schnabel ist in seiner Tonung
von der Gefiederfarbe abhangig. Die Augen sind hell; nur Reinweibe haben dunkle
Augen, umgeben von ziemlich stark entwickelten und fleischfarbigen Augenrandern.
Der Hals ist kurz und voll, die Brust recht breit. Die Schwingen liegen auf dem
Schwanz. Diese einfarbig und gescheckt gezuchteten Tiere purzeln beim Flug.
Die STAPARER TUMMLER (Staparski letac: Abb. 450) gingen aus Szegediner
Hochfliegern hervor. Ihre Heimat ist die Stadt Stapar und deren Umgebung. Klein,
zart. lebhaft und temperamentvoll sind ihre augenfalligsten Eigenschaften. Der
Kopf ist gut abgerundet, der Schnabel knapp mittellang. Die Augen sind hell bei
Einfarbigen und dunkel bei Geganselten sowie weiben und werden von breiten
Augenrandern umgeben. Den Kopf ziert eine kleine Haube, die mahnenartig in das
Halsgefieder ubergeht. Die breite Brust tritt zudem hervor. Die Schwingen werden
auf dem Schwanz liegend getragen, der mit dem Rucken eine abfallende Linie
bildet. Die Laufe sind mittellang und unbefiedert. Zu unterscheiden sind
Einfarbige. Geganselte, Gestorchte und Kranzhalsige in allen Farbvariationen.
Die NOVI SADER TUMMLER (Novi Sadski
Jednobojni: Abb. 451) sind mittelschnablig und sollen durch Kreuzungen von
Szegediner Tummlern mit Konigsberger Reinaugen erzuchtet worden sein. Sie
prasentieren einen abgerundeten Kopf mit steiler Stirn und Rundhaube. Die Augen
sind bei weiben dunkel, ansonsten hell, ihre Rander zweireihig und von heller
bis gelblicher Farbe. Der Hals ist kurz und voll, die Kehle aber gut
ausgeschnitten. Die volle und runde Brust tritt etwas hervor. Die mittellangen
Flugel werden auf dem Schwanz aufliegend getragen. Der Schwanz fallt mit dem
Rucken in einer ununterbrochenen Linie ab. Die Laufe sind kurz, meistens
unbefiedert, gelegentlich schwach belatscht. Die Farbschlagspanne reicht von
Einfarbigen in Schwarz, Rot, Gelb, weib und Schokoladenbraun bis zu Bunthalsigen
in Rot, Gelb und Schwarz.
Die SZABADKAER TUMMLER (Suboticki Visokoletac;
Abb. 452), manchmal auch "Suboticaer Tummler" geheiUen, kommen aus der dieser
Zweitbenennung zugrundeliegenden Stadt Subotica. In ihrer Gesamterscheinung dem
Szegediner Tummler ahnlich, zeigen diese mittelgroben Tauben einen kleinen und
wurfelformigen Kopf mit Haube. Der Schnabel ist mittellang und dick. Die Augen
sind hell: nur blaue Tiere zeigen eine gelbliche Iris. Die Flugel ruhen auf dem
Schwanz. Einmal mehr sind Einfarbige in allen Farbvarietaten an der
Tagesordnung, ferner Geelsterte. Gescheckte und Gestorchte. Die Gescheckten sind
weib und tragen an Hals und Kopf einige kleine farbige Federn, so dab sie auch
als "kranzhalsig" bezeichnet werden. Die Geelsterten verfugen uber einen weiben
Kopf. AuUerdem sind weibkopfe, weibschwanze, weibschlage und Monchgezeichnete in
allen Farben zu registrieren. Diese Tauben konnen zwei bis drei Stunden in
grober Hohe fliegen.
Die SZABADKAER ZITTERHULSE (Suboticki Drhtavi
Colub: Abb. 453) sind nicht identisch mit den Zuvorgenannten. Ebenfalls in
Subotica entstanden, sind sie mittelgrob und mit einer Haube ausgestattet. Die
Augen sind dunkel, ihr Rand
schmal und ebenso getont. Der Schnabel ist mittellang und hell, der Kopf
rund, der lange Hals sUformig nach hinten gebogen (Schwanenhals) und in Erregung
zitternd. Die runde Brust tritt durch den nach hinten gebogenen Hals stark
hervor. Der Rucken ist kurz und hohl. Die Flugel ruhen auf dem mittellangen
Schwanz. Die Beine sind kurz und glattfuUig. Diese Tauben sind geelstert oder
geganselt: Gesicht und Latz sind weib, ebenso ist ein kleines Feld uber dem
Schnabel vorhanden, auf das die farbige Stirn folgt. weib sind auch die
Schwungfedern, wahrend der Schwanz weib oder farbig sein kann. Pigmentiert sind
Stirn mit Haube, Hals, Brust, Rucken, Flugel und Unterleib. Es gibt auch Tiere
mit weiben Flugeln, die ein farbiges Ruckenher? zeigen. Schwarz, Rot, Gelb und
seltener Blau stellen die Farbpalette dar. Merkwurdig ist die Stimme dieser
Tauben, da ihren Lauten das "R" fehlt.
Die MAZEDONISCHEN STURZFLUGTAUBEN (Makedonski Prevrtac; Abb. 454) sind
auch auUerhalb ihrer Heimat haufig anzutreffen. Ihr eigentlicher Ursprung durfte
in der Turkei zu finden sein. Man kennt sie auch als Selanik, Dunek, Ozydikas
usw. Es handelt sich um reichlich mittelgrobe und langgestreckte, immer
glattkopfige Tauben. Die Augen sind ebenso wie die schmalen Augenrander hell.
Die Variabilitat der Laufstruktur ermoglicht ebenso glattfuUige, behoste wie
bestrumpfte Tiere. Der Schwanz besteht aus mehr als 12 Steuerfedern, oft mit
einer Doppelfedei in der Mitte. Die langen Flugel werden auf dem Schwanz liegend
getragen. Alle Farbvarianten sind in den Zeichnungsvariationen Einfarbig und
Gescheckt gelaufig. Zum Flug ruft der Zuchter zwei, drei oder auch vier Tauben
herbei, indem er mit einem Stock auf sie zeigt. Diese Tiere verlassen den Schlag
und steigen auf. Wird eine Locktaube gezeigt, sturzen sie mit angelegten Flugeln
herab. Auffallend beim Flug ist, dab sich einzelne Tauben plotzlich drehen und
in entgegengesetzter Richtung weiterfliegen. Auch drehen sie sich bisweilen um
die eigene Achse. verlieren dabei an Flughohe und kommen sich standig
weiterdrehend herunter. Uhnliches Verhalten zeigen die Wuta aus Griechenland und
der Turkei: Auch sie konnen sehr hoch aufsteigen und kommen mit wenigen
Drehungen im Sturzflug herunter.
Die NOVI SADER KURZEN (Abb. 455)
verkorpern eine neuere Zuchtung, die au^ Novi Sader Mittelschnabligen Tummlern
durch Kreuzung mit Altstammern hervorgegangen ist und auf internationalen
Ausstellungen schon gezeigt wurde. In formlicher Hinsicht dem Altstammer
ahnlich, prasentiert diese Rasse einen runden
Kopf mit hoher und breiter Stirn, dessen hochster Punkt uber den Augen
liegt. Eine Rundhaube ist immer vorhanden und soll bis zum hochsten Punkt des
Kopfes reichen. Der Schnabel ist kurz, breit und hell: nur bei dunklen
Farbschlagen ist ein Stipp erlaubt. Die Lange des Schnabels betragt 6U10 mm.
Novi Sader Kurze weisen Perlaugen auf; nur weibe Tiere haben dunkle Augen. Der
Augenrand wird breit, dick und gelblichUweib gefordert. Der Hals ist leicht nach
hinten gebogen und soll zur Brust hin breit auslaufen. Der Rucken fallt leicht
nach hinten ab. Der Schwanz ist mittellang, etwas langer als die Flugel. Diese
Tauben haben kurze Beine und sind immer glattfuUig. An Farbschlagen sind
Schwarz, Rot, Gelb, weib und Dunfarbig zu unterscheiden, und auch Blaue und
weibschwingige sind vorhanden.
Weniger bekannt, zumindest als Ausstellungstauben, sind die SISAKPURZLER
(Abb. 456) aus der gleichnamigen Stadt. Diese kleinen Tauben kommen geganselt
und einfarbig vor, verfugen uber eine Haube und sind glattfuUig. Der Schnabel
ist mittellang. Die Flugel werden auf oder unter dem Schwanz getragen. Dem
ungarischen Felegyhazer Tummler auUerlich ahnlich, handelt es sich um vorwiegend
purzelnde Flugtauben.
Die PRISTINATUMMLER (Abb. 457),
langschnablige Flugtauben, kommen aus der Stadt gleichen Namens und werden in
vielen Farbschlagen gezuchtet. Ihre Korperform ist lang.
Die
SARAJEWOROLLER (Abb. 459) stammen vom Smyrnaer Roller ab und sind immer
glattfuUig sowie glattkopfig. Ihr Schwanz besteht aus mehr als 12 Steuerfedern
und wird erhoben getragen. Die Schwingen hangen unter dem Schwanz. Als
Einfarbige kommen sie auch in solch dunkelblauem Farbton vor (smoky), dab sich
die schwarzen Binden auf den Flugeln nur noch schwach sichtbar abzeichnen. Sie
weisen einen hellen Schnabel auf.
ZAGREBER ROLLER (Abb. 458) sind mittelgrobe, kappige und dem
Orientalischen Roller ahnliche Tauben mit langlichem Kopf. Ihr Hinterkopf wird
von einer Muschelhaube geziert. Die Flugel werden hangend, der aus 14 bis 18
Steuerfedern bestehende Schwanz leicht angehoben getragen. Die Beine sind kurz.
Farbige Tiere haben helle Augen, weibe kommen mit hellen oder auch dunklen
Iriden vor. Bekannt ist diese in allen Farbschlagen gezuchtete Rasse seit 1929.